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Lux Aeterna (German Edition)

Lux Aeterna (German Edition)

Titel: Lux Aeterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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Kollegen von der Kripo Hamburg standen um sie herum und gratulierten. Auf ihrem Schreibtisch türmten sich diesmal nicht Akten, sondern Blumensträuße, volle und halbleere Sektgläser und Glückwunschkarten. Hauptkommissar Welsch sah dem Trubel der Gratulanten mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu, befürchtete er doch, seine Mitarbeiterin jetzt zu verlieren.
    Rita hatte allerdings nicht vor, sich versetzen zu lassen, ließ ihren ehemaligen Chef aber augenzwinkernd noch im Unklaren. Zu viele seltsame Fälle hatten sie gemeinsam gelöst. Außerdem verband sie das Wissen um die „Anderen“, wie Welsch sich so schön auszudrücken pflegte. Nach den harten Prüfungswochen und den turbulenten Fällen mit Jason wollte sie sich zunächst einmal einen zweiwöchigen Urlaub gönnen.
     
    „Das Schlimme ist, wir können fühlen, stärker als jeder Mensch. Doch was bedeuten Empfindungen, wenn dir keiner mehr Träume schenkt, weil du keinen Schlaf benötigst?“ Jason philosophierte mit seiner Artgenossin Laetitia darüber, ob er Rita in die Gesetze der Unsterblichen einweihen sollte. In seine geheime Hoffnung.
    Die junge Italienerin schüttelte den Kopf. „Wir können schlafen! Aber kein Mensch kann empfinden, was wir empfinden. Die Suche nach deiner Seele ist wie die Suche nach dem heiligen Gral. Wir sind verdammt, selbst wenn wir Gutes tun.“
    „Aber wenn es mir gelingt“, warf Jason ein, „bin ich zumindest von dem Fluch des Tötens befreit.“
    „In letzter Zeit hast du höchstens mal ein Tier getötet“, meinte Laetitia verächtlich. „Du bleibst trotzdem unsterblich, auch wenn es dir gelingt, das Ritual zu finden. Noch nie hat ein Vampir seine Seele zurückerhalten, außer vielleicht im Tode.“ Laetitia verstand sein Leid, denn ähnlich war es auch ihr einmal ergangen.
    Nur hatte sie sich leichter mit ihrem Schicksal abfinden können. Sie wollte sterben, damals, als der zweite Weltkrieg auch Italien nicht verschonte und sie erfuhr, dass ihr Verlobter gefallen war. Doch der Tod kam nicht, wie von ihr ersehnt, durch den nächtlichen Sprung in den Abgrund, sondern in anderer Gestalt Noch bevor sie aufschlug, hatte etwas sie gepackt, wie ein Raubvogel seine Beute schlug, und davon getragen. Später hatte sie Adriano Orsini, der Vampirmeister, vor die Wahl gestellt. Sie hatte sich ihm freiwillig ergeben und das Dasein als Vampir gewählt, ausgestattet mit den neuen Eigenschaften ihrer Rasse, die sich erst in den vergangenen zweihundert Jahren entwickelt hatten. Zum Beispiel der Unempfindlichkeit gegen Sonnenlicht – trotzdem trugen sie zum Schutz der Augen eine Sonnenbrille, denn ihre Augen sahen schärfer als die der Menschen.
    Kurz gesagt, Laetitia war zufrieden, sie hielt sich an die Gesetze ihrer Art aber auch an die Vereinbarungen, die sie, Jason und einige andere Vampire der Neuzeit mit Kommissar Welsch und der frisch gebackenen Kommissarin Rita Hold getroffen hatten, die dafür ihre Existenz geheim hielten. 
     
    * * *
     
    Jason hatte sich vorgenommen, Rita von seinem Vorhaben zu erzählen, doch noch bevor er an ihre Tür klopfte, spürte er, dass sie nicht anwesend war. Wenig später klopfte er bei Kommissar Welsch, der zu später Stunde öffnete. Dabei schubste er mit einem Fuß Kater Timothy beiseite, der ihm wie ein Hund gefolgt war.
    „Sie werden verstehen, dass ich Sie nicht unbedingt hereinbitten möchte“, meinte Welsch etwas ungehalten.
    „Schon gut. Wissen Sie, wo Rita ist?“
    „Hat Ihre Frage einen bestimmten Grund?“
    „Rein privat“, lächelte Jason. Er wusste, dass Welsch sich manchmal wie ein Vater Sorgen machte um seine Mitarbeiterin.
    „Das hab’ ich befürchtet. Sie ist in Schottland auf Bildungsreise.“
    Jetzt war es an Jason, erstaunt zu blicken.
    „Sie macht mal Urlaub, mein Junge. Ist das so schwer zu verstehen? Im Gegensatz zu euch brauchen wir mal ne Auszeit.“ Damit war das Gespräch beendet, und Welsch schloss die Tür wieder.
    Jason war zwar nicht urlaubsreif, aber Schottland war sowieso sein Ziel gewesen – genauer gesagt, die Bibliothek der Universität Glasgow.
     
    Die gigantische Bibliothek im neugotischen Stil mit dem imposanten Glockenturm war ein Gebäude, in dem Jason sich sofort wohl fühlte. Er sah so jung aus, dass er leicht als Student durchgehen konnte, und einen entsprechenden Ausweis für die Bibliothek zu erhalten oder besser gesagt, zu leihen, fiel ihm nicht schwer. Dafür brauchte er dann mehrere Tage, bis er etwas von dem gefunden

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