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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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nächsten
    Tagen verlassen, so informieren Sie zuvor bitte Seine Heiligkeit oder
    mich.«
    »Ich habe nicht vor, den Palast zu verlassen, geschweige denn den
    Vatikan«, erklärte sie fest. Ciban hielt seinen Blick weiter auf sie
    geheftet. »Also gut. Sie haben mein Wort.«
    »Danke, Schwester.« Der Präfekt nickte zufrieden.
    Der restliche Tag hielt keine besonderen Herausforderungen für
    Catherine bereit. Sie half – vor allem weil sie selbst darauf bestand – den Nonnen des päpstlichen Haushaltes bei der Hausarbeit und bekam so
    einen Einblick in den Alltag hinter den Kulissen des Apostolischen
    Palasts.
    Am Abend, sie hatte sich nach einem Gespräch mit dem Heiligen Vater
    gerade in ihr Zimmer zurückgezogen, überkam sie ein überwältigendes
    Bedürfnis nach Schlaf. Eine bleierne Schwere breitete sich in ihr aus,
    glitt bis tief in die Knochen, ergriff von jeder Zelle ihres Körpers Besitz.
    Noch nie zuvor hatte sie ein solch überwältigendes Schlafbedürfnis
    erlebt. Es duldete einfach keinen Aufschub, daher schaffte sie es gerade noch, sich auf das Bett fallen zu lassen.
    Die Welt um sie herum löste sich auf und nahm völlig neue Formen und
    Farben an. Ein kräftiger Wind wehte ihr ins Gesicht, vor ihr lag ein
    riesiger See. Catherine wusste sofort, sie stand am westlichen Ufer des
    Sees Tiberias, auch See Genezareth genannt, und blickte auf die vom
    Fischfang zurückkehrenden Boote.
    Neben ihr stand ein Mann, in ein weißes Leinengewand gehüllt, um die
    Lenden einen Gürtel aus feinstem Gold. Sein Leib war wie Chrysolith,
    sein Antlitz sah aus wie der Blitz. Catherine erkannte in ihm einen der
    vier Engel, die unmittelbar bei Gott standen. Der Engel behütete ein am
    Ufer spielendes Kind, ein kleines Mädchen mit kastanienbraunem Haar,
    dessen Vater beim Entladen eines der Boote half. Nur die Kleine, die
    zwischen den aufgestapelten Kisten spielte, und Catherine vermochten
    den Mann mit dem flammenden Antlitz wahrzunehmen.
    »Ohne ihr Mitwirken, ohne ihre Weisheit und Zeugenschaft wird es
    keinen Wandel geben«, sagte der Engel und wandte einen Teil seiner
    Aufmerksamkeit Catherine zu. Er deutete auf das Kind, und seine Augen
    loderten wie Fackeln. »Mit ihr steht und fällt das Werk.«
    Catherine fragte sich, welches Werk er damit wohl meinte. »Wer ist
    sie?«
    »Der Spiegel, durch den sich die Welt bald sieht, auch wenn ihre Worte
    durch einen anderen verkündet werden. Du bist ihr bereits einmal
    begegnet, in deinem Traum.«
    Eine der turmhoch aufgestapelten Fischkisten kam ins Rutschen und glitt
    in Richtung des Kindes, doch kaum hatte Catherine die Gefahr
    wahrgenommen, da hatte der Mann die Kiste auch schon mit einer
    knappen Handbewegung aufgehalten.
    »Ich erinnere mich nicht, diesem Mädchen schon einmal begegnet zu
    sein«, entgegnete Catherine, in dem Bewusstsein, dass das Kind ohne die
    Hilfe des Engels wahrscheinlich zu Tode gekommen wäre.
    »Du hast mit ihr geredet. Gestern Nacht. Ihr habt über die Dunkelheit
    und das Licht gesprochen. Über die Hoffnung für das, was kommt.«
    »Maria?«
    Der Mann mit den Feueraugen nickte. »Maria von Magdala.«
    »Aber sie ist noch ein Kind!«
    »Das wird sie in ihrem Herzen auch bleiben, im Namen der Wahrheit. Im
    Namen der Einheit von Himmel und Erde. Sie ist das erste Kapitel des
    Neuen Testaments.«
    Catherine blickte den Engel an. Erst jetzt erkannte sie, dass das Wesen
    neben ihr gar kein Geschlecht hatte. Sein feuriges Antlitz mit dem
    goldenen Haar war ebenso männlich wie weiblich. Vermutlich hatte das
    Kind, Maria, den Engel von Anfang an so gesehen.
    »Welchen Sinn haben diese Träume?«, fragte Catherine geradeheraus.
    Sie wusste nur zu gut, dass viele der menschlichen Ängste und
    Sehnsüchte in Träumen, aber auch Geisteskrankheiten zutage traten.
    Womöglich verlor sie nach und nach den Verstand.
    Die Mundwinkel des Engels verzogen sich zu einem leisen Lächeln.
    »Was denkst du wohl?«
    »Sie sollen mir etwas zeigen. Nur was?«
    »Diese Träume sind mehr als Träume, Catherine«, erklärte der Engel
    ruhig. »Es sind Erinnerungen.«
    »Erinnerungen? Aber was ich hier sehe, ist ferne Vergangenheit. Wie
    kann ich mich an etwas erinnern, dass ich selbst nie erlebt habe?«
    »Wer sagt, dass es deine Erinnerung ist?«
    Catherine starrte den Engel an, als erwarte sie, dass er sich jeden
    Augenblick in Kardinal Benelli verwandelte. Doch auch Benellis
    Erinnerung konnte es unmöglich sein. Doch wessen war es dann? Jene
    aus einem

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