Lux Aeterna (German Edition)
seine Geschichte, die an die wildesten Verschwörungstheorien erinnerte. Schweigend hörten die Drei ihm zu.
Lioba musste leider draußen warten und lief nervös auf dem Flur auf und ab. Die Befragung schien Stunden zu dauern. Schließlich beschloss sie, sich wieder in die Arbeit zu stürzen. Jason würde sie bestimmt von dem Ergebnis informieren. Lioba spürte, dass sie eine verhängnisvolle Zuneigung zu diesem jungen Vampir entwickelte und gleichzeitig spürte sie die Abneigung gegen Rita Hold in sich wachsen.
* * *
Welsch drehte versonnen die Petrischale in seinen Händen. „Sie hätten das besser vernichten sollen“, meinte er zu dem Amerikaner.
Rita übersetzte seine Worte ins Englische. Doch offenbar hatte er verstanden. Mit dem typischen Akzent gab Duncan zu verstehen, dass er in der Eile seines Aufbruchs nicht daran gedacht hatte.
„Dann werden wir es vernichten“, sagte der Kommissar entschlossen.
Jason mischte sich ein. „Und wir Vampire verhalten uns ruhig, bis die ganze Aktion im Sande verlaufen ist.“
„Aber das kann Monate dauern, wenn soviel Geld dahinter steckt“, gab Rita zu bedenken.
Jason nickte. „Das ist wohl kein Problem, früher haben wir schließlich Jahrhunderte lang geschlafen. Und das überlebt auch kein Großkonzern!“
Da war etwas Wahres dran.
„Also doch Aussitzen“, murmelte der Kommissar vor sich hin. Es ärgerte ihn zwar, dass er hier nicht aktiv in das Geschehen eingreifen konnte, aber im Augenblick schien es wirklich die beste Lösung zu sein.
Und Jason hatte Recht, die Aktion der Geheimorganisation verlief wirklich im Sande. Inzwischen hatte er dafür gesorgt, dass Duncan vorübergehend in Laetitias frühere Wohnung in der Nähe des Friedhofes einziehen konnte, die noch leer gestanden hatte. Er wusste seinen neuen amerikanischen Freund lieber in seiner Nähe. Schließlich war er ein wichtiger Zeuge.
Die Hybridenvampire tauchten für einige Monate unter, und so musste Dr. Connors erste weltweite Suche nach Vampiren schließlich aufgegeben werden, was aber seiner Besessenheit keinen Abbruch tat. Schließlich hatte er ja immer noch den Schädel, und den hütete er wie seinen Augapfel. Allerdings wurde dieser von seinen ungläubigen Forscherkollegen schlichtweg als Mutation abgetan, da die Probe mit den lebenden Zellen verschwunden war.
Wollte Dr. Connor sich nicht der Lächerlichkeit preisgeben, musste er die Suche einstellen. Aber diese Entscheidung nahmen ihm die Geldgeber nach fast sechs Monaten ergebnisloser Jagd ab.
Es hatte mittlerweile zu viele Übergriffe auf Unschuldige gegeben. Da wurden Anhänger der Gothicszene verdächtigt und jeder, der anders aussah, beschattet. Sogar die Polizei und das FBI waren auf dieses dubiose Treiben aufmerksam geworden. Nein, das war keine Lösung.
Soviel Aufmerksamkeit war der Organisation so gar nicht recht. Also ging wieder alles seinen gewohnten Gang bei Richmond Pharmacies in Washington D.C., und Dr. Connor lauerte wie eine Spinne im Netz auf den nächsten Zufall, der ihm eines dieser Geschöpfe in die Hände treiben würde.
Mittlerweile hatte aber auch Jason Dawn ein Problem. Seine Tantiemen aus seinen Zeiten als Rocksänger gingen zur Neige und er sah sich gezwungen, sich einen „seriösen“ Beruf suchen zu müssen. Nun war dieser ständig in Schwarz gekleidete junge Mann mit dem androgynen Aussehen nicht gerade für die Büroarbeit geeignet. Jetzt war es Lioba, die ihm – zugegeben, nicht ganz uneigennützig – weiterhalf und Jason vorschlug, als freier Reporter für die Boulevardpresse zu arbeiten. Sie kannte einige Redakteure bei den Zeitungen und sein außergewöhnliches Auftreten konnte ihm nur nützlich sein, um für die Bereiche Kunst und Kultur zu recherchieren.
Als er Rita Hold davon erzählte, musste diese zunächst lachen. „Jason Dawn, der rasende Reporter“, kicherte sie.
„Lach nicht, von irgendwas muss man ja in der modernen Zeit leben, also werde ich mich wieder in die Musikszene stürzen. Einige Leute dort kenne ich ja noch aus meiner alten Karriere“, erwiderte Jason. Dann grinste er. „Außerdem ziehe ich das Nachtleben vor, wie du weißt.“
Rita blickte ihn an. „Oh ja, ich erinnere mich gut an deine letzten Auftritte. Du warst einfach unwiderstehlich … arrogant“, zog sie ihn auf.
Jason konnte es nicht lassen, sie zurückzuärgern. „Dann bin ja mal gespannt, wie ich jetzt auf die Leute wirke. Einen Fan scheine ich ja zumindest zu haben.“ Damit meinte er
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