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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Deutscher Nation. Wiederholt Zbigniew
     meine Worte, Herrz Bnina.«
    »Das werde ich tun. Aber ich bezweifle, dass er darauf hören wird. Der Bischof von Krakau versteht sich als Pole anders als
     Ihr meint. Er sieht auch die Deutschen und ihr Kaiserreich in einem etwas anderen Licht. Ich erlaube mir, Ihr wollt mir meine
     kühnen Worte verzeihen, die Aufrichtigkeit der deutschen Politik anzuzweifeln. Ich habe dafür Gründe.«
    »Was will Zbigniew dann von mir?«, empörte sich der Bischof. »He? Warum, zum Teufel, hat er Euch hergeschickt, Herr z Bnina?
     Sucht er nach Unterstützung? Braucht er einen Verbündeten? Gegen Witold, der von der Königskrone träumt? Vielleicht aber auch
     gegen Švitrigaila, der immer stolzer wird?«
    »Wäre ein Bündnis denn eine so üble Sache, dass man darüber nur mit dieser eigenartigen Ironie sprechen kann? Besonders hier
     in Schlesien? Hättet Ihr denn vor einem Jahr, 1428, als die Böhmen Schlesien in Schutt und Asche gelegt haben, keine Verbündeten
     gebraucht? Wäre Euch da nicht eine Unterstützungin Form von Soldaten zugute gekommen? Denkt Ihr nicht, dass eine solche Unterstützung Euch zugute kommen könnte, wenn der
     nächste hussitische Kriegszug Euch zu vernichten droht? Denn das wird geschehen, wenn nicht heute, dann morgen. Die Böhmen
     werden kommen. Sie werden niederbrennen, was sie noch nicht niedergebrannt haben, und plündern, was sie bisher noch nicht
     geplündert haben. Wer wird dann gegen sie aufstehen? Einen schlesischen Herzog hat man schon erschlagen, die übrigen sind
     vor Schreck wie gelähmt. Die Ritterschaft ist entmutigt. Die Bündnispartner haben sich getrennt, für Söldner fehlt das Geld.
     Der Luxemburger wird nicht zu Hilfe kommen, um Euch herauszuhauen. Denkt nach, Bischof Konrad, Statthalter von Schlesien:
     Wäre Euch nicht im Moment der höchsten Verzweiflung Hilfe willkommen? Hilfe, also
. . .
Eine Intervention?«
    Der Bischof von Breslau schwieg lange.
    »Ich habe verstanden«, erwiderte er dann, ein jedes Wort betonend. »Ich habe endlich verstanden, worum es Euch geht. Das Rätsel
     ist gelöst. Eine Intervention. Ein polnisches Heer in Schlesien. Ein Kreuzzug gegen Böhmen: nein. Aber gegen Schlesien: sehr
     wohl. Da könnt ihr lange warten. Wiederholt das Zbigniew. Da könnt ihr lange warten.«
    Andrzej z Bnina schwieg, er senkte den Blick nicht. Auch Konrad senkte den Blick nicht.
    »Der polnische Traum«, sagte er schließlich. »Der polnische Traum von Schlesien. Prohussiten, Antihussiten, Katholiken, Orthodoxe,
     euch allen erscheint doch Schlesien als der polnische Traum. Immer und immer wieder wollt ihr Schlesien an die polnische Krone
     binden. Ihr begreift nicht, dass man nicht zweimal in denselben Fluss steigen kann. Ihr selbst habt Schlesien aufgegeben,
     Schlesien wird nie mehr polnisch sein. Das wisst ihr doch. Aber immer und immer wieder träumt ihr davon. Ihr wartet doch nur
     darauf, mir Schlesien mit Gewalt wieder zu entreißen!«
    »Worauf haben wir es denn Eurer Meinung nach abgesehen?«Andrzej z Bnina lächelte verächtlich. »Auf das, was nach 1428 noch übrig ist? Auf Eure Ruinen? Auf fünfundzwanzig verbrannte
     Städte, auf Hunderte von niedergebrannten Dörfern, auf verbrannte Felder, auf denen in den nächsten zehn Jahren nichts wächst?
     Mit Gewalt wollen wir Euch Schlesien entreißen, sagt Ihr? Wozu sollten wir denn dann noch Gewalt anwenden? Die schlesischen
     Herzöge sind doch die Ersten, die sich unter polnischen Schutz begeben. Bolko Wołoszek mit Oppeln allen voran, dahinter Teschen,
     Glogau und Auschwitz. Und nach dem nächsten Hussitenzug schließen sich die anderen an. Vielleicht sogar alle?«
    »Was seid Ihr aufgeblasen!« Konrad knirschte mit den Zähnen. »Polnische Prahlhänse. Das ist in der Tat eine polnische Spezialität:
     Hochmut und das Unvermögen, in die Zukunft zu sehen.«
    »Über das Unvermögen, in die Zukunft zu sehen«, Andrzej z Bnina richtete sich auf und seine Gesichtszüge verhärteten sich,
     »wird die Geschichte entscheiden und die Zeit ihr Urteil sprechen. Und die Zeit hat, bei aller Wertschätzung, Euer Unvermögen
     in dieser Hinsicht auf sehr schmerzhafte Weise aufgezeigt, werter Bischof von Breslau.
    Was ist denn mit der Teilung Polens, die in Preßburg mit den Ungarn und mit dem Deutschen Orden ausgeheckt worden ist? Wo
     sind denn die Besitzungen von Trockenberg, Sieradz und halb Großpolen, die Euch nach der Teilung zufallen sollten? Und da
     behauptet Ihr, wir

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