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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thomas
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dastand.
    »Es tut mir leid«, hatte Benelli ihr in diesem Traum erklärt. »Aber mehr kann ich im Augenblick nicht tun. Auch die jenseitige Welt untersteht
    Gesetzen, denen man sich beugen muss. Auch hier stellt man sich die
    Frage: Was ist das Leben? Was ist der Tod? Das Böse hatte nun mal
    schon immer die Gabe, sich zu verschleiern.«
    Catherine sah zu, wie der Papst mit einem dynamischen Schritt vom
    Podest hinuntertrat. Massini schloss das Fenster, so dass der Jubel der
    Menge auf dem freien Platz nur noch wie ein gedämpftes Murmeln an
    ihre Ohren drang. Sie hatte Leo gleich heute Morgen über den zweiten
    Traum informiert, doch Benellis Offenbarung hatte ihn nicht im
    Geringsten aus der Ruhe gebracht. Der Heilige Vater wirkte wie ein Fels
    in der Brandung.
    Sie atmete innerlich tief durch, als der Papst auf sie zukam, denn sie
    hatte ihm etwas verschwiegen. Vor dem Traum, der Benellis Plan betraf
    und von dem sie ihm berichtet hatte, hatte es noch einen anderen
    gegeben, ebenso lebendig aber völlig bizarr. Dieser Vor-Traum, oder wie
    auch immer Catherine ihn nennen wollte, war wie die Fortsetzung jener
    ersten Traumreise durch die Geschichte des Neuen Testaments gewesen,
    die sie vor zwei Nächten durchlebt hatte. Allerdings war diese Sequenz
    in keinem offiziellen Teil des Neuen Testamentes verzeichnet. Also hatte Catherine den Traum – ebenso wie die Begegnung mit Benelli auf
    Golgatha – für sich behalten.
    Sie hatte keine Lust der Glaubenskongregation weiteres Futter gegen sie
    zu liefern. Catherine, die Visionärin! Das hätte gerade noch in der
    Anklageliste gefehlt! Wie hätte sie es dem Heiligen Vater auch schonend
    beibringen sollen? Ach ja, übrigens, Heiligkeit, ich hatte da noch ein
    Meeting mit Maria Magdalena in Jerusalem, unmittelbar nachdem unser
    Herr gen Himmel gefahren ist. Nein, lieber behielt sie diese völlig
    verrückten Erscheinungen für sich.
    Als der Heilige Vater vor ihr und Ciban stehen blieb, nutzte er die
    Gelegenheit, Catherine ausgiebig zu mustern. Sie sah jetzt aus wie eine
    Nonne Anfang vierzig, leicht füllig, höflicher ausgedrückt kräftig gebaut, mit einer breiten Nase und einer dicken Brille darauf. Bis auf ihre blauen Augen war sie völlig verwandelt. Nicht einmal Massini, der als
    Vertrauter des Papstes in ihre Kostümierung eingeweiht worden war,
    hatte sie erkannt.
    »Sie sehen gut aus, Schwester«, erklärte der Papst mit einem breiten
    Lächeln, hängte sich bei ihr ein und geleitete sie zur Sitzecke. Ganz
    besonders schien ihn die aufgeschminkte Warze zu faszinieren. »Selbst
    in dieser Verkleidung haben Sie immer noch Stil.«
    »Danke, Heiligkeit. Ich habe mir auch alle Mühe gegeben.«
    In Wahrheit kam Catherine sich vor wie eine aufgeblasene Qualle. Ohne
    Routine – die Theaterspielerei lag viele Jahre zurück – hatte sie fast eine Stunde gebraucht, um diesem Ideal zu entsprechen, und darüber hätte sie
    beinahe ihre neue Arbeit, das Herrichten des päpstlichen
    Frühstücksbuffets, verpasst. Ciban hatte am Frühstückstisch zwar keine
    Miene verzogen, als er sie das erste Mal in ihrem neuen Aufzug gesehen
    hatte, doch Catherine hätte schwören können, dass er irgendwo ganz tief
    in seinem Innern gegen einen Lachanfall hatte ankämpfen müssen.
    Warum sonst hatte er sein Gesicht für eine gute Weile hinter einer von
    Leos Tageszeitungen verborgen gehalten?
    Als Monsignore Massini das Arbeitszimmer nach dem Angelus-Gebet
    verlassen hatte, um eine Audienz vorzubereiten, sagte Leo: »Das war
    nun also Akt Eins, Schwester. Haben Sie inzwischen eine Vorstellung,
    wohin die Reise gehen soll?«
    Catherine schüttelte den Kopf. »Leider nein, Heiligkeit. Seine Eminenz
    Kardinal Benelli lässt mich immer nur die Spitze des Eisbergs sehen.
    Alles Weitere liegt auch für mich im Dunkeln.«
    »Dann«, sagte Leo, »ist nun erst einmal der Gegner am Zug.«
    »Ich fürchte, so sieht es aus«, sagte sie. »Hoffen wir mal, dass der
    Mörder die Sinnlosigkeit seines Unterfangens erkennt.«
    Ciban schüttelte den Kopf. »Wer so weit gegangen ist, hört in seinem
    Trachten nicht einfach auf. Hoffen wir vielmehr, dass er seine Deckung
    aufgibt und sich zu einem Fehler hinreißen lässt.« Der Kardinal blickte
    Catherine direkt in die Augen. »Es gibt da noch etwas, das mir
    Kopfzerbrechen bereitet, Schwester.«
    »Und das wäre, Eminenz?«
    »Es mag seltsam klingen, doch sollten Sie, aus welchen Gründen auch
    immer, den päpstlichen Palast oder gar den Vatikan in den

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