Lux Aeterna (German Edition)
dadurch dessen Eigenschaften erwerben.“ Von den Grenzgängern unter den Vampiren hatte Jason ihnen bereits erzählt. Das war jene Unterart, die mit den neuen Eigenschaften der Vampire bereits ausgestattet war, aber dennoch neue Vampire erschaffen konnte.
„Davon gibt es aber nur wenige“, gab Jason zu bedenken.
„Und wenn du einen findest?“
„Wenn dieses Bündnis zustande kommt, kann ich dir von meinem Blut geben, vorausgesetzt, du gibst freiwillig das Recht auf Tod und Wiedergeburt auf.“
Rita schwirrte der Kopf. „Das ist alles so kompliziert“, stöhnte sie.
Jason schüttelte den Kopf. „Da ich den Lebensquell nicht geöffnet habe, also dich nicht gebissen habe, kann dich mein Blut nicht zu einem Vampir machen, aber dennoch unsterblich. Nur mit den Eigenschaften eines Grenzgängers kann ich dich als Mensch in meine Welt holen. Durch Laetitias Biss bist du nun vorbereitet für die Unsterblichkeit, doch es muss dein eigener freier Wille sein.“
Jetzt begriff die Kommissarin und fühlte an ihren Verband. Es stimmte, Laetitia hatte sie gebissen. Und dann dieses Wort: unsterblich! Die Bedeutung dieses Wortes wurde ihr erst jetzt völlig bewusst.
Sie sah Jason an. Er schien immer noch besorgt zu sein.
„Was noch?“, fragte Rita ihn deshalb vorsichtig.
„Erinnerst du dich an den zweiten Satz aus diesem alten Buch in der Bibliothek von Glasgow?“, fragte er zurück.
„Nicht wirklich“, meinte Rita.
„Der, der seine Seele mit dir teilt, wird mit dir untergehen, wenn du jemals wieder tötest“, frischte Jason ihr Gedächtnis auf. „Ich weiß nicht genau, welche Konsequenzen das haben würde, was wir da vorhaben.“
Rita verstand und ihre Hoffnung schwand, dass sich ihre Welten jemals miteinander verbinden lassen würden. „Ich wäre bereit, das Risiko einzugehen“, sagte sie leise.
„Du brauchst dich noch nicht zu entscheiden. Zunächst muss ich einen von diesen Grenzgängern finden“, bemerkte Jason. „Aber niemand hindert uns daran, jetzt zusammen zu sein. Komm her!“, forderte er sie auf und deutete auf den Platz neben sich. In seinem Gesicht lag wieder dieses freche Lächeln.
(13) Im Schatten des Blutes
Der Gerichtsmediziner entdeckte das kleine Mal im Genick der Toten, als er die langen blonden Haare beiseite schob. Es sah aus wie ein umgedrehtes Pentagramm mit einem verlängerten V am Ende. „Das habe ich doch schon mal irgendwo gesehen“, murmelte Dr. David. Dabei wandte er sich den Insassen seiner Kühlkammern zu - „Ah ja, Nummer Dreiundzwanzig“ – er sprach fast ständig mit sich selbst – und öffnete die besagte Stahltür. Ein junger Mann, der vor einer Woche als Unbekannter eingeliefert wurde, trug das gleiche Symbol im Nacken. Dr. David hatte es zunächst für ein unbedeutendes Tattoo gehalten. „Seltsam, seltsam, das sieht eher wie ein Brandmal aus“, bemerkte David zu sich selbst und untersuchte die beiden Male genauer. „Ich muss das Kommissar Welsch melden“, mit diesen Worten griff David zum Telefon. Selbstgespräche führte der Mediziner seit er in der Pathologie tätig war. Wenn man mit toten Menschen Umgang pflegte, war man bei den Lebenden nicht mehr ganz so beliebt.
Wenig später war Kommissar Welsch in der Gerichtsmedizin eingetroffen, um sich die beiden Leichen genauer anzuschauen.
„Das ist die zweite Tote vom Friedhof. Sieht mir ganz nach einem Ritualmord aus“, meinte der Kommissar, als der Doktor ihm die Tätowierungen zeigte.
David nickte. „Möglich, aber was machen Satanisten mit einigen Litern Blut? Die beiden hier sind nahezu ausgetrocknet. Außerdem wurden den Opfern die Tätowierungen vor ihrem Tode beigebracht, wie mit einem Siegelring.“
Den Kommissar schauderte bei dem Gedanken.
„Und sehen Sie sich die altmodische Kleidung bei dem Kerl an. Bei dem Mann hier sind die Schlagadern an Hals und Armen durchtrennt worden, da waren offenbar mehrere Täter am Werk“, erläuterte der Gerichtsmediziner weiter.
„Bei so einer Aktion hätte es eine Menge Blutspuren geben müssen. Wenn das Satanisten waren, hatten die einen Reservekanister dabei.“ Kommissar Welsch beschloss, sein Mittagessen ausfallen zu lassen. Das war der zweite Vorfall dieser Art innerhalb kurzer Zeit und das ausgerechnet in „seiner“ Stadt!
Rita Hold und Kommissar Welsch besichtigten den Tatort Ohlsdorf ein weiteres Mal. Es erinnerte sie an den ersten Mord auf dem Friedhof Ohlsdorf, bei dem die während der Ermittlungen auf den
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