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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Hejncze war nach Breslau zurückgekehrt,
     der würde das Versäumte nachholen wollen. Hinter St. Adalbert richteten sie schon die Scheiterhaufen her. Von Agenten wimmelte
     es nur so in der Stadt. Kutscher von Hunt schnüffelte herum und lauerte. Der Bischof gab sich unheimlich freundlich
. . .
Als hätte er einen Verdacht
. . .
    Und Grellenort. Grellenort hat mich schon zweimal so seltsam angesehen.
    Hinter ihm raschelte es. Grajcarek zuckte zusammen, sprang auf, zückte das Messer und flocht gleichzeitig die Finger der anderen
     Hand zu einem magischen Zeichen ineinander.
    Es war nur eine Ratte. Nur eine Ratte.
     
    Konrad von Oels war an diesem Abend in seinen Gemächern nicht allein, der Mauerläufer wusste das, und er konnte sich auch
     denken, wen er vorfinden würde. Das Gerücht über die neue Geliebte des Bischofs hatte in Breslau schnell die Runde gemacht,
     sehr schnell hatte es sich bestätigt, und nun war es öffentlich bekannt. Die siebzehnjährige Claudine Haunold war nicht die
     erste Bürgerstochter, die dem Bischof ins Auge stach und deshalb zur
carnaliter copulata
wurde. Claudine war aber die Erste, bei der sich das Patriziat so verhielt, wie es sich gehörte. Wie Neureiche es tun. In
     den Bischofspalast war eine offizielle Abordnung des Breslauer Patriziats gekommen. Um für die verlorene Tugend Claudines
     offiziell eine finanzielleEntschädigung zu fordern. Der Bischof zahlte, ohne mit der Wimper zu zucken. Und alle waren zufrieden.
    Die offiziell mit einer Entschädigung bedachte Claudine, die Tochter der wohlhabenden Haunolds, saß auf einem türkischen Sitzkissen
     neben dem Bischof und tat, was sie meistens tat, nämlich sich mit kandierten Früchten vollzustopfen und ihre Reize spielen
     zu lassen. Ihr goldglänzendes Haar trug sie offen, wie eine verheiratete Frau, und bei jeder Bewegung schob sie ihren attraktiven
     Busen nach vorne, von dem in dem tiefen Dekolleté viel zu sehen war. Jedes Mal, wenn sie sich eine kandierte Frucht zwischen
     ihre karminroten Lippen schob, hielt sie mit der Bewegung so lange inne, wie sie brauchte, um die Ringe zu bewundern, die
     der Bischof ihr geschenkt hatte.
    »Sei gegrüßt, Birkhart.«
    »Möge Gott Euer Gnaden bewahren.«
    Claudine Haunold schenkte ihm einen schmachtenden Blick aus ihren saphirblauen Augen und den Anblick ihrer teuren Schnabelschuhe,
     die unter ihrem Kleidersaum hervorlugten. Der Mauerläufer wusste, dass man in ihrer Anwesenheit getrost alles bereden konnte.
     Claudines ungewöhnliche Schönheit und die überragenden Qualitäten ihres Körpers hatte die Natur durch Unzulänglichkeiten ausgeglichen.
     Die hauptsächlich in ihrem Kopf zu finden waren.
    Der Bischof nippte an seinem Wein. Trotz der vorgerückten Stunde war er, wie es schien, völlig nüchtern. Das geschah in letzter
     Zeit immer häufiger. Der Mauerläufer machte sich die Gedächtnisnotiz, bei Gelegenheit den bischöflichen Leibarzt abzupassen
     und danach zu befragen. Das konnte ein Symptom einer Krankheit sein. Oder deren Folge.
    »Was gibt’s Neues bei dir, Birkhart? Hast du in letzter Zeit vielleicht irgendein
. . .
Abenteuer erlebt?«
    »Ein Abenteuer? Nein.«
    Claudine zwickte den Bischof in den Oberschenkel. Konrad streckte die Hand aus und kitzelte sie im Nacken wie ein Kätzchen.
    »Nach einer Sache habe ich dich noch nicht gefragt.« Er hob den Blick. »Deine Leute, du weißt, wen ich meine, haben die Hussiten
     bei Altwilmsdorf niedergemacht. Wie lange wird es dauern, bis du neue angeworben hast? Wann ist damit zu rechnen?«
    »Je unverhoffter, desto größer die Freude«, spottete der Mauerläufer. »Man hofft, solange man lebt.«
    Claudine lachte kehlig, aber der Bischof war nicht in Stimmung.
    »Erzähl du mir hier keine Narrengeschichten«, bellte er, »du Witzbold! Ich brauche deine Reiter dringend, ich will sie auf
     Abruf haben! Antworte also, wenn ich dich frage!«
    » Pax ,
Väterchen.« Der Mauerläufer zwinkerte ihm zu. »Nicht in Wut geraten, das ist gar nicht gesund. Wein, Weib und Gesang, und
     dazu noch Wut. Dir geht noch die Galle über. Und dann machen sie einen Polen zum Bischof. Was aber die Antwort betrifft, so
     gebe ich sie dir besser
inter nos

    Der Bischof wies Claudine mit einer Handbewegung an, aufzustehen, und mit einem Klaps auf ihr rundes Hinterteil befahl er
     ihr, sich zu entfernen. Das Mädchen fauchte, spitzte seine karminroten Lippen, maß beide Männer mit einem wütenden Blick,
     raffte eine Faust voll

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