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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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einer Handbewegung verscheuchte der Bischof den Bedienten mit der Schüssel und winkte einen anderen, der
     den weiten, pelzverbrämten Mantel hielt, herbei. »Gutes Fußvolk haben sie auch. Vielleicht leihen sie uns tausend Piken, wenn
     wir uns erneut einem Kreuzzug gegen Böhmen anschließen? Hast du mit ihnen darüber gesprochen? Mit dem Bischof von Basel?«
    »Ich habe mit ihnen darüber gesprochen. Sie geben sie nicht her. Die Kreuzfahrer, sagen sie, werden Prügel beziehen. Wie immer.
     Schade um die Soldaten.«
    »Diese Hurensöhne!« Der Bischof wickelte sich in seinen Mantel und setzte sich. »Diese stinkenden Käskocher! Wein, Gregor?
     Trink, hab keine Angst. Er ist nicht vergiftet.«
    »Ich habe keine Angst.« Hejncze sah auf den Bischof und den Kelch herab. »Ich nehme regelmäßig ein magisches Mithridatium
     ein.«
    »Magie ist eine Sünde!« Der Bischof lachte laut. »Und außerdem gibt es Gifte, für die kein Gegenmittel existiert und gegen
     die kein Zauber hilft. Glaube mir, die gibt es. Ich werde dir irgendwann mal davon erzählen. Aber nun erzähle du. Was gibt
     es Neues aus Bamberg? Meine Spione haben mir zugetragen, dass du auch beim Bischof von Bamberg gewesen bist. Wie steht’s so
     bei ihm?«
    »Ich gehe doch recht in der Annahme, dass Euer Eminenz nicht nach seiner Gesundheit fragen?«
    »Seine Gesundheit geht mich einen Scheiß an. Ich frage, ob er sich dem Kreuzzug anschließt? Ob er Bewaffnete schickt, Kanonen,
     Gewehre? Wie viel? Wie viel?«
    »Seine Exzellenz Friedrich von Aufseß«, die Miene des Inquisitors wirkte so bedrohlich wie eine Lungenentzündung, »hat eine
     eindeutige Antwort vermieden. Anders gesagt, er hat sich gewunden. Was soll’s, undurchsichtige Manöver sind anscheinend ständige
     und unvermeidliche Begleiterscheinungen der Mitra. Aber dahinter lugt die Wahrheit hervor wie der Arsch aus den Brennnesseln,
     wie es in der klassischen Literatur heißt. Und die Wahrheit ist, dass einem das Hemd näher ist als der Rock. In Franken und
     in Bayern äußert der Pöbel in den Städten immer mehr seinen Unwillen, die Bauern werden übermütig. Aus Frankreich kommen Nachrichten
     über die Jungfrau, über Jeanne d’Arc, die heilige Gottesstreiterin. Das Gerücht geht um,
la Pucelle
werde sich, sobald sie mit den Engländern fertig ist, an der Spitze einer Volksarmee gegen die Herren und Prälaten wenden.
     Und die Hussiten? Die Hussiten sind weit weg von Bamberg, in Bamberg fürchtet niemand sie, keiner glaubt daran, dass sie bis
     dorthin gelangen könnten, und selbst wenn, die Stadt hat hohe und starke Stadtmauern. Dies sind die Worte Seiner Exzellenz,
     des Bischofs Friedrich.«
    »Den soll doch gleich der Hund
. . .
diesen alten Dummkopf. Und der Erzbischof von Magdeburg? Den hast du doch auch aufgesucht?«
    »Ich habe ihn aufgesucht. Erzbischof Günther von Schwarzburg ist viel zu klug, um die Hussitengefahr zu unterschätzen. Er
     schließt eine Teilnahme am Kreuzzug nicht aus und fordert aktiv zur Waffenbrüderschaft auf. Er ist konsequent und stellt ein
     Heer auf, zurzeit sind schon mehr als tausend Männer seinem Befehl unterstellt. Aber es sind, das sage ich ganz ehrlich, gewisse
     Schwierigkeiten aufgetreten. Der Erzbischof ist sehr wütend. Auf dich, Bischof Konrad.«
    »Oh«, kommentierte Konrad, geradezu einsilbig.
    »Er ist wütend wegen einer Person, die deine Gunst genießt«, fuhr Hejncze fort. »Es handelt sich um Birkhart von Grellenort.
     Der Erzbischof hat mir eine lange Liste mit Anschuldigungen präsentiert, ich will dich damit nicht langweilen, weil die meisten
     davon unbedeutend sind: Mord, Vergewaltigung, schwarze Magie. Auch Raub: Erzbischof Günther beschuldigt Grellenort, im September
     1425   Steuergelder in Höhe von fünfhundert Gulden geraubt zu haben. Der Hauptgrund für die Wut des Erzbischofs ist jedoch ein nichtmenschliches
     Wesen, ein Sverg, der anscheinend den Namen Skirfir trägt, ein Alchemist und Zauberer, den der Erzbischof foltern und verbrennen
     lassen wollte und den Grellenort frech entwendet und entführt hat. Um ihn zu benutzen.«
    Bischof Konrad lachte. Hejncze bedachte ihn mit einem kalten Blick.
    »Ja, das ist recht lachhaft«, stimmte er ihm kühl zu. »Und unbedeutend wie nur etwas. Aber dadurch wird das Bündnis Sachsens
     mit Schlesien gefährdet, ein Bündnis, das angesichts der Bedrohung durch die Hussiten unverzichtbar ist. Das über das Sein
     oder Nichtsein von Schlesien entscheiden kann. Ich möchte

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