Lux perpetua
ihn unterwegs getroffen. Wir haben geredet
. . .
Über dieses und jenes
. . .
«
»Aha. Wer ist es denn?«
»Andrzej z Bnina.«
»Den kenne ich nicht«, sagte der Bischof. »Aber noch bevor die Audienz stattfindet, werde ich alles über ihn wissen, das garantiere
ich dir.«
Andrzej z Bnina vom Wappen Łodzia, noch keine dreißig Jahre alt, war ein stattlicher Mann, mit schwarzen Haaren und dunklem
Teint; Magister der Krakauer Akademie, königlicher Sekretär, Presbyter von Pobieda, Kanonikus von Łęczyca und Posen, war er
in Polen innerhalb der kirchlichen Hierarchie rasch aufgestiegen. Ehrgeiziger als die anderen, legte er es darauf an, Bischof
zu werden, darunter tat er es nicht. Er erfreute sich, wie man hörte, des Vertrauens von Oleśnicki. Aber nicht jeden erfreute
das.
»Zbigniew Oleśnicki, der Bischof von Krakau«, fuhr er gelassen fort, »ist der eifrigste
defensor fidei catholicae,
der eifrigste
persecutor
von Renegatentum und Häresie. Das
negotium fidei
, der Kampf um den Glauben, ist für den Bischof von Krakau eine Angelegenheit von höchster Priorität. Der Bischof vertritt
die Ansicht, dass der Kampf gegen die Häresie ebenso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger ist als der Kampf mit den Heiden
um das
sepulcrum Domini.
Der Bischof versteht sehr gut, was die
crux cismarina,
der Kreuzzug diesseits des Meeres, bedeutet. Besonders, weil dies doch unsere Seite des Meeres ist.Der Bischof hat mich gebeten, Euch das zu sagen: Wir stehen diesseits des Meeres. Krakau oder Breslau, wir befinden uns auf
derselben Seite des Meeres, am selben Ufer. Und vor uns schäumen die Wogen der Häresie, bereit, dieses Ufer zu überschwemmen
und unter sich zu begraben.«
»Es ist mir nicht neu«, Konrad, der Bischof von Breslau, nickte, »dass Zbigniew Oleśnicki die Schrecken der Häresie sieht
und auch zu verstehen vermag. Das ist nicht neu für mich und wundert mich nicht. Zbigniew strebt die Kardinalswürde an, und
wie gut würde es einem zukünftigen Kardinal anstehen, die Augen vor dem Ketzertum zu verschließen? Den Häretikern gegenüber
gnädig zu sein? Wie sollte er da nicht verstehen, dass all das, was in Böhmen geschieht, für uns tausendmal wichtiger ist
als
Outremer,
Jerusalem, das Heilige Grab und andere Visionen? Denn es ist ja richtig, die hussitische Pest befindet sich nicht jenseits
des Meeres, sondern hier bei uns. Es ist wahr, dass uns nur eine
crux cismarina
retten kann. Daher frage ich: Wo sind die polnischen Fähnlein, die mit auf den Kreuzzug nach Böhmen ziehen? Warum ist von
ihnen immer noch nichts zu sehen? Fällt es dem Bischof von Krakau immer noch so schwer, sich diesen stolzen Szafraniec und
die anderen Freunde der Hussiten gefügig zu machen? Ist es denn so schwer, sich schließlich und endlich auch diesen greisen
Jagiełło gefügig zu machen?«
»Sind das Eure eigenen Worte, Euer Bischöfliche Gnaden?« Andrzej z Bnina zog schnell die Augenbrauen hoch. »Mir ist, als hörte
ich Euren König, Sigismund, den Luxemburger. Er bläst in dasselbe Horn. Warum ziehen die Polen nicht gegen Böhmen, wo bleibt
die polnische Kirche, wo sind die polnischen Fähnlein, bla, bla, bla. Wo die polnischen Fähnlein sind, fragt Ihr? Sie schützen
die Grenzen Großpolens, Kujawiens und des Landes Dobrin. Vor den Deutschordensrittern, die nur darauf warten, dass das polnische
Heer nach Böhmen zieht, um dann mit Feuer und Schwert in Polen einzufallen. Mit dem Segen Eures Königs. Zbigniew Oleśnicki,
der Bischofvon Krakau und zukünftige Kardinal, ist ein guter Katholik und ein Feind der Häresie. Aber vor allem ist er Pole.«
»Mein Ahnherr war Piast der Rademacher, Piast Kołodziej, meine Ahnherrin Rzepicha. Mein Urgroßvater war Bołeslaw I. Chrobry. Meine Großväter waren Bołeslaw III. Krzywousty, Mieszko IV. Plątonogi und Henryk I. Brodaty. Als jedoch die Zeit gekommen war, an die Zukunft zu denken, wussten meine Vorväter, was sie zu tun hatten. Sie haben
das Heilige Römische Reich Deutscher Nation gewählt. Sie haben Europa gewählt. Sie haben auf Entwicklung und Fortschritt gesetzt.
Zbigniew Oleśnicki hält sich für einen Polen, aber er dient Jagiełło. Einem Neophyten, einem heimlichen Heiden, dessen Vater
den litauischen Teufeln noch Menschenopfer dargebracht hat. Als Pole müsste Zbigniew begreifen, dass Polens Zukunft nicht
Litauen, nicht Russland und der wilde Osten ist, sondern Europa. Das Heilige Römische Reich
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