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Lux Aeterna (German Edition)

Lux Aeterna (German Edition)

Titel: Lux Aeterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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hob er den schweren Sargdeckel hoch. Rita warf nur einen kurzen Blick auf den schlafenden Vampirmeister, holte tief Luft  und stieß mit aller Kraft das geweihte Amulett in sein Herz.
    Polignac riss die Augen auf, die ins Leere blicken. Er öffnete den Mund zu einem Schrei, doch er blieb stumm. Das geweihte Öl verteilte sich wie Säure in seinem Körper und fraß ihn von innen her auf. Er verglühte und fiel wie eine Mumie in sich zusammen.
    Rita seufzte, wieder wurden ihre Knie weich, und wieder hielt Jason sie fest. Seine körperliche Nähe und der zarte Duft, der von ihm ausging, verwirrte sie und ließ ihr Herz schneller schlagen.
    Jason liebte diesen lockenden Rhythmus und strich ihr sanft über den Rücken. In einer anderen Situation wäre er diesem Ruf nur zu gern gefolgt. Er atmete tief durch. Rita blickte zu ihm auf, versank wie immer in den Tiefen seines Blicks. Er lächelte.
    „Danke“, sagte er nur. „Du hast mich von diesem Parasiten befreit!“
    Für einen kurzen Augenblick vergaß Rita Hold, dass auch Jason ein Vampir war, und lehnte sich an ihn. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
    „Wir müssen uns um die Gefangenen kümmern!“, sagte er dann. Die beiden leicht bekleideten jungen Damen in Polignacs Vorratsraum weinten vor Erleichterung, als sie hörten, dass Rita Hold von der Polizei war und sie jetzt befreit wurden. Sie fielen ihren Befreiern gleich um den Hals. Beide waren unverletzt. Das ermöglichte eine spätere Erklärung im Polizeibericht, in der nur von einem geisteskranken Entführer die Rede sein würde.
     
    * * *
     
    „Frau Hold, Sie stehen kurz vor der Prüfung zur Kommissarin, und diese Art von Alleingängen ist Ihrer Karriere ganz und gar nicht zuträglich!“, schimpfte Kommissar Welsch mit seiner Assistentin in väterlichem Ton, als diese ihm die ganz Geschichte beichtete. Innerlich atmete er auf und war froh, dass Rita ihm erhalten geblieben war. Dabei musste er auch seine Meinung über Jason Dawn revidieren. Es sah wirklich so aus, als sei der „Mittler zwischen den Welten“, wie Rita ihn mal pathetisch genannt hatte, ein loyaler Verbündeter.
     
    Als Rita später an diesem Abend wieder im „Alsterpalais“ aß, hatte sie Gelegenheit, mit Laetitia zu sprechen, denn diese hatte dafür gesorgt, ihren Tisch bedienen zu können.
    „Danke. Wir werden Ihr Vertrauen nicht enttäuschen!“, versprach sie der Beamtin, nachdem diese ihr alles erzählt hatte.
    Rita wollte ihr das Amulett zurückgeben, doch die Kellnerin wehrte ab. „Behalten Sie es, keiner von uns kann es mehr nutzen.“
    Konnte diese Italienerin sich nicht mal klar ausdrücken?
    Rita gab gerade eine Bestellung auf, als Jason den Gastraum betrat. Er trug einen Anzug von Armani und hatte das selbstbewusste Auftreten eines Popstars. Rita starrte ihn an, als er auf sie zukam. War das etwa ein Ohrring? Tatsächlich trug er am linken Ohr einen dezenten kleinen Brillanten.
    Jason setzte sich ungefragt an ihren Tisch. 
    „Wie geht es dir?“, fragte er sie nach der Begrüßung.
    Sie griff instinktiv an ihren Hals. Doch die kleinen, roten Punkte waren kaum mehr zu erkennen.
    ‚Wieso muss ich eigentlich immer an ihn denken?’ , fragte sie sich selbst.
    „Weil unsere Verbindung zueinander durch einen einzigen Blutstropfen von dir noch stärker geworden ist“, antwortete er.
    Rita blickte ihn verblüfft an. „Ich habe doch gar nichts gesagt.“
    „Ich ja auch nicht.“ Jason lächelte und erklärte: „Auf diese kurze Entfernung können wir uns telepathisch unterhalten, ohne zu reden. Das ist ein Erbe aus der alten Zeit, in der die Meister ihre Opfer telepathisch zum Gehorsam zwangen.“
    „Das könnte dir so passen!“, zischte Rita ihn an.
    Jason musste unwillkürlich lachen.
     
    Eine andere Sache war da nicht ganz so einfach zu erklären: Als Rita Hold am nächsten Morgen auf ihren Wecker schaute, kam es ihr vor, als würde der sonst so eilige Sekundenzeiger plötzlich in Zeitlupe laufen. Dieses Phänomen beobachtete sie über einige Wochen. Jedes Mal, für ein paar Sekunden, hielt die Zeit den Atem an! Das war die Nebenwirkung eines Bisses durch einen Unsterblichen! Ein Biss, kaum tiefer als ein Nadelstich, und ein winziger Bruchteil der Ewigkeit wurde Teil ihres Lebens.

 (6) Die Meisterschülerin
     
     
    Angelina Castillo war eine gelungene Mischung zwischen Belgien und Kolumbien. Ihr Vater, der bekannte belgische Maler Julius van Hooren, hatte sich vor dreiundzwanzig Jahren mit seinem heißblütigen

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