Lux Aeterna (German Edition)
Sänger und Vampir Jason Dawn gestoßen waren, der ihnen klar gemacht hatte, dass die Rassen der Vampire bereits seit Jahrhunderten unter den Menschen lebten und die meisten davon sogar am Tage. Dem kauzigen Kommissar war es schwer gefallen, diese Tatsache zu akzeptieren, aber im Laufe von so einigen skurrilen Mordfällen, bei denen Jason als ihr verdeckter Ermittler tätig wurde, musste auch er sich mit diesen Fakten abfinden. Schlimmer war es für ihn, mit anzusehen, wie sich seine Partnerin mehr und mehr in diesen blutsaugenden Knaben verliebt hatte. In seinen Augen war sie eine attraktive Frau Mitte Dreißig, nicht ganz schlank aber dennoch gut gebaut. Welsch selbst hatte nie geheiratet, einmal war er nahe dran gewesen, aber dann siegte doch wieder der Job, der ihn soviel Zeit seines Lebens gekostet hatte. Heute teilte er seine wenige Freizeit mit dem roten Perserkater Timothy, einer Hinterlassenschaft seiner ehemaligen und zur Vampirin gewandelten Assistentin Tamara Hansen.
Die ganze Sache hatte den Mittfünfziger eine Menge graue Haare und schlaflose Nächte gekostet, aber hin und wieder war er für Jasons Unterstützung auch durchaus dankbar. So wie jetzt.
Aus dem Schatten eines riesigen Ahornbaumes löste sich eine schlanke Gestalt. Ein in dunkelblau gekleideter junger Mann mit Sonnenbrille schlenderte auf die Ermittler zu.
Ritas Herz schlug schneller, als sie Jason erkannte, der jetzt lächelnd vor ihr stehen blieb. Wenn er wollte, konnte er sogar ihre Gedanken lesen, das wusste sie. Deshalb versuchte sie auch, krampfhaft an den aktuellen Fall zu denken. Aber sie konnte nicht das aufgeregte Geräusch ihres Herzens regulieren, das Jasons feine Sinne wie durch einen Lautsprecher wahrnahm. Genau deshalb lächelte er jetzt.
Ritas nüchterne und manchmal spröde Art reizte ihn. Je mehr sie ihre Zuneigung zu ihm zu verbergen suchte, desto anziehender wurde sie für den Hybridenvampir. Diese Rasse der Vampire war relativ harmlos. Sie konnte nicht wandeln, also keine neuen Vampire erschaffen, aber sie konnte genauso schnell und effektiv töten wie alle anderen.
Kommissar Welsch war der junge Mann weniger willkommen.
„Hallo Jason, suchen sie etwa eine neue Bleibe?“, fragte er zynisch und wies auf die umliegenden Gräber.
Jason grinste nur und nahm die Sonnenbrille ab. „Aber, Herr Kommissar, heute so gutgelaunt? Möchten sie jemanden exhumieren?“, antwortete er in dem gleichen Tonfall.
Rita seufzte. Diese Beiden würden niemals Freunde werden.
„Vor zwei Tagen haben wir hier eine Frauenleiche gefunden. Ausgeblutet“, berichtete sie stattdessen und sah ihn mit einem vorwurfsvollen Blick an.
Jason hob entschuldigend die Hände. „Damit habe ich nichts zu tun.“
„Aber vielleicht einer Ihrer Kumpels“, knurrte Welsch.
„Sie wissen doch, dass wir normalerweise gut versorgt werden“, konterte Jason.
Damit spielte er auf die Versorgung der Vampire mit künstlichem Blut durch die Menschen an. Er selbst hatte sich niemals als „Bezugsperson“ registrieren lassen und versorgte sich selbst, größtenteils in den Schlachthöfen von Hamburg. Ab und zu war er aber auch frischer Nahrung nicht abgeneigt.
Rita kramte jetzt aus ihrer Handtasche die Fotos der Opfer, um sie Jason zu zeigen. Dabei wies sie auf das seltsame Tattoo am Hals der beiden Toten hin. Der junge Vampir zuckte zurück, als er das Zeichen erkannte. Er schien noch blasser zu werden, als er sowieso schon war.
„Was ist los?“, fragte Rita erstaunt nach. „Das ist das Zeichen der Sangue Ombra {1} , der Schattenblut-Gilde, einer uralten Vampirkaste“, murmelte Jason. „Die sind sehr mächtig und stehen unter der Führung eines amerikanischen Multimilliardärs. Sie selbst nennen sich Sanguiner und sind durchweg ‚alte Meister’, keine Hybriden.“
„Und was heißt das?“, fragte Welsch jetzt ungehalten.
Jason blickte ihm jetzt direkt in die Augen. „Mit denen sollten weder Sie, noch wir uns anlegen!“, warnte er. „Nicht einmal, wenn es sich um abtrünnige Anhänger handeln sollte.“
Rita Hold recherchierte den ganzen Nachmittag im Internet. Sie fand zwar keinerlei Hinweise auf die genannte Vampirgilde aber dafür jede Menge Rollenspiele, deren Kleidung an die des männlichen Opfers erinnerte. Umgehend wies sie den Kommissar darauf hin.
„Wir sollten uns bei den Hamburger Spielern mal umschauen, wer das Opfer eventuell kannte. Vielleicht hat jemand seine Rolle als Vampir zu ernst genommen.“
„Wenn Sie am
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