Lux perpetua
dringelassen.
»Ja, na eben«, Brázda schluckte, »die Schwarzen sind uns, wie es aussieht, seit der Flussüberquerung gefolgt. Alle Augenblicke
verschwand eine Patrouille, und kurz darauf haben wir sie tot wieder aufgefunden. Einen von ihnen immer an einem Ast. An den
Beinen aufgehängt. Über einem Feuer. Den haben sie ausgefragt, wie man sieht. Und mit dem Kopf über einem Feuer erzählst du
alles
. . .
Alles erzählst du
. . .
«
Jan Kolda räusperte sich und spuckte aus.
»Es hat uns schließlich gereicht«, sagte er. »Wir haben ihnen eine Falle gestellt. Wir haben sie erwischt, aber ein Teil ist
entkommen. Nur diese fünf sind uns in die Hände gefallen. Was suchen die hier, Reynevan? Und wonach fragen sie, wenn sie die
Leute übers Feuer hängen? Was kannst du uns dazu sagen?«
»Nichts. Denn ich habe es sehr eilig.«
Als direkt vor den Hufen seines Pferdes eine schwarze Katze vorüberhuschte, hätte Jakob Danzel nach Bayreuth zurückkehren
sollen. Aber Jakob Danzel beschränkte sich darauf, der Katze ein übles Schimpfwort hinterherzuschicken, und setzte seine Reise
fort. Wäre er zurückgekehrt, hätte Tybald Raabe ihn wegen seines Aberglaubens glatt ausgelacht. Und die schöne Veronika von
Elsnitz hätte ihn, o grausame Vorstellung, wegen seiner Feigheit am Ende verachtet.
Jakob Danzel ritt also weiter auf der Straße nach Kulmbach, wo er bereits Hussiten vermutete. Hätte er dies nicht getan und
wäre umgekehrt, hätte er trotz des um ihn herum tobenden Krieges eine Chance gehabt, sein siebzehntes Lebensjahr noch zu erleben.
Sie überfielen ihn aus dem Hinterhalt und umringten ihn mit mehr als einem Dutzend Pferde. Die Reiter rissen ihm die Zügel
aus der Hand. Das Mädchen mit den tiefblauen, unmenschlichenAugen warf ihn mit einem Lanzenstoß aus dem Sattel. Als er versuchte aufzustehen, stieß sie ihn mit dem Schaft und warf ihn
erneut um.
Der Mann, der über ihm stand, hatte langes, schwarzes, bis zu den Schultern reichendes Haar. Eine Vogelnase. Ein dämonisches
Lächeln. Und den Gesichtsausdruck eines Teufels.
»Ich werde dir eine Frage stellen«, zischte er wie eine Schlange. »Und du wirst antworten. Hast du zwei allein reisende Fräulein
gesehen?«
Jakob Danzel verneinte heftig. Der Schwarzhaarige lachte widerlich.
»Ich frage dich noch einmal. Hast du sie gesehen?«
Jakob Danzel verneinte. Er presste Lider und Lippen zusammen. Der Schwarzhaarige richtete sich auf.
»An den Ast mit ihm«, befahl er. »Und macht Feuer.«
»Ich weiß nicht, wo Reynevan momentan steckt«, sagte der Goliarde und hussitische Emissär. Er hatte sich den Mädchen als Tybald
Raabe vorgestellt. Er hatte zwei Begleiter bei sich, der eine ebenso jung wie der andere.
»In Oberfranken sind fünf hussitische Armeen eingefallen«, erklärte er, »von denen jede selbstständig operiert. Ich vermute,
dass Reynevan bei der Armee von Tábor ist, die über Hof und Münchberg hierher marschiert. Dorthin werde ich auch eine Nachricht
senden. Durch diesen jungen Mann hier, Jakob Danzel.«
Der junge Jakob Danzel blickte Veronika an und errötete. Veronika klimperte mit den Wimpern.
»Wir aber«, fuhr der Goliarde fort, »werden hier warten, in Bayreuth.«
»Warum sollen wir warten?«, fragte Jutta. »Warum können wir nicht gleich zusammen mit Herrn Danzel zu den Hussiten reiten?«
»Das ist viel zu gefährlich. In dieser Gegend treiben sich Banden herum, Grüppchen von Strauchdieben, Deserteure.Und Söldner, die auch nicht viel besser sind. Die einheimischen Ritter, ja sogar die Pfleger haben Angst, sich den Böhmen
im Kampf zu stellen, sie neigen eher zu Raubzügen und dazu, sich an Wehrlosen und an Frauen zu vergreifen
. . .
«
»Das wissen wir.«
»Und die Böhmen selbst, hmm
. . .
« Tybald Raabe geriet ins Stottern. »Der eine oder andere Anführer niederen Ranges
. . .
Gott bewahre, dass man denen in die Hände fällt
. . .
Fräulein Jutta, Reynevan würde mir nie verzeihen, wenn ich dich erst gefunden und dann wieder verloren hätte.«
»Wir werden hier in Bayreuth warten«, beendete er die Diskussion. »Ich bin sicher, dass sich die Stadt ergibt. Ich arbeite
schon seit ein paar Tagen hier und wiegle die Armen auf. Dem Patriziat schlottern schon die Knie, vor lauter Angst davor,
die Hussiten auf der einen und den Pöbel auf der anderen Seite der Stadtmauer zu haben. Nachrichten aus Plauen und aus Hof
sind zu ihnen herübergedrungen
. . .
Von Massakern und
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