Lux Aeterna (German Edition)
die richtige Richtung und eilte zum Monument, um Ritas Spur aufzunehmen. Kommissar Welsch würde erstmal mit diesem Pseudomörder beschäftigt sein.
Jason folgte Ritas Geruch. Nicht allein ihrem Parfüm, nein, er spürte, dass sie Angst hatte. Dieser Geruch würde auch die Fürstin anlocken.
Thalia di Marco entstammte einem italienischen Adelsgeschlecht. Er kannte sie nicht persönlich, aber die Berichte über sie verhießen nichts Gutes.
Rita war an einer Wegkreuzung angelangt. Sie hatte die Orientierung verloren. Suchend blickte sie sich um. War sie nicht schon einmal an diesem steinernen Engel vorbei gekommen?
Und wo blieb der Kommissar? Tausend Fragen schossen ihr durch den Kopf. Und wieso bewegte sich der Engel plötzlich?
Rita erschrak, als ein großer dunkler Schatten aus dem des Engels heraustrat. Die schlanke, geschmeidige Gestalt einer Frau mit hüftlangen schwarzen Haaren baute sich vor ihr auf. Es war in der Dunkelheit kaum zu erkennen, wo die Haare aufhörten und das bodenlange, samtschwarze Kleid begann. Nur das schöne Gesicht mit der weißen, schimmernden Haut und den riesigen dunklen Augen unter den schön geschwungenen Brauen war deutlich zu erkennen.
„Ich wünschte, dieser Dummkopf würde mal attraktivere Männer anbringen“, sagte die Frau mit einer unterkühlten, herablassenden Stimme. Genau herablassend musterte sie nun Rita. „Immerhin“, meinte sie dann, „das dürfte für ein paar Tage reichen.“
Noch bevor die Vampirfürstin sich der Ermittlerin nähern konnte, tauchte ein anderer Schatten aus der Dunkelheit auf.
„Jason!“, rief Rita erleichtert aus.
Thalia di Marco lachte laut auf. „Ein Hybrid“, bemerkte sie verächtlich. „Mach dich nicht lächerlich. Wer immer du bist, du hast keine Chance, mich zu besiegen.“
Das wusste Jason selbst, also musste er zu einem Trick greifen. „Mylady, ich habe nicht die Absicht, Euch zu besiegen“, meinte er mit einer ehrerbietigen Verneigung. Rita blieb die Spucke weg. Was war das denn?
„Im Gegenteil, ich bitte Euch um eine Gunst. Um das Leben dieser Frau. Dafür habe ich für Eure Taten einen Sündenbock geliefert, der die Schuld auf sich nehmen wird.“
Die tintenschwarze Gestalt näherte sich nun Jason, umkreiste ihn vorsichtig, strich mit ihrer blassen Hand über seinen Rücken und stellte sich vor ihn hin. „Welches Interesse hast du an ihr, Hybrid?“, fragte sie ihn direkt.
„Mein Name ist Jason Dawn, Mylady“, gab er zur Antwort. „Sie ist – sagen wir mal – meine Quelle.“
Rita war sprachlos Was sagte der Kerl da und was bedeutete das alles?
Verhandelten da wirklich zwei Vampire über ihr Leben? Sie kam sich vor wie in einem Alptraum. Und der Kommissar tauchte immer noch nicht auf. Darüber war Jason durchaus froh, denn jeder Mensch hätte sich hier unnötig in Gefahr gebracht.
„Deine Quelle, soso“, lächelte Thalia di Marco jetzt verständnisvoll. „Nun, Jason Dawn, du hast Glück, dass du mir gefällst und ich heute in Geberlaune bin. Um dieses hübsche Revier ist es allerdings schade. Ich werde mir eine andere Kurzweil suchen müssen. Aber denk dran, du schuldest mir von nun an einen Gefallen. Wir sehen uns in der Ewigkeit, mein Schöner!“
Mit diesen letzten Worten streichelte sie noch einmal über seine Wange und verschwand wieder in den Schatten des Friedhofes. Rita atmete auf.
„Hab ich das jetzt geträumt oder …“, fragte sie fassungslos.
Jason trat zu ihr und legte den Arm um sie. „Hast du nicht, das ist unsere dunkle Realität. Damit musst du dich abfinden!“
„Muss ich das?“, Ritas Stimme klang schon wieder fast kampfeslustig, was den jungen Vampir amüsierte. Er zog sie an sich heran.
„Sagen wir mal, es wäre schön, wenn du es könntest“, sagte er leise.
„Was bedeutet eigentlich Quelle?“, hakte Rita nach.
Jason musste lächeln. Besser, er verschwieg ihr die Wahrheit.
„Du bist meine Quelle der Inspiration“, grinste er stattdessen.
Rita boxte ihn in die Seite. „Lügner!“
Jason lachte jetzt laut auf. „Komm, dein Kommissar wartet schon auf dich mit einer Überraschung.“ Mit diesen Worten packte er sie am Arm und zog die hübsche Frau in Richtung Friedhofseingang. Unterwegs berichtete er der Ermittlerin von seiner Abmachung mit Christian Hansen. Rita war verblüfft. Offenbar hatte sie Jason bislang unterschätzt.
* * *
„Hoffentlich war Ihnen die gestrige Eskapade eine Lektion, solche Alleingänge in Zukunft zu unterlassen!“,
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