Lux Aeterna (German Edition)
aus den Staaten und Europa. Diese Zielpersonen nahmen sich die Grenzgänger vor, während Jason und sein Mentor auf die Insel reisten. Der Vampir schlich sich in der Nacht mit den Schatten ein, der Halbengel aus Atlantis reiste per Gedankenkraft. Im Gepäck hatten sie die Waffen der Einhörner.
Nichts und niemand konnte die beiden großen Gestalten aufhalten. Die Wachleute nahmen sie nicht war. Für die Kameras waren sie nur kurzzeitige elektronische Störungen. Das Gebäude war nicht sehr groß. Der gesuchte Raum war ein kaltes und liebloses, in laborgrau gestrichenes, schmuckloses Zimmer. Als die beiden ungleichen Männer vor den Wiegen der Kinder standen, schauten diese sie nur an, sie weinten nicht einmal.
Ihre Augen waren nicht menschlich zu nennen. Sie waren stumpf wie Kieselsteine und von einem intensiven Schwarz. Jason beschlich ein ungutes Gefühl und auch der Atlanter zögerte kurz, doch dann führten sie ihren Plan aus.
Das Blut an den silbrig schimmernden Waffen war fast schwarz und zähflüssig wie klebriges Gel. Die beiden Männer sahen sich an.
„Wir müssen das Serum finden und vernichten!“, sagte Leander.
Jason nickte. „Besser das gesamte Labor!“, antwortete er und schlug die gleiche Lösung wie beim ersten Anschlag vor. Gemeinsam machten sie sich auf die Suche nach der Stromversorgung. Die Generatoren lagen entfernt in einem separaten Gebäude und das Notstromaggregat wurde noch mit Dieselkraftstoff angetrieben. Ein paar Kanister davon würden genügen.
Wenig später brach ein verheerendes Feuer auf dem paradiesischen Eiland aus. Nur vier Wachleute überlebten das Inferno und entkamen in einem Motorboot.
In der gleichen Nacht töteten die Grenzgänger die machtbesessenen Vorstände der Organisation. Da diese sich nicht freiwillig den Vampiren ergaben, konnten Grenzgängerbisse sie nicht transformieren, sie starben einfach. Jetzt musste noch die Tarnung der Organisation, die Labore und der Rest der eingeweihten Belegschaft beseitigt werden. Es waren viele Nächte, in denen die Schatten ihren Durst stillten. Nächte, in denen seltsame Unfälle geschahen, Brände ausbrachen und Menschen spurlos verschwanden. Nach einer Woche hatte das üble Spiel um die Macht ein Ende. Ein Aufatmen ging durch die Reihen der Vampire. Doch aus Angst vor Entdeckung und Vernichtung durch das Engelsblut hielten sie sich weiter im Schutz der Nacht auf, zurückgeworfen an die Anfänge ihrer Evolution.
* * *
In der alten Magie ist das Blut der Träger der Seele, doch im Falle von Leander Knight war das anders. Die Veränderung in ihm ging schleichend vor sich. Auch Jason Dawn hatte bemerkt, dass sein Mentor nicht mehr so wie früher war, obwohl Leander ihm bislang nichts von seinem kleinen Experiment erzählt hatte. Da der Cadre Noir nicht mehr existierte, war die Verbindung zwischen ihnen eigentlich gelöst und aufgehoben. Doch Jason spürte, dass der Halbengel genau wie er auf der Suche war, auf der Suche nach Erlösung aus diesem Schicksal.
Es war wieder einmal ein regnerischer Tag in den Cheviot Hills, dunkle Wolken zogen über das englisch-schottische Grenzland und tauchten es in ein dämmrig-graues Licht. Den ganzen Tag hatte die Sonne sich nicht blicken lassen. In den großen Pfützen spiegelten sich die umliegenden Hügel.
Der heftige Wind zerrte an den Büschen und dem Efeu, dass ein Drittel des alten Landhauses bis zum Dach bedeckte. Ein loser Fensterladen klapperte in einem unregelmäßigen Rhythmus. Einer der ersten Herbststürme zog über das Land.
Leander Knight war bei dem Fürstenpaar der Neuzeitvampire zu Gast, um über den Verbleib der Einhornwaffen zu beraten. Er wiegte das schimmernde Horn in seinen Händen. Es war leichter als ein Dolch, schien so zerbrechlich zu sein und doch so tödlich.
„Der Kader hat wohl gehofft, dass wir uns damit gegenseitig vernichten“, mutmaßte Leander jetzt. „Möglich“, gab Jason zu. „Doch die Dinge haben sich ganz anders entwickelt.“
Leander stimmte zu. „Allerdings können wir den Menschen nicht einmal beweisen, welch großartigen Dienst wir ihnen erwiesen haben“, sagte er und stand aus dem schweren Ledersessel auf.
„Vielleicht sollte es uns nur zeigen, dass auch wir Vampire für irgendetwas gut sind?“, bemerkte Miriam jetzt völlig ohne Spott.
Jason schüttelte lächelnd den Kopf. Seine Gefährtin schien immer noch eine winzige Spur menschlich zu sein.
Leander nahm einen tiefen Atemzug. „Was soll jetzt damit
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