Lux perpetua
das ist, Bruder. Ich weiß,
wie weh das tut.«
Kantner tat so, als hätte er dies nicht gehört. »Meine Agnes wird bald fünfzehn. Wie du weißt, habe ich vorgehabt, sie Kaspar
Schlick zu geben; ich bin zuversichtlich, dass der Schlingel es weit bringen wird, der hat den Kopf eines Kanzlers. Eine gute
Partie. Der Luxemburger hat mir dieses
matrimonium
zugesagt, alles war schon abgesprochen. Und jetzt muss ich hören, dass er Schlick die Tochter des Grafen Berthold von Henneberg
zuschanzen will. Dieser verdammte Lügner! Dieser Mensch hat doch in seinem ganzen Leben noch kein wahres Wort gesprochen!«
»Das stimmt.« Der Bischof leckte sich die Finger ab. »Deswegen würde ich mir auch nichts daraus machen. Ich vermute nämlich,
dass unser gnädiger König des augenblicklichen Vorteils willen den Grafen Berthold belügt und ihn an der Nase herumführt.
Das macht nichts. Du wirst schon sehen, wir werden die Hochzeit von Agnes und Schlick noch reichlich begießen.«
»Geb’s Gott!« Kantner nahm einen Schluck aus dem Pokal und räusperte sich. »Aber das ist noch nicht alles. Ich bin auf die
Idee gekommen, pass auf, meinen kleinen Konrad mit Barbara, der Tochter des Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach, zusammenzugeben.
Ich bin mit dem Jungen, um sie zu verloben, nach Spandau gereist, sollen sich die jungen Leute kennenlernen, hab’ ich mir
gedacht. Konrad, pass auf, hat sie sich angeschaut. Und gesagt, er will sie nicht. Er will sie nicht, weil sie dick ist. Tölpel,
sag’ ich darauf zu ihm, das Mädelchen ist doch erst sechs Jahre alt, wenn sie älter wird, wird sie auch dünner. Dies
primo
,
und
secundo
,
von einem geliebten Körper kann man gar nicht genug haben, da wirst du, wenn’s zum Vollzug der Ehe kommt, ein ganzes Bett
voller Lust haben, von einer Kante zur anderen. Er darauf, wenn’s darum ginge, das Bett auszufüllen, dann würde er zwei oder
drei Schlanke vorziehen. Pass auf, was für ein frecher Rotzbengel! Nach wem der wohl schlägt?«
»Nach uns.« Der Bischof lachte. »Piastenblut, Bruder, und Piastenfleisch. Aber um der Wahrheit willen muss ich dir sagen,dass du für Konrad nicht die beste Partie herausgesucht hast. Wir und die Hohenzollern, das passt nicht. Die träumen von einem
Bündnis mit Polen, sie halten es mit Jagiełło, halten’s mit den Hussiten
. . .
«
»Du übertreibst.« Kantner verzog das Gesicht. »Du hast eine Wut auf den alten Fritz von Hohenzollern, weil er seinen Sohn
mit Jagiełłos Jadwiga verlobt hat. Aber es ist wahr, die Hohenzollern steigen empor. Mit denen, die oben sind, muss man es
halten, mit denen muss man sich verbünden. Und ich sag’ dir noch etwas.«
»Sag’s.«
»Auch die Jagiellonen steigen empor. Prinz Władysław ist fünf, Ännchen, meine Jüngste, ist auch fünf.«
»Du machst entweder Spaß«, der Bischof runzelte die Stirn, »oder du bist verrückt geworden. Was hast du mit uns Piasten vor?«
»Ich denke, wir Piasten sollten auf den polnischen Thron zurückkehren.« Kantner richtete sich auf. »Auf den Wawel! Dich macht
doch der Hass blind. Du merkst gar nicht, was sich alles verändert hat. Gott im Himmel! Siehst du denn nicht, dass die Welt
sich verändert hat? Es geht hier um die Zukunft Schlesiens. Die Hussiten haben sich zu einer Macht entwickelt, allein können
wir denen keinen Widerstand entgegensetzen! Wir brauchen Hilfe. Echte, mächtige Hilfe. Und was tun wir? Die Union von Strehlen,
das Bündnis mit Bischofswerda, das Treffen in Schweidnitz, verdammt noch mal, das ist doch alles Zeitverschwendung. Der Sechsstädtebund,
der sächsische Kurfürst, Meißen, das sollen Verbündete sein? Von denen schabt doch ein jeder sein eigenes Rübchen, denn wenn
die an die Hussiten denken, dann schlottern ihnen doch, einem wie dem andern, die Knie. Wenn die Böhmen gegen uns ziehen,
werden sich die Lausitzer und die Sachsen in ihren Burgen verkriechen und nicht einmal mit der Nasenspitze herausschauen.
Die kommen uns nicht zu Hilfe. Und wir ihnen auch nicht, wenn sie überfallen werden
. . .
«
»Was führst du im Schilde, Bruder? Ich merk’ doch, dass du was im Schilde führst.«
»Empfange
. . .
«, Kantner begann zu stottern, »empfange den Gesandten. Tu, was du willst, schließlich bist du der Statthalter Schlesiens.
Aber empfange ihn. Höre ihn an.«
»Brandenburg?« Der Bischof lächelte schief. »Oder die Polen?«
»Den Gesandten von Zbigniew Oleśnicki, dem Bischof von Krakau. Ich habe
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