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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Stallburschen.«
    Reynevan schwieg.
    »Er kann mir Prag nicht vergeben«, knurrte Korybut. »Aber ich verlange Respekt, zum Teufel noch mal! Den mir gebührenden Respekt!
     Ich bin ein Fürst! In Odrau stehen tausend polnische Ritter. Sie sind auf meinen Befehl hierhergekommen! Wenn ich Odrau verlasse,
     folgen sie mir! Sie werden nicht hier in diesem gottverfluchten Land bleiben, nicht einmal, wenn Prokop sie auf Knien darum
     bittet!«
    »Herr Johann von Krawař«, ereiferte sich der Prinz, »hat die Kommunion in beiderlei Gestalt empfangen und ist jetzt ein Verbündeter
     von Tábor. Wer hat das zustande gebracht, wenn nicht ich? Der Herr auf Jičín ist ein Bündnis mit mir eingegangen, mit einem
     Prinzen. Der würde Prokop keines Wortes für würdig befinden, der würde keinem von den taboritischen Klugscheißern und Seelenverkäufern
     die Hand hinstrecken! Und die Prager Lumpenhunde würde er nicht mal anspucken! Das Bündnis mit Krawař ist allein mein Verdienst!
     Und was bekomme ich dafür? Einen Dank? Nein! Einen Affront nach dem anderen!«
    Der zutiefst irritierte Reynevan hob zuerst ratlos die Hände, dann verbeugte er sich. Korybut atmete tief ein.
    »Ich war ihr letzter Herrscher«, sagte er dann sehr viel ruhiger. »Der letzte Herrscher Böhmens. Nachdem sie mich mit Schimpf
     und Schande wegjagt haben, haben sie keinen mehr gefunden, den sie als König anerkennen und krönen könnten. Statt ein anständiges
     Königreich zu kriegen, das mit der christlichen Welt übereinstimmt, haben sie es vorgezogen, sich ins Chaos zu stürzen.«
    »Und all das verdanke ich meiner Familie«, fuhr er mit verbitterter Miene fort. »Mein Oheim Jogaila wollte mich dazu benutzen,
     für ihn die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Und Oheim Witold hat mich großartig eingesetzt. Die ganze Zeit über hat er durch
     mich den Luxemburger in Schach gehalten und hat gleichzeitig die Böhmen hintergangen. Er war es doch, Witold, der mich mit
     Rom in Verbindung gebracht hat. Auf seinen Rat hin habe ich dem Papst geschworen, das Königreich Böhmen wieder christlich
     zu machen, indem ich die Hussiten zu kleineren Veränderungen der Liturgie veranlasse. Ich habe geschworen, die Vorrangstellung
     des Vatikans in Böhmen zu sichern und der Kirche alle ihre Güter zurückzugeben. Ich habe dem Heiligen Vater all das versprochen,
     was Witold mir befohlen hat. Witold sollte auf Schloss Wallenstein im Kerker sitzen, Witold sollte man mit dem Bann belegen,
     und er sollte von allen verstoßen werden. Stattdessen habe ich dort gesessen, mich haben sie verflucht, mich haben sie fortgejagt.
     Ich will Genugtuung haben! Eine Entschädigung! Ich will etwas davon haben! Etwas davon haben und jemand sein! Und das werde
     ich auch, bei der Mutter aller Huren!«
    Korybut beruhigte sich, indem er wieder tief einatmete, und heftete dann seine Augen auf Reynevan.
    »Ich werde mein Ziel erreichen!«, wiederholte er. »Und du wirst mir dabei helfen.«
    Reynevan zuckte mit den Achseln. Er wollte nicht unterwürfig erscheinen. Er wusste sehr gut, dass er durch ProkopsProtektion so gut wie unantastbar war, dass niemand, nicht einmal ein Hitzkopf wie Korybut, es wagen würde, seine Ehre zu
     verletzen oder ihn auch nur mit dem kleinen Finger zu berühren.
    »Ihr überschätzt meine Möglichkeiten, Prinz«, sagte er mit Eiseskälte. »Ich sehe nicht, wie ich Euch behilflich sein könnte.
     Es sei denn, Ihr fühltet Euch krank. Ich bin ein Medicus. Sollte also Euer Gesundheitszustand Euch an der Realisierung Eurer
     Pläne hindern, bin ich bereit, Euch zu dienen.«
    »Du weißt ganz genau, was ich von dir will. Dein Ruf eilt dir voraus. Alle Welt weiß, dass du ein Magier, Zauberer und Sterndeuter
     bist. Ein Beschwörer, ein
raganius
, wie wir in Żmudź sagen.«
    »Magie ist laut dem Vierten Prager Artikel ein Verbrechen, auf das die Todesstrafe steht. Wünscht Ihr mir den Tod, Prinz?«
    »Im Gegenteil.« Korybut stand auf, trat näher und maß ihn mit einem Blick.
    »Ich wünsche dir Glück, Erfolg und alles Gute. Und all das biete ich dir. Gewähre ich dir in meiner Dankbarkeit und Huld.
     Hast du die Nachrichten aus Luck vernommen? Vom Konflikt Witolds und Jogailas? Weißt du, was die Folge davon sein wird? Ich
     sage es dir: Eine Kehrtwendung in der Politik Polens Böhmen gegenüber. Und diese Kehrtwendung der Politik Polens Böhmen gegenüber
     verkörpere ich. Ich selbst. Wir sind wieder im Spiel, Medicus, wir sind wieder im Spiel. Und es lohnt

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