Lux Aeterna (German Edition)
ehemaligen Mentor. Man konnte Gott eben doch nicht überlisten!
Nachtleben
In dem exklusiven Londoner Nachtclub The Cube dröhnte die Musik aus den Boxen. Bunte Lichter zuckten über die Tanzfläche. Es war kurz vor Mitternacht. Die Party war nur für wenige eingeladene VIPs gedacht. Einmal mit Monat gab es solche Payback-Partys hier, doch die waren nur den gut zahlenden Clubmitgliedern vorbehalten, die einen Clubausweis vorlegen konnten und den Club mindestens zwölf Mal zuvor besucht hatten. Die Getränke gingen dann aufs Haus, ebenso wie das Roulettespiel in den hinteren Räumen. Zwischen den eleganten Gästen auf der Tanzfläche huschten schwarz gekleidete, attraktive Servicekräfte beiderlei Geschlechts eifrig hin und her. Doch diese Bediensteten taten mehr, als nur Getränke zu servieren. Sie beobachteten. Es war kurz vor Mitternacht. Die Party neigte sich ihrem Höhepunkt zu und der DJ heizte die Stimmung noch einmal kräftig an. Weißer Nebel schlich sich auf die Tanzfläche, umspielte die Füße der Gäste und stieg langsam höher. Schwarzlicht wurde eingeschaltet und zauberte ein lebendiges Schattenspiel. Ein Gast nach dem anderen wurde umarmt von einem dieser Schatten und verschwand im Nebel.
„Deine Leute lassen sich ja echt was einfallen“, murmelte Leander Knight und warf die Times auf den Tisch, der vor dem alten Landhaus stand.
Jason Dawn sah ihn erstaunt an. Er saß auf einer Bank vor dem Haus und hatte seine Gefährtin Miriam beobachtet, die den Garten des Hauses in ein Meer voller blutroter Rosen verwandelt hatte und daraus jetzt einen Strauß zusammensuchte. Es war Sommer, und man hätte meinen können, dass ein ganz normales junges Paar in diesem schönen, alten Haus im altenglischen Stil wohnte. Jason nahm die Times , die auf Seite drei von einigen verschwundenen High-Society-Mitgliedern berichtete.
„Wieso sollten das meine Leute sein?“, fragte er skeptisch.
„Seit eure Rasse wieder im Untergrund lebt, haben vielleicht einige von euch Lust auf eine zusätzliche Versorgung, oder was denkst du?“, stichelte Leander weiter.
Der Fürst der Neuzeitvampire zog missmutig die Brauen zusammen. „Wir sind Vampire, was verlangst du?“, knurrte Jason.
„Dass ihr euch möglichst unauffällig verhaltet, wenn ihr überleben wollt!“, lautete die Antwort. „Überleben! Du sagst es. Ich kann ihnen das Jagen nicht verbieten“, sagte Jason in ärgerlichem Tonfall.
„Dann versuch, es wenigstens unter Kontrolle zu halten“, schlug der Halbengel jetzt vor.
Jason stand auf. „Also gut, ich werde mir anschauen, was in London vor sich geht“, versprach er und ging hinüber zu der bezaubernden Frau, die ihr blasses Gesicht in einem Strauß der herrlich duftenden Rosen verbarg. Leander sah, wie sie sich küssten und verließ die beiden.
Charlene Morrow, genannt Charly, war im Nachclub The Cube angestellt. Sie war ein exotischer Typ thailändischer Abstammung mit mandelförmigen Augen und zart gebräunter Haut.
„Ich finde diese Partys ja toll, aber das Aufräumen hinterher ist echt lästig“, sagte sie gerade zu ihrer Kollegin und fuhr mit dem Finger durch eine der Lachen auf dem Boden. Sie leckte die rote Flüssigkeit ab. „Warm schmeckt es besser“, murmelte sie.
„Du bist aber auch gierig“, lachte Leila, die das ganze Gegenteil von der hübschen Asiatin war. Leila war groß mit platinblonden, kurzen Haaren und riesigen, braunen Augen.
„Na ja“, meinte Charly zur schulterzuckend. „Wenn doch soviel übrig bleibt.“
Die beiden Ladies mussten lachen. Das Lachen verging ihnen allerdings schlagartig, als Adrian Rivers, der Clubbesitzer, zu ihnen trat. Vom menschlichen Alter her war er etwa Anfang Vierzig mit einem markanten Gesicht und durchtrainiertem Körper. Adrian war einer der wenigen Grenzgängervampire und verfügte über eine dreihundertjährige Macht. Die Hybriden verachtete er insgeheim. „Denkt daran, dass alles bis heute Abend sauber sein muss“, meinte er nur verächtlich. Gerade wollte er sich abwenden, als er innehielt. „Und noch etwas… Das nächste Mal bitte nicht so viele. Die Presse ist schon aufmerksam geworden“, sagte er mit einem drohenden Unterton in der Stimme. Die beiden jungen Hybridenvampirinnen nickten und gingen wieder an die Arbeit.
* * *
Das Nachtleben von London glich einem Hexenkessel, vor allem an den Wochenenden. Es war kein Zufall, dass Jason Dawn das Cube fand. Zwar waren ihm einige von seiner
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