Lux Aeterna (German Edition)
Leander schauderte bei dem Gedanken.
Jason musste innerlich zugeben, dass er gegen die vererbten Instinkte seiner Rasse machtlos war. Dennoch musste er diesen Grenzgänger aufhalten.
„Zum letzten Mal. Hör mit diesen Spielchen auf“, forderte er.
Adrian schüttelte den Kopf. „Hör lieber auf mir zu drohen. Sonst könnte deine Fürstin bald Teil dieses Spielchens sein.“
Jason schaute ihn mit einem vernichtenden Blick an. „Was soll das heißen?“
„Miriam befindet sich in meiner Gewalt, wenn du es genau wissen willst. Und das hier auch…“ Adrian öffnete die Schreibtischschublade vor ihm und holte die Waffe der Einhörner heraus.
Jason erstarrte. „Die andere ist gerade auf deine Gefährtin gerichtet.“
Leander hatte sich bei diesen letzten Sätzen des Grenzgängers erhoben. Mit dieser üblen Wendung hatte er nicht gerechnet. In Gedanken empfing er Jasons Bitte, Miriam zu finden. Noch ehe Leander das Büro verlassen konnte, hatte Jason den Clubbesitzer angegriffen. Leander machte sich eilig auf die Suche nach der Fürstin.
* * *
Er fand Miriam schwer verletzt in einem Kellerraum des Clubs. Adrian hatte bereits telepathisch den Befehl zu ihrer Vernichtung gegeben. Leander sah sofort, dass er ihr nicht mehr helfen konnte. Bevor sie zu Staub zerfiel, warf sie ihm noch einen flehenden Blick aus ihren schönen Augen zu. Der Atlanter eilte zurück in das Büro des Clubbesitzers. Adrian lag mit zerfetzter Kehle auf dem Boden, doch auch Jason hatte es böse erwischt. Zwar hatte das Horn sein Herz knapp verfehlt, doch die linke Seite aufgerissen. Er hatte viel Blut verloren. Leander entschloss sich zu einer Lüge.
„Sie ist in Sicherheit“, sagte er leise auf Jasons fragenden Blick hin. Er kniete neben ihm und versuchte, die Blutung zu stillen. Inzwischen waren einige Angestellte eingetroffen. Der Kampf war nicht unbemerkt geblieben. Charlene und Leila kamen in das Büro ihres Chefs und erstarrten. Leander sah kurz auf. „Habt ihr Vorräte im Haus?“, fragte er.
Charly nickte.
„Na, los, dann her damit“, befahl er.
Die beiden Hybridenvampire liefen in den Kühlraum und kamen wenig später mit einigen Flaschen zurück. Leander versuchte, dem Verwundeten deren Inhalt einzuflößen, doch Jasons Kopf sank leblos zur Seite. Es war zu spät. Unbemerkt steckte der Halbengel die Waffe ein, die seinen Freund getötet hatte und wandte sich den beiden Damen zu, die das Geschehen immer noch beobachteten. „Räumt hier auf!“, wies Leander sie an und seine Stimme duldete keinen Widerspruch. „Die Überreste des Fürsten und seiner Gefährtin nehme ich mit. Und in Zukunft – keine Partys mehr. Sonst endet ihr alle so!“
Die beiden Ladies nickten nur stumm.
Ihre letzte Ruhestätte fanden Miriam und Jason auf ihrem Landsitz. Leander legte Miriams geliebte Rosen auf die Urnengräber im Garten. Kein Kreuz oder Engel markierte diese Stelle, nein, die kleine, steinerne Statue eines steigenden Einhorns.
Der Halbengel blickte sich noch einmal um. Der teilweise heftige Wind in dieser menschenleeren Gegend spielte in seinen langen Haaren. Leander hatte die letzten Angelegenheiten geregelt. Dieses Haus würde niemand mehr bewohnen. Der Rosengarten würde verwildern und das Efeu die letzten freien Stellen des Gemäuers überwuchern. Niemand würde ahnen, dass hier ein Fürstenpaar der Vampire schlief, das sein Schicksal mit einem anderen Paar teilte – mit dem von Rabea und Nolan.
Der Atlanter kannte die Historie der Vampire besser als jede Chronik. Er hatte sie erlebt. Leander Knight war älter als die Menschheit selbst und sein jetziges Schicksal hatte er selbst bestimmt. In ihm lebte ein Teil des Fürsten Jason Dawn weiter.
Die Zukunft
Der Azraelit
Geboren unter dem zweiten Mond von Atlantis, gezeugt von einem gefallenen Engel und einer Menschenfrau, wurde Leander Knight in den Dienst des Cadre Noir, des höchsten Gerichts der Vampire gestellt, als Wächter für die mächtigen, alten Fürsten dieser Rasse. Um sich selbst von seinem Fluch zu erlösen, trank er mit Wein vermischt das Blut des Fürsten der Neuzeitvampire Jason Dawn. Von dieser Stunde an besaß er die Macht, einen Vampir aus seinem Dasein der Dunkelheit zu befreien. Aber nur, wenn ein menschliches Wesen aus Liebe an seine Stelle treten würde. Er wurde zum Engel der Untoten, wandelte unter den Schattenkindern, sah ihr Leid und ihre Sehnsucht nach Erlösung. Aber die Menschen fürchteten sie, obwohl sie
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