Lux Aeterna (German Edition)
sich selbst verhalten hatte, anstatt nach einer Lösung für sie beide zu suchen. Er war einfach davon gelaufen! Erinnerungen brachen über ihn hinein und schienen ihn innerlich erschlagen zu wollen, wie eine in sich zusammenbrechende Mauer.
Wortlos drehte er sich um und verließ mit eiligen Schritten Ashford Manor. Die Nacht schenkte ihm eine eisige Umarmung, die ihn wieder zur Besinnung kommen ließ. Es gab noch einiges zu tun. Er glitt als Schatten durch die Nacht bis in jene Stadt, die auch gerade das Ziel seiner Freunde war – Berlin.
Jasons Band spürte, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte, als er kurze Zeit nach ihnen vor dem großen, unscheinbaren Bürogebäude wie aus dem Nichts eintraf. Sie schauten sich kurz an, stellten aber keine Fragen. Nur Lejlas weiblicher Instinkt sagte ihr, dass seine Stimmung irgendetwas mit dieser Frau zu tun hatte. Vielleicht sollte man Geschäft und Privates doch lieber trennen.
Das nüchterne Gebäude mit der großen Fensterfront war unbewacht. Die Fünf teilten sich auf, um den Zentralcomputer zu suchen. Hier wurden nicht nur die Daten der Vampire gesammelt, aber diese unterlagen strengster Geheimhaltung und würden sich kaum in einem der normalen Büros befinden.
Der Weg des Computerexperten Weston führte daher zielsicher in die unbeleuchteten, unteren Etagen. Hinter einer Stahltür konnte er das monotone Summen der Server hören. Eine Stahltür war für einen Vampir kein Hindernis, erst recht nicht für fünf Vampire. Allerdings würde diese Tür nicht mehr brauchbar sein und ihr Einbruch sofort entdeckt werden.
„Und nun?“, fragte Miles skeptisch, als sie vor diesem Problem standen. Sie blickten zu Jason, aber der schien immer noch mit seinen Gedanken woanders zu sein.
„Braucht ihr Hilfe?“, erklang plötzlich eine bekannte Stimme hinter ihnen. Leander war unvermittelt zu der Gruppe gestoßen.
„Du kommst gerade recht“, bemerkte Lejla trocken. Sie schien nicht verwundert über sein Auftauchen zu sein, ebenso wenig wie ihre Bandkollegen.
„Kannst du uns da rein bringen, ohne dass es gleich nach Einbruch aussieht?“, fragte Weston. „Sicher, gib mir deine Hand“, meinte Leander. Die beiden Gestalten lösten sich vor den Augen der anderen in gleißendes Licht auf und manifestierten sich im Computerraum erneut. Jeden einzelnen holte Leander so in den riesigen, nur von zahllosen, farbigen LED-Leuchten erhellten Raum, der einem Tanzsaal glich, nur von viereckigen Betonpfeilern unterbrochen. Die Vampire brauchten kein Licht, um sich in der Dunkelheit zurecht zu finden.
Weston machte sich sofort ans Werk und suchte über einen der Monitore, die auf schlichten weißen Tischen an den Seiten standen, den richtigen Server heraus. Systematisch begann er, die Daten zu löschen und ebenso die Sicherungskopien zu vernichten. Interessiert blickten ihm die drei anderen Hybridenvampire über die Schulter und sahen zu, wie ein Name nach dem anderen vom Bildschirm verschwand. Nur Jason stand abseits, in Gedanken versunken. Im Augenblick kam er sich überall überflüssig vor. Westons Arbeit würde gut noch eine Stunde dauern.
Zeit, die Leander nutzte, um mit seinem ehemaligen Schützling über den Vorfall in Ashford Manor zu sprechen.
„Die Fürstin hat sich bereit erklärt, Celeste in eure Gesetze einzuweihen und sie solange zu verbergen, bis man ihr nicht mehr anmerkt, dass sie ein Neuling ist. Wenn sie ihre ersten Mahlzeiten zu sich genommen hat, verliert sich der letzte menschliche Geruch“, sagte Leander leise zu dem jungen Vampirfürsten. Er spürte, dass dieser nach wie vor zornig war auf Celeste und auch auf das eigenmächtige Handeln der Fürstin.
„Ich werde einen solchen Verrat nicht dulden“, zischte Jason. „Celeste hat bekommen, was sie wollte, aber mich wird sie dadurch nicht bekommen.“ Sein Entschluss stand fest. Mit Frauen schien er nicht viel Glück zu haben.
„Sie hat als Mensch gehandelt aus einer falschen romantischen Vorstellung heraus“, versuchte Leander Jason zu beschwichtigen. In den Tiefen seiner Augen konnte der Halbengel sehen, wie es um den Freund bestellt war.
„Ich weiß, wie Menschen handeln können, wenn sie wirklich lieben. Alles andere ist Selbstsucht“, murmelte Jason und dachte dabei erneut an Rita, den einzigen Menschen, dem er jemals hatte vertrauen können.
Dann blickte er Leander offen ins Gesicht. „Und wie willst du den Vertragsbruch unserer adeligen Freundin ahnden, oder bekommt sie einen Freibrief,
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