Lux Aeterna (German Edition)
weil sie die Letzte ist?“
Leander Knight wusste darauf selbst keine Antwort. Er hatte überlegt, ihr den Fürstenstatus in der Welt der Vampire offiziell abzuerkennen, was aber ihrer Macht keinen Abbruch tun würde.
Aber wenn die Menschen von dem Vertragsbruch erfahren würden, waren die Konsequenzen nicht abzusehen. Spätestens dann würden sie die Versorgung der Vampire unterbinden.
Somit erfüllte ihr Hiersein einen weiteren Zweck – dieser Möglichkeit vorzubeugen und die dunklen Engel unabhängig zu machen. „Seltsam, wie die Dinge sich manchmal so fügen“ , dachte Leander, „Spätestens nach dem Vertragsbruch der Fürstin hätten wir genauso handeln müssen.“
War das wirklich noch Zufall? Oder besser – war das wirklich seine eigene Idee gewesen?
* * *
Die Existenz als neugeborene Vampirin ließ Celeste ihre Umwelt mit Staunen entdecken. Amüsiert betrachtete die Fürstin ihr Geschöpf, das mit neuen Sinnen ihr vorübergehendes Zuhause erkundete wie ein Kind, das gerade erst begann, die Welt auf eigenen Füßen zu entdecken..
Lady Alderley hatte das erste quellfrische Blut seit langer Zeit gut getan und sie an ihre wahre Bestimmung erinnert. Sie beschloss, die frostklare Nacht dort draußen noch zu genießen, bevor der Morgen graute. Alte Vampire wie sie genossen die Dunkelheit wie Menschen einen Spaziergang in der Frühlingssonne. Sie wollte nicht auf die Jagd gehen, auch wenn dunkle Instinkte in ihr langsam zu erwachen begannen. Das war etwas, was diesen Neuzeitvampiren abhanden gekommen war. Aber als Gefolgsleute waren sie gut genug! Lady Alderley lächelte in sich hinein, als einer ihrer Bediensteten ihr einen langen nachtschwarzen Umhang reichte, bevor sie das Haus verließ. Es war eher ein Zeichen von Ehrerbietung, denn die Kälte da draußen störte die Fürstin ganz und gar nicht.
Keiner von diesen verweichlichten Vampiren war zum Herrschen geboren worden so wie sie. Auch nicht dieser Jason, den das Schicksal mehr oder weniger in seine Rolle gedrängt hatte. Das spürte sie jetzt deutlich, nachdem sie endlich wieder Frischblut hatte zu sich nehmen dürfen. Jason war einfach zu „anständig“ für ein Vampirdasein. Aus ihrer Sicht auf die Welt siegte selten das Gute.
Diese und ähnlich düstere Gedanken tauchten nach und nach auf und sponnen ein Netz des Wissens um den Geist der Fürstin, die sich nicht dagegen wehren konnte und es auch nicht wollte. Die dunklen Kräfte der Ewigkeit erwachten in ihr, waren Teil ihrer Natur. Ein weiteres Geburtsrecht aller Vampire war das Erschaffen eines Gefährten. Die Fürstin aber hatte ein ganz anderes Ziel, was diese Sache anging. Sie wollte keinen Gefährten für die Ewigkeit, sie wollte ihre eigene alte Rasse wieder zum Leben erwecken!
Das Bild des jungen, blonden Vampirprinzen Xavier kam ihr plötzlich in den Sinn. Wäre es so abwegig gewesen, diesen hübschen kleinen Teufel für ihre Pläne einzuspannen? Das hätte ihre wahren Pläne zu früh verraten! Nein, sie hatte mitspielen müssen. Sie persönlich hätte es lieber gesehen, wenn Jason und Xavier ihre Herrscherrechte durch die Vernichtung des jeweils anderen geklärt hätten. Das hätte eine spätere Selektion und diese unsinnige Gerichtsverhandlung überflüssig gemacht.
Leander hatte nach der Vollstreckung des Urteils gegen Xavier Dantes niemandem gesagt, wo er das eiserne Gefängnis hingebracht hatte. Dieses Geheimnis blieb tief in Leander verschlossen, obwohl sie bereits versucht hatte, es in seinen Gedanken zu entdecken, wenn der Halbengel gerade nicht aufpasste und diese konsequent abschirmte.
Aber zunächst einmal brauchte sie Leander selbst. Nur seinetwegen hatte sie so lange die zerbrechliche, beschützenswerte Fürstin gespielt. Dabei hatte sie seine Blicke wohl bemerkt.
„Mein lieber Freund, du ahnst gar nicht, was eure Erlaubnis, unsere Bannkraft zu nutzen, alles bewirken kann. Eure kleine Freundin war erst der Anfang“, vertraute sie ihre geheime Hoffnung dem eisigen Nachtwind an. Dabei richtete sie ihren Blick in die von leichten Wolkenfetzen verborgenen Sterne. Dann löste sie langsam ihr langes schwarzes Haar und ließ es frei im Wind spielen. Ihre ganze zarte Gestalt verlor sich wenig später in einem Gespinst aus hauchzarten, schwarzen Nebel.
* * *
Die frisch gewandelte Hybridin dagegen spürte eine tiefe innere Müdigkeit und Erschöpfung. Gleichzeitig trieben unglaublich starke und nie gekannte Empfindungen durch ihren
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