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Lux Aeterna (German Edition)

Lux Aeterna (German Edition)

Titel: Lux Aeterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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Hunden und Katzen. Normalerweise hätte sie nicht mehr zu schlafen brauchen, doch während der kurzen Umstellung folgte sie den uralten Instinkten. Sie schlief am Tage und begann in der Nacht zu arbeiten. Sie war ja freiberuflich tätig und arbeitete für verschiedene Zeitungen. In ihrem Wagen konnte sie den Polizeifunk hören und folgte den mehr oder weniger spannenden Fällen. Bei einem blutenden Unfallopfer konnte sie eines Nachts allerdings nicht widerstehen. Die junge Frau fuhr mit dem Finger durch die Blutlache neben dem Kopf des nur noch schwach atmenden Motorradfahrers und leckte ihn ab. Genüsslich schloss sie die Augen. Eine wunderbare, fast magische Kraft fuhr durch ihre hungrigen Adern. Sie war gerade versucht, dem Verletzten auch noch das letzte Bisschen Leben zu rauben, als sie von Ferne die Sirenen der Notarztwagen kommen hörte. Ihre feinen Sinne nahmen die Geräusche der Nacht wesentlich früher wahr als ein menschliches Ohr. Rasch zog sie sich vom Unfallort zurück, mit einer Spur von Bedauern, aber auch Erleichterung.
     
    Vor ein paar Wochen hatte Lioba die Explosion auf dem Friedhof Ohlsdorf als Fotoreporterin dokumentiert und somit auch den Untergang ihres Erschaffers Cuvier. Er hatte sie nichts gelehrt über ihr neues Dasein. Er hatte sie nur hineingeworfen in die Nacht, weil sie ihn amüsiert hatte. Er hätte sie auch einfach nur töten können. Sie war nicht mehr für ihn gewesen als ein hübsches Spielzeug, dessen er überdrüssig geworden war.
    Lioba kam sich verloren vor, als sie die ersten Fotos schoss, während die Feuerwehr noch die Überreste des explodierten Mausoleums löschte. Aber dann beobachtete sie etwas abseits von den hektisch umherlaufenden Menschen zwei Leute, einer davon schien von ihrer Rasse zu sein aber trotzdem irgendwie anders. Die Frau bei ihm hatte eine seltsame Ausstrahlung, die sie zwar spüren, jedoch nicht definieren konnte. So begegnete Lioba Olsen zum ersten Mal dem Vampir Jason Dawn und seiner menschlichen Freundin, der Kommissarin Rita Hold.
    Lioba beschloss aus reiner Neugier, den Beiden auf den Fersen zu bleiben. Umso mehr erstaunte es sie, dass sie bei ihren Nachforschungen bei der Kripo Hamburg landete. Als sie sich an diesem Abend das erste Mal möglichst unauffällig in den langen, unübersichtlichen Fluren des mehrstöckigen Polizeigebäudes herumtrieb, hörte sich plötzlich eine sanfte Stimme hinter sich. „Kann ich Ihnen helfen?“
    Lioba fuhr erschrocken herum. Der junge Mann mit den sanften dunklen Augen, den sie damals auf dem Friedhof mit der Frau gesehen hatte, stand direkt hinter ihr. Irgendwie war ihr die Situation peinlich. Seine Augen blickten sie fragend an. Hilflos suchte sie nach einer Erklärung für ihre Anwesenheit. Dann hörte sie plötzlich seine Stimme in ihren Gedanken. ‚Du bist von meiner Art, wie ich sehe. Hab keine Angst. Ich weiß, wie man sich in der ersten Zeit fühlt. Und du hast noch keinen Menschen getötet.’
    Jason Dawn gab sich damit als ihr Artgenosse zu erkennen. Die Fotografin war sprachlos. Sie starrte ihn nur an mit ihren großen kristallblauen Augen. Der jugendliche Kurzhaarschnitt ließ die Fünfundzwanzigjährige noch jünger erscheinen. Hinzu kam die zierliche Statur. Man hätte sie noch für einen Teenager halten können. Sie war gut einen Kopf kleiner als er. Die Male an ihrem Hals hatte sie durch einen dünnen Seidenschal verdeckt.
    ‚Genauso hat es Laetitia auch immer gemacht’ , dachte Jason in Erinnerung an seine tote Vampirfreundin, während er Lioba betrachtete. Doch vor ihm stand nicht Laetitia, die schöne, selbstbewusste Italienerin, sondern ein verschrecktes Kind, das mit seinem neuen Dasein nichts anzufangen wusste. Das weckte den Beschützerinstinkt in ihm.
    Endlich kam die junge Frau auf die Idee, sich vorzustellen. „Lioba Olsen, guten Tag. Ich bin freiberufliche Fotografin.“ Mehr fiel ihr im Augenblick nicht ein.
    „Und auf der Suche nach ...?“, ergänzte Jason mit seinem frechen Grinsen.
    „Entschuldigen Sie bitte…“, sagte sie leise und wollte sich an ihm vorbei schlängeln.
    Doch sein Arm versperrte ihr den Weg. „Warten Sie, Lioba Olsen. Ich denke, wir sollten uns über einige Dinge unterhalten.“
    Ohne Widerstand führte er die junge Frau aus dem Gebäude.
     
    * * *
     
    Und während Jason Dawn mit der erst vor kurzem zum Vampir gewordenen jungen Frau eine längere Unterredung führte und sie in die Gesetze und die neuen Regeln ihrer Rasse einweihte, brüteten Rita Hold

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