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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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würden. Die stelle ich dir zur Verfügung.
     Wenn auch du mir einen Dienst erweist. Finde heraus, worüber sich die Polen mit Prokop beraten und was sie beschlossen haben.
     Ich muss es wissen.«
    »Ich werde mich bemühen.«
    Korybut schwieg und kaute auf seiner Unterlippe herum.
    »Ich muss es wissen«, wiederholte er schließlich. »Vielleicht sitze ich ja hier vergeblich
. . .
Vergeude nur mein Leben.«
     
    Reynevan stöhnte und zog zischend die Luft ein, während er seinen Oberschenkel abtastete. Urban Horn lachte.
    »Ich habe mir Schnitte zugezogen, und du hast dir Schnitte zugezogen«, meinte er scherzend. »Und diesmal nicht beim Rasieren.
     Was hast du damals gesagt? Eine tiefere Verletzung des Gewebes? Da hat doch dieser Hurensohn uns das Gewebe verletzt, uns
     mit Eisen geschnitten, dich mit einem Messer und mich mit einem Stück Blech, das er von der Tür gerissen hat. Und trotzdem
     leben wir beide noch. Verstehst du das? Jetzt können wir sicher sein, dass sie uns nicht mit Perferro vergiftet haben, dass
     wir dieses teuflische Gift nicht in unserem Blut haben. Das ist doch eine erfreuliche Neuigkeit, meinst du nicht auch?«
    »Das meine ich. Horn?«
    »Ja?«
    »Diese polnische Gesandtschaft
. . .
Weißt du, wer dazugehört?«
    »Der Krakauer Unterkämmerer, Herr Piotr Szafraniec vom Wappen Starykoń, der Herr auf Pieskowa Skała, führt sie an. Herr Piotr
     und sein Bruder Jan, der bis vor kurzem noch Bischof von Kujawien gewesen ist, sind entschiedene Feinde des Luxemburgers und
     aller Bündnisse mit ihm, deswegen sind sie den Hussiten freundlich gesinnt. Zusammen mit Szafraniec istWładysław Oporowski gekommen, Präposit von Łęczyca und Unterkanzler der Krone, ein Vertrauter Jagiełłos. Die beiden Jüngeren
     hast du schon kennengelernt. Mikołaj Kornicz Siestrzeniec, der Burggraf von B˛edzin, ist einer von Szafraniecs Leuten. Der
     Krakauer Woiwode Spytek ist ein Nachkomme der berühmten Leliwa Melstyński. Ich habe bisher wenig über ihn gehört. Aber ich
     bin sicher, ich werde noch von ihm hören.«
    »Was glaubst du, worüber beraten die auf der Burg? Weswegen sind diese Leute zu Prokop gekommen?«
    »Kannst du dir das nicht denken?« Horn maß ihn mit einem Blick. »Kannst du es dir immer noch nicht denken?«
     
    Prokop begrüßte als Gastgeber seine Gäste. Der Krakauer Unterkämmerer Piotr Szafraniec hielt eine Begrüßungsrede, nur kurz,
     weil ihm Kurzatmigkeit und die sechzig Lebensjahre, die er auf dem Buckel hatte, schwer zu schaffen machten. Prokop hörte
     zu, aber man merkte, nur mit einem Ohr.
    »Zuerst«, verkündete er ungeduldig, »lasst uns feststellen, wen Ihr hier vertretet? König Jagiełło?«
    »Wir vertreten
. . .
«, Szafraniec räusperte sich, »wir vertreten Polen.«
    »Aha.« Prokop sah ihn scharf an. »Das bedeutet, Ihr vertretet Euch selbst.«
    Szafraniec räusperte sich noch einmal kurz, er wollte etwas sagen, aber Władysław Oporowski, Unterkanzler der Krone und Rektor
     der Krakauer Universität, kam ihm zuvor.
    »Wir vertreten eine Partei«, antwortete er eindringlich, »der die Zukunft Polens am Herzen liegt. Und da die Zukunft Polens
     unserer Auffassung nach eng mit der Zukunft Böhmens verbunden ist, wären wir froh, wenn sich die Beziehungen, die uns verbinden,
     noch enger gestalten würden. Wir würden uns freuen, das Königreich Böhmen in Frieden zu wissen und nicht in Chaos und Kriegswirren.
     Wir wünschen uns, dass Einvernehmen und
pax sancta
herrschen möge. Um dies zu gewährleisten,bieten wir uns als Vermittler bei Abkommen zwischen Böhmen und Rom an. Denn
. . .
«
    »Denn Jagiełło steht an der Schwelle des Grabes«, unterbrach ihn Prokop mit ruhiger Stimme. »Er ist ein Greis und gebrechlich.
     Er wäre froh, wenn er eine Jagiellonen-Dynastie hinterlassen und seinen Söhnen das Erbe des Thrones im Wawelschloss sichern
     könnte. Aber der Adel hindert ihn, ihm passt dies nicht in den Kram. Außerdem ist die Union mit Litauen gefährdet, denn Witold
     will die Krone, die ihm der Luxemburger anbietet, der sich vor Freude die Hände reibt, weil sich die Dinge schön fügen. Von
     diesem Beispiel angestachelt, könnte Švitrigaila auf eine ganz dumme Idee verfallen, die ihm den Hals bricht. Indessen ruft
     der Papst dazu auf, doch endlich auf einen Kreuzzug gegen die Hussiten zu ziehen. Und der Deutsche Orden wartet nur darauf.
     Gibt es noch etwas, das ich vergessen habe, Herr Unterkanzler der Krone?«
    »Eher weniger.« Diesmal kam

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