Lux Aeterna (German Edition)
Verdächtigen durch. Finden Sie diesen Froschkönig.“
Rita verzog sich ins Archiv. Diese Strafe hatte sie verdient. Es würde Tage dauern, bis sie die Stapel von Fotoalben durchgeschaut haben würde, vielleicht sogar Wochen.
Es dauerte nicht lange, da bekam sie Gesellschaft in dem grüngrau gestrichenen, staubigen Raum mit nur einem Fenster. Jason trat ein.
„Du bist ein Scheusal“, begrüßte sie ihn wenig begeistert.
Er lachte nur. „Das merkst du ja relativ spät!“
„Du hättest mich gestern nicht daran hindern sollen, dem Typen zu folgen. Jetzt ist die Kleine tot.“ Jason nickte, beugte sich über den Schreibtisch, stemmte die Arme darauf und sah Rita tief in die Augen. „Wäre es dir lieber, wenn du jetzt da unten liegen würdest?“, fragte er ernst. „Der Treiber hatte dich schon ausgesucht, bevor ich kam und wir dieses Liebespaar spielten.“
Ritas Augen wurden groß und zornig. „Nettes Spiel. Und was heißt überhaupt Treiber?“
Jason ging zum Fenster und setzte dabei die Sonnenbrille wieder auf, die er im Hemdausschnitt getragen hatte. „Die Leftover sind Dienstleister für die Gilde. Einige sind harmlos, andere besorgen das Futter.“
Rita war perplex. „Ich dachte, dass machen eure sogenannten Vertrauten?“
Jason drehte sich herum. „Das ist das Gleiche. In Amerika heißen die halt anders.“
„Verstehe. Und der Typ?“
„Heißt Christian Hansen, er wurde als Kind entführt, gebissen, aber nicht gewandelt. Er altert, wenn auch langsamer als ein Mensch. Leftover haben eine andere Sucht als Blut, entweder Drogen, Spiel oder was auch immer. Dein ‚Auserwählter’ ist ein Adrenalinjunkie. Er liebt es zuzusehen, wenn andere sterben. Die Gilde hat ihn als Treiber eingesetzt, um ihnen frische Nahrung zu besorgen. Leider ist er etwas übereifrig, sonst wären es nicht so viele in kurzer Zeit.“
Rita hatte Jasons Erklärung atemlos zugehört. „Das ist ja Wahnsinn!“, rief sie aus. „Was machen die überhaupt ihr in Hamburg?“
„Die sind überall“, bemerkte Jason, „oft sogar in ganz hohen Posten.“
„Sind die ‚Alten’ nicht nachtaktiv?“, fragte Rita.
„Normalerweise ja, aber ihr Anführer Gabriel Stark ist Inhaber einer der größten Pharmakonzerne und lässt ständig neue Mittelchen erfinden, um ihnen wenigstens stundenweise den Aufenthalt bei Tageslicht zu ermöglichen. Der Kerl strebt nach Höherem, sage ich dir“, Jason klang besorgt.
„Und was jetzt?“
„Wir könnten diesen Christian ausfindig machen und vernichten, mehr nicht. Gegen die Sanguiner kommt keine Behörde dieser Welt an. Wenn ihr Treiber ausfällt, hören sie vielleicht wenigstens zeitweise mit diesen Spielchen auf.“
„Welche Spielchen?“, Rita verstand immer weniger von diesen komplizierten Vampirsachen.
„Sie nennen es in Amerika Churchyard Hunting. Ein hilfloses Opfer wird nachts auf dem Friedhof ausgesetzt und gejagt. Wer es zur Strecke bringt, dem gehört die Beute.“
Rita lief eine Gänsehaut über den Rücken. „Ziemlich primitiv, findest du nicht?“, fragte sie.
Jason nickte. „Stimmt, aber auch Vampire langweilen sich offenbar bei eurem Fernsehprogramm“, grinste er wieder frech.
„Ich werde den Kommissar informieren.“ Mit diesen Worten stand Rita auf und ging, immer noch in Gedanken versunken, in ihr Büro. Hätte sie das Mädchen wirklich nicht retten können?
„Sie wollen doch nicht schon wieder den Lockvogel spielen?“, empörte sich Harald Welsch, als er von Rita die Fakten mitgeteilt bekam, die sie gerade von Jason erfahren hatte.
„Ich lasse mich verkabeln, Chef, keine Sorge und Sie bleiben im Hintergrund und spielen meinen Schutzengel.“
Welsch überlegte. „Sie sagten doch, der Kerl sieht nur zu. Wir können ihn also nur wegen Beihilfe zum Mord dran kriegen. Ich würde gerne die wirklichen Mörder finden!“
„Das Problem ist, dass wir die nicht einsperren können“, warf Rita ein. Sie kannte selbst dieses Dilemma. „Dieser Christian ist ein Mensch und damit außer Gefecht zu setzen, die anderen… eben nicht“, fuhr sie fort.
Welsch war noch immer nicht überzeugt und griff nach einer Akte. „Ich habe noch etwas Interessantes im Computer gefunden. Dieser Christian ist offenbar der vermisste Bruder von Tamara, meiner früheren Partnerin. Insofern hatte ihr Jason recht.“
„Verrückt, wie das Leben manchmal so spielt“, murmelte Rita.
„Wenn es nur das Leben wäre…“, antwortete Welsch und begann wieder, seine Akten auf dem
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