Lux Aeterna (German Edition)
erst bemerkte Jason, dass er durch die klaffenden Wunden an seiner Schulter viel Blut verloren hatte. Er musste sich später weiter um Fiona kümmern.
* * *
Mit letzter Kraft schleppte er sich vor den Lieferanteneingang des „Alsterpalais“, in dem Laetitia kellnerte. Hinter einer der Müllcontainer verborgen, sackte er kraftlos zusammen. Doch es gelang ihm noch, telepathischen Kontakt mit seiner Artgenossin aufzunehmen. Als diese seinen Hilferuf in ihren Gedanken hörte, schnappte sie sich rasch einen der vollen Müllbeutel aus der Küche und lief hinaus zu den Containern. Sie fand Jason in schlechter Verfassung. Sein Hemd war halb zerrissen. Er berichtete ihr stockend von dem Kampf mit Fiona.
„Du musst den Rest erledigen“, bat er sie, bevor er bewusstlos wurde.
Laetitia gab dem verblüfften Küchenchef Bescheid, dass sie dringend fort musste wegen eines familiären Notfalls. Dann nahm sie Jason hoch und brachte ihn in ihre Wohnung, nur zehn Minuten Fußweg vom Restaurant entfernt. Trotz ihrer zarten Gestalt verfügte die junge Frau über die ungewöhnliche Stärke und Fähigkeiten aller Vampire und auch deren Schnelligkeit.
Die Dreizimmer-Wohnung selbst war so eingerichtet, wie es einer schwarzen Prinzessin gebührte. Die Wände waren violett gestrichen, schwarze Designermöbel standen in jedem Zimmer. Selbst die Küche war violett, ebenso wie das Schlafzimmer. Laetitia legte den halbtoten Jason vorsichtig auf ihr Bett und untersuchte die Wunden.
Sie schüttelte den Kopf. Dann verschwand sie für kurze Zeit.
Als sie zurückkam, war Rita Hold bei ihr. Die junge Kommissarin kam sich vor, als würde sie eine Gruft betreten. Die Italienerin führte sie ins Schlafzimmer. Jason sah noch blasser aus als sonst, vor allem auf den violetten Satinlaken. Rita schauderte. Sie hatte das Gefühl, in das Innere eines Sarges zu blicken. Trotzdem setzte sie sich auf die Bettkante.
„Was kann ich tun?“, fragte sie Laetitia leise, wie um Jason nicht aufzuwecken.
Die junge Frau stand neben ihr und sah sie prüfend an. „Gib ihm das, was er so dringend braucht.“ Dabei nahm sie Ritas Handgelenk und hielt es hoch. Die Polizeibeamtin erschrak.
„Er wird dich nicht töten, keine Angst.“
Trotzdem zögerte Rita noch.
„Es ist deine Entscheidung. Ohne dich wird er die Nacht nicht überleben!“
Jetzt nickte Rita. Laetitia, die immer noch ihr Handgelenk festhielt, beugte sich darüber und riss mit ihren Zähnen die Pulsader auf. Rita hatte Mühe, vor Schmerz nicht aufzuschreien. Dann legte Laetitia ihr blutendes Handgelenk auf Jasons Lippen. Wie ein Reflex öffnete sich sein Mund und nahm das Blut auf.
Rita wurde schwarz vor Augen.
Laetitia hatte Ritas Wunde verbunden und sie neben Jason auf ihr Bett gelegt. Jetzt ließ sie die beiden allein. Schließlich musste sie sich noch um Fiona kümmern. Diese würde man am nächsten Morgen in der Badewanne finden mit aufgeschnittenen Pulsadern. Die Presse würde wieder ihre Schlagzeilen haben!
Als Rita in dem dunklen Raum zu sich kam, erschrak sie im ersten Augenblick. Die Italienerin hatte ein paar Kerzen angezündet, bevor sie die Wohnung verließ, und das Fenster weit geöffnet, damit Rita durch die frische Nachtluft zu Bewusstsein kommen würde.
Dann erinnerte sich die hübsche Polizeibeamtin wieder an alles und sah nach Jason. Der war ebenfalls erwacht. Die Wunden an seiner Schulter hatten sich geschlossen. Jetzt blickte er sie an.
„Danke“, sagte er nur.
Ritas Herz klopfte. Ihr war immer noch schwindelig. ‚Das muss der Blutverlust sein’ , dachte sie.
„Mir ist kalt, ich werde das Fenster zu machen“, sagte sie und stand auf. „Komisch, dass du nie frierst.“
Jason lächelte. „Nein, Hitze und Kälte machen uns gar nichts aus. Aber innerlich können wir verbrennen – vor Zorn, Hass oder … Liebe.“ Das war das erste Mal, dass er dieses Wort erwähnte.
Rita stand immer noch am Fenster und blickte hinaus.
„Ich dachte, das darf es zwischen uns nicht geben“, sagte sie leise.
Jason setzte sich auf die Bettkante. „Hör zu“, begann er. „Ich möchte nicht, dass du eine von uns wirst. Es gibt vielleicht einen Weg. Polignac ist tot, wie du weißt, er kann mich nicht mehr zu einem Erschaffer machen.“
Rita drehte sich um. „Und die anderen Meister?“
„Nein, die würden dich zu einem Vampir machen, mit mir können sie nichts anfangen. Es gibt nur einen Weg: ich muss ein Bündnis mit einem Grenzgänger eingehen und
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