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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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des Schachts der Erzgrube in Hermsdorf, der Frischhütte, der Hämmer und aller Schmelzöfen. Ihr zerstört die Silbererzgrube
     in Marienberg. Die Kohlengrube in Freital. Und die Zinnerzgrube in Altenberg. Könnt Ihr das alles behalten?«
    »Ja, sicher.«
    »Sehr gut. Wenn sich Tábor auf diese Bedingungen einlässt, werden Euch binnen eines Monats hunderttausend Schock Prager Groschen
     zur Verfügung gestellt. Das ist alles, Herr ze Strážnice. Bitte übermittelt Hetman Prokop meine ausdrückliche Wertschätzung.
     Herrn von Bielau möchte ich bitten, noch zu bleiben. Ich habe ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Privat.«
    Bedřich verbeugte sich und warf Reynevan einen feindseligen Blick zu. Dann ging er hinaus.
    »Mit deinen Angelegenheiten in Breslau steht es nicht zum Besten«, sagte der Faktor, sobald sie allein waren. »Ich weiß, dass
     du deine Hoffnungen in den Propst gesetzt hast, den man Pater Felician nennt. Aber das ist vergebens. Der Pater wird dir nicht
     helfen, der steckt selbst in Schwierigkeiten, aus denen er wohl nicht so leicht wieder herauskommt. Kontakt mit ihm aufzunehmen,
     ist momentan absolut nicht ratsam. Absolut nicht ratsam ist auch ein Besuch von Breslau. Und seiner als sehr weit aufgefassten
     Umgebung.«
    »Hat Felician irgendetwas in Erfahrung gebracht über
. . .
«
    »Nein«, unterbrach ihn der Faktor. »Weder er noch jemand anders
. . .
«
    »Was ist mit meinen Freunden? Sind sie in Sicherheit? Kann ich, was sie betrifft, beruhigt sein?«
    »Niemand ist in diesen Zeiten sicher«, erwiderte der Faktor. »Und den Luxus von Ruhe können sich heutzutage nicht einmal die
     Reichsten in dieser Welt leisten. Ich kann dir lediglich mitteilen, dass Grabis Hempel, den sie Allerdings nennen, nicht in
     Breslau ist. Er ist verschwunden, weggezogen, sein Aufenthaltsort ist nicht bekannt. Und den Apotheker Czibulka bringt niemand
     mit dir in Verbindung. Verlass dich hierbei auf das Handelshaus.«
    »Danke. Eins noch: Im Februar hat mich
. . .
eine Frau den Klauen der Breslauer Stadtwache entrissen. Wisst Ihr vielleicht etwas über sie?«
    Der Faktor lächelte.
    »Eine Frau, Reinmar, ist wie Federflaum. Das Handelshaus der Fugger interessiert sich ausschließlich für wichtige Angelegenheiten.«
     
    Bedřich hatte nicht vor der »Goldenen Krone« auf ihn gewartet, er war gegangen. Reynevan war allein auf dem Marktplatz von
     Ratibor.
    Im Unterschied zu seiner lauten und vor Lebendigkeit sprühenden Vorstadt wirkte Ratibor innerhalb der Stadtmauer still und
     wie verlassen. Reynevan wusste als Ortsfremder nicht, ob das immer so war oder ob die Einwohner lediglich unter dem übermächtigen
     Eindruck der Karwoche standen. Vor der Himmelfahrtskirche, die er gerade erreicht hatte, sammelten sich die Menschen, um die
     Messe zu besuchen, aber kein Glockenton rief die Gläubigen: Es war Gründonnerstag, der festliche Gesang der Glocken schwieg,
     ersetzt wurde er nur durch das hässliche und boshaft knatternde Geklapper der Holzrasseln.
    Reynevan näherte sich bereits der Pfarrkirche, als er unvermittelt in Richtung Rathaus abbog. Er war beunruhigt und blickte
     oft über die Schulter nach hinten, um sich zu vergewissern, dass man ihn nicht verfolgte. Schuld daran war der Faktor der
     Fugger, der ihm ganz entschieden Wachsamkeit nahegelegt und ihm vorgeschlagen hatte, zurück einen anderen Weg zu nehmen, am
     besten dabei auch das Zauberamulett Pantaleon einzusetzen. Reynevan besaß das Pantaleon nicht mehr, dieses die äußere Gestalt
     verhüllende Amulett war in Breslau in der Apotheke »Zur Mandragora« zurückgeblieben. Gegen Ende seines Aufenthalts in Breslau
     hatte Reynevan, der befürchtete, das Tragen könne gesundheitsschädigende Auswirkungen haben, es in seinem Strohsack versteckt
     und nicht mehr benutzt. Sicher hatte man ihn auch deshalb erwischt.
    Von nun an würde er mehr als vorsichtig sein. Anstatt sich auf direktem Wege zu seinen Gefährten in der »Mühlenwaage« zu begeben,
     streifte er umher. Er ging zu den von Menschen wimmelnden Tuchlauben und blieb am Stand eines Sattlers stehen, wo das Gedränge
     am größten war. Sorgfältig musterte er die Vorübergehenden. Keiner sah aus wie ein Spitzel. Er atmete auf.
    »Gelobt sei Jesus Christus«, sagte Łukasz Bożyczko. »Ich heiße dich in Schlesien willkommen, Reynevan. Wo warst du denn so
     lange?«
     
    »Nun, lass mich nicht warten«, drängte ihn Bożyczko. »Was für Informationen hast du für mich?«
    In dem dunklen

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