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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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dann bleib stehen, mir
     egal, ob du sitzt oder stehst. Sag, was sie dir befohlen, uns zu sagen.«
    »Was denn?«
    »Herrgott! Korybut hat uns gesagt, du weißt, wann sie bringen Groschen hierher nach Odrau,
wjelikije Groschy
. Die für Polen und für Schlesien. Prinz hat uns gesagt, du verrätst uns Weg, auf dem sie die
Groschy
bringen.«
    »Prinz Zygmunt hat mir gegenüber mit keinem Wort einen Geldtransport erwähnt«, erwiderte Reynevan zögernd. »Und selbst wenn
     er ihn erwähnt hätte, würde ich es Euch ganz gewiss nicht sagen. Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor. Ich wiederhole,
     der Prinz hat mir zugesagt, dass ich Eure Dienste
. . .
«
    »Dienste?«, unterbrach Fedor ihn. »Dienen?
Tschortuw shopu!
Ich bin ein Fürst, ich bin Herr auf Ostrogo! Pfui!
Baszom as anyát!
Korybut mir gar nichts befehlen! Ist nicht Kirchenlicht, Korybut, ist Prinz von Böhmens Gnaden, wie im Buch er steht!«
    »Ich verstehe.« Reynevan hob den Kopf und blickte mutig in die Runde. »Das waren deutliche Worte. Daher verabschiede ich mich
     von Euch.«
    »Warte.« Jan Kuropatwa erhob sich. »Warum denn diese Eile? Lass uns miteinander reden. Du hast gesagt, du brauchst Hilfe.
     Wir sind bereit, dir zu helfen, wenn auch du uns hilfst bei unserem Unternehmen
. . .
«
    »Bei welchem? Raub?«
    »Warum pochst du denn so auf deine Ehre?«, fragte Nadobny. »He? Warum trägst du deine Nase so hoch? Was hat dir denn der Krieg
     bis jetzt eingebracht? Diese ganze Revolution? Wunden, Narben, das Anathema und Verachtung, so wie uns auch. Wäre es nicht
     an der Zeit, Medicus, ans eigene Wohl, die eigene Gesundheit und das eigene Glück zu denken?«
    »Was uns guttut, wird auch dir guttun«, erklärte Kuropatwa unumwunden. »Du hilfst uns bei unserem Unternehmen, du bekommst
     deinen Anteil und du hast dann ordentlich was im Beutel. Habe ich recht, Herr Ostrogski?«
    »Auf Wiedersehen, meine Herren.« Reynevan wartete die Antwort des Fürsten nicht ab. »Gott mit Euch.«
    »Wo du hinwollen?«, fragte Fedor von Ostrogski drohend. »Was du dir gedacht? Prokop melden wollen? Nein, Brüderchen, das nicht
     geht. Halt ihn, Kuropatwa!«
    Reynevan entschlüpfte und stieß Kuropatwa gegen Nadobny. Wejdnar sprang von der Bank auf, Reynevan trat ihn, Scharleys Methode
     anwendend, ins Knie und gab dem Stürzenden eins auf die Nase. Tłuczymost vom Wappen Bończa sprang herbei und packte Reynevan
     am Kragen, Danilo, der Bojar von Putno, kam ihm über den Tisch hinweg zu Hilfe, stieß dabei die Schüssel herunter und trat
     darauf. Ostrogski, Skirmunt und Jakubowski hatten sich nicht vom Fleck gerührt.
    In der Hand des Bojaren blitzte ein Messer. Reynevan riss sich aus Tłuczymosts Umklammerung und griff nach seinem eigenen
     Dolch. Wejdnar hängte sich an seinen Arm, und Kuropatwa hatte seinen linken Unterarm fest im Griff. Der Bojar Danilo stieß
     mit dem Messer zu. Aber Reynevan war Bruno Schilling eingefallen, der Renegat aus der Todesrotte.
    Er bog seinen Oberkörper nach hinten, dann, als er auf seiner Brust den Ellenbogen des Armes mit dem Messer spürte, beugte
     er sich mit einem plötzlichen Ruck seines Körpers vor, drehte und wand sich und riss die Schulter mit aller Kraft nachvorn. O Wunder, es gelang, wenn auch nicht ganz. Statt ihm in den Hals zu fahren, hatte das Messer dem anderen nur die Wange
     zerschnitten. Der Bojar heulte auf wie ein Tier und beschmierte sich und die Umstehenden mit seinem Blut. Fedor von Ostrogski
     brüllte auf.
    Tłuczymost brüllte gleichfalls und fiel hin, getroffen vom Griff eines Schwertes. Nadobny, von einem Schlag auf die Hand getroffen,
     schrie auch. Ein Faustschlag und ein Tritt beförderten Kuropatwa auf den Tisch, mitten hinein in Scherben und Bierlachen.
    »Lauf, Reynevan!« Urban Horn schwang sein Schwert und warf Wejdnar, der versuchte aufzustehen, mit einem Tritt wieder um.
     »Lauf! Die Treppe rauf! Mir nach!«
    Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Von unten verfolgten sie die Schreie des Bojaren von Putno. Und das wilde Gebrüll des
     Fürsten Fedor von Ostrogski.
    » Baszom as anyát! Baszom a világot ! Job twoju matj, skurvena kurva!«
     
    »Verdammt!« Urban Horn krümmte sich im Sattel. »Ich blute. Von diesen Exzessen sind mir die Nähte wieder aufgegangen.«
    »Mir sind sie auch wieder aufgegangen.« Reynevan betastete seinen Oberschenkel und blickte sich um. »Ich werde mich darum
     kümmern, ich habe die Instrumente und Arznei bei mir. Aber erst müssen wir Land

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