Lux Aeterna (German Edition)
bereits, er verhieß nichts Gutes –, „nehmen Sie Kontakt zu unserem aparten Freund auf. Er soll Elena während der gesamten Modenschau im Auge behalten.“.
„Und wie soll er das machen?“, fragte sie ihren Chef.
Der Kommissar sah sie aus seinen stahlgrauen Augen an, in denen jetzt ein schalkhaftes Funkeln lag. „Ganz einfach, er wird einer der Dressmen bei Berlucci. Die Trendfarbe dieses Designers ist dieses Jahr Schwarz.“
Rita schwante Übles.
* * *
Jason Dawn sah die hübsche Kripobeamtin an, als hätte sie ihm gerade den Vorschlag gemacht, er solle als Vampir von Blut auf Ketchup umsteigen.
„Das kann doch nicht dein Ernst sein.“
„Sieh es doch mal so, wir brauchen jemanden, der auf Elena aufpasst, damit sich dieser Kerner nicht an sie ranmachen kann. Der Kerl ist hinter reichen Frauen her. Leider können wir so schnell keine Undercover-Polizistin als Model ausbilden. Und schließlich genießt du als früherer Rockstar doch die Öffentlichkeit“, versuchte Rita, ihn zu überzeugen.
„Ganz davon abgesehen, dürfte dieser Designer genau deinen Geschmack treffen.“
Jason hob die Augenbrauen.
„Er entwirft dieses Jahr alles in Schwarz und Rot“, Rita konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Die mittlerweile eingetroffenen Berichte über Kerners Verflossene türmten sich auf Ritas Schreibtisch. Es waren bestimmt acht bis zehn mehr oder weniger dicke Akten. Doch sie musste ja zur Modenschau, die gleich beginnen würde. Trotzdem war sie neugierig. Spontan griff sie eine Akte heraus und warf einen kurzen Blick hinein. Ein Schatten legte sich über ihr Gesicht, bei dem, was sie da las. Sie packte die Akte ein und fuhr los.
Jasons elegante, katzenhafte Art passte gut auf einen Laufsteg, das musste Rita zugeben. Allerdings schien er sich trotzdem nicht wirklich wohl zu fühlen. Fast hatte sie Mitleid mit ihm, als sie ihn Backstage traf. Sein Blick war strafend, und Rita musste spontan lachen.
„Wirklich, du siehst toll aus. Damit könntest du echt Karriere machen“, meinte sie dann, und damit hatte sie sogar Recht. Die an sich schon großen, dunklen Augen waren durch Kajalstift betont worden und hoben seine natürliche Blässe noch mehr hervor. Auch die anderen männlichen Models waren entsprechend der Designermode geschminkt worden, so dass Jason zwischen ihnen gar nicht auffiel.
Und mit fast Einsneunzig besaß er auch die gewünschte Größe. Es blieb nicht aus, dass selbst die weiblichen Teilnehmer der Modenschau auf ihn aufmerksam wurden, und die bewundernden Blicke genoss er durchaus. Sogar ein Agent hatte ihn bereits angesprochen.
Und Berlucci selbst, der seine Models sonst handverlesen auswählte, sprach von einem „mysterious flair“, das der junge Mann ausstrahlte.
Auch die bildschöne Elena, die jetzt eine Frisur im Look der zwanziger Jahre trug, machte ihm schöne Augen und flirtete mit ihrem strahlenden Lächeln nicht nur auf dem Laufsteg. Ihr Aussehen erinnerte ihn an seine Zeit als menschliches Wesen. Doch so groß Jasons Sehnsucht nach einer Gefährtin auch war, er selbst konnte keine erschaffen. So tauschte er die Einsamkeit gegen die Hoffnung, eines Tages seine unsterbliche Seele zurück zu erhalten. Er fragte sich, ob er Rita in seine Pläne einweihen durfte. Sie hatte ihm schon einmal geholfen. Und wie jeder Unsterbliche brauchte auch er einen Vertrauten. Das alles ging ihm durch den Kopf, als er sich umkleidete.
Kommissar Welsch hatte mit seinen Telefonaten dafür gesorgt, dass Jason Dawn fast immer gemeinsam mit Elena auf dem Laufsteg war und auch Zugang zu allen Räumen hinter der Modenschau erhielt. Welsch persönlich war zwar nicht begeistert von dieser Art „Hilfssheriff“, wie er es nannte, doch er hatte keine andere Wahl. In diesem Fall war Jasons Aussehen wichtig.
Dieser berichtete Rita in einer Pause von seinen bisherigen Beobachtungen. Die durchaus attraktive Polizistin kam sich gerade etwas deplatziert vor, so umgeben von lauter überschlanken, stark geschminkten Models, die wie ein aufgeregter Vogelschwarm um sie beide herumschwirrten.
„Ist er das?“, fragte Jason Rita und deutete dabei mit dem Kopf auf einen der Fotografen, die sich bei den Reportern aufhielten.
Die zukünftige Kommissarin musste zweimal hinschauen und nickte dann: „Das ist er! Das ist Kerner, mit anderer Frisur und Brille. Bleib du hier und beobachte ihn. Ich sag dem Chef Bescheid.“
Wenige Minuten später wurde Nicolas Kerner ohne viel Aufsehen
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