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Lux Aeterna (German Edition)

Lux Aeterna (German Edition)

Titel: Lux Aeterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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hatten und in kleinen Widerstandszellen in ganz Europa existierten, galten bei den fürstentreuen Vampiren offiziell als Geächtete. Xavier war dafür bekannt, dass er die „Fertignahrung“ ablehnte und sich nach wie vor auf Frischblut stürzte. Den menschlichen Ordnungshütern waren die Hände gebunden, denn nicht einmal diese durften von den Vampirrassen wissen und tappten bei so manchen dubiosen Todesfällen im Dunkeln. Die Zahl ungelöster Fälle in den Großstädten stieg unaufhaltsam an und wurde offiziell mit Bandenkriegen oder mysteriösen Unfällen erklärt.
    Der Atlanter selbst, den so etwas wie Freundschaft mit Jason Dawn verbunden hatte, trug sich seit Erneuerung der Verträge zwischen Menschen und Vampiren mit dem Gedanken, seinen einstigen Schützling wiederzuerwecken. Aber das war gar nicht so einfach in die Tat umzusetzen. Auch wenn er immer noch im Besitz von Azraels Bibel war und er das Ritual der Wiedererweckung noch einmal durchführen konnte, fehlten dazu einige wichtige Zutaten: Zum einen würde er das Blut von Xavier brauchen, denn nur dieser trug in sich das letzte kostbare Blut des Vampirgottes Camazotz, welches er unbedacht und verbotenerweise getrunken hatte – und das rückte Xavier bestimmt nicht freiwillig heraus – und zum anderen musste der Halbengel an die Asche von Jason heran kommen. Und dann war da noch der dritte Punkt: das Ersatzopfer für den Todesengel!
     
    Der Franzose hatte Leander beim letzten Telefongespräch mit großer Genugtuung von seiner tönernen Trophäe erzählt, die er stolz in der Vitrine seines Wohnzimmerschrankes ausstellte. Und genau diese Urne in Xaviers Apartment war es, die Leander in die Hände bekommen musste. Er hatte nur noch keinen genauen Plan, wie er dies bewerkstelligen sollte. Hinzu kam, dass der aufsässige Vampirprinz die einzigen Waffen besaß, die alles Unsterbliche töten konnten – selbst Leander. Auch diese hatte er gestohlen.
    Xavier schlug ihm einmal halb im Scherz vor, ihm die letzten beiden Fürsten auszuliefern im Tausch gegen Jasons Asche, was Leander aber empört abgelehnt hatte. Er hatte den Vampirprinzen in diesem Gespräch zuvor gebeten, seinen früheren Freund bestatten zu dürfen und ihm die Urne auszuhändigen.
    „Dein Herz nährt zwar noch deinen toten Körper, aber ich glaube nicht, dass es überhaupt jemals etwas empfunden hat. Du hast nicht einmal Achtung vor dem Tod“, wies er den jungen, überheblichen Vampir zurecht.
    Xavier hatte nur gelacht. „Wenn ich nichts für meinen Erschaffer übrig gehabt hätte, würde jetzt nicht diese hübsche Urne in meinem Wohnzimmer stehen. Ich hätte seine Asche auch in alle Winde zerstreuen können! So ist er mir allemal lieber in Erinnerung denn als Gegner.“
    „Jason hätte eben besser aufpassen sollen, wen er sich als Opfer auswählte“, murmelte Leander nur und legte auf.
    Er kannte die unglückliche Geschichte zwischen seinem ehemaligen Schützling und der Menschenfrau Rita Hold nur zu gut. Diese Geschichte endete auf tragische Weise durch Ritas Selbstmord, und Jason hatte sich nach seiner zweiten Transformation zum Vampir aus Zorn und Schmerz über den Verlust Ritas in einem wahren Blutrausch betäubt.
    Der junge, damals noch unschuldige Xavier war nicht nur ein williges Opfer gewesen, nein, er hatte sich geradezu nach dem Tode gesehnt. Anders zu sein war nicht einfach. Er hatte damals niemanden gehabt, mit dem er über seine Gefühle hätte sprechen können. Die Mutter war tot, sein Vater ein sportbesessener Spießer, dem der sensible Junge nie etwas recht machen konnte und der keinerlei Verständnis für den Heranwachsenden zeigte.
    Obwohl die Mädchen an der Universität dem stillen, gut aussehenden Studenten hinterherliefen, hatte er damals für das weibliche Geschlecht leider gar nichts übrig.
    An jenem schicksalhaften Abend im April stand Xavier auf einer der Eisenbahnbrücken, die über die Seine führten, vor sich die abendlich beleuchtete Stadt, deren romantischer Charme die Touristen so entzückte. Normalerweise war der Zutritt zu dieser Brücke für Fußgänger verboten Xavier hatte keine Augen für die Romantik seiner Stadt, aber diese hatte Augen für ihn oder, besser gesagt, aus dem Schatten eines Stahlträgers heraus beobachteten zwei tiefbraune Augen, in deren Pupillen ein zart orangefarbenes Feuer glühte, den Jungen, als dieser gerade über das Gelände kletterte.
    Xaviers Sehnsucht nach dem Tod hatte Jason Dawn, den ersten Fürsten der Neuzeitvampire,

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