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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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gesprochen?«
    »Genau. Sie haben mich in der Hand, und genau deshalb sind sie meiner Diskretion sicher. Sei auch du diskret, Reinmar.«
    »Das versteht sich doch von selbst. Du kannst ganz ruhig sein.«
    »In ein paar Tagen«, lächelte Scharley, »werde ich den schwarzen Wagen haben. Und das Geld darin, mit dem ich vernünftig umgehen
     werde. Dafür kaufe ich mir meinen Friedenund die vollständige Vergebung meiner Sünden. Ich kaufe mir Beamte und viele einflussreiche Bekannte. Du aber sag niemandem
     etwas davon, auch nicht zu Propst Dunin in Wieluń, wenn du dich dort auf mich berufst. Und wenn du dich auf mich berufst,
     werden sie dich dort aufnehmen und dir gestatten, die Gelübde abzulegen. Still ist es dort in Sieradz und ruhig, sie haben
     ein Hospital, es ist also für dich geradezu wie geschaffen. Mir wäre, offen gesagt, auch leichter um Herz und Seele, wenn
     ich wüsste, dass du dort bist. Dass du dort sicher bist und nicht in der Welt umherirrst. Tu das für mich, mein Freund. Wende
     dich hinter der Przemsa nach Norden. Reite nach Sieradz.«
    »Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen«, sagte Reynevan. Er hatte noch einmal über alles nachgedacht, eine Entscheidung
     getroffen und war von der Richtigkeit seines Entschlusses vollkommen überzeugt.
    »Also
. . .
dann
. . .
« Der Demerit zuckte mit den Achseln und räusperte sich. »Verdammt noch mal, ich kann hier nicht stehen und zusehen, wie du
. . .
Also dann verabschiede ich mich, wende mein Pferd, gebe ihm die Sporen und reite fort. Ohne mich noch einmal umzusehen. Und
     du tust, was du willst. Und wann du es willst. Leb wohl.
Vale et da pacem, Domine. «
    »Leb wohl«, erwiderte Reynevan nach einer Weile.
    Scharley sah sich nicht um.

Einundzwanzigstes Kapitel
    in dem von einem Symbol und seiner außerordentlichen Bedeutung die Rede ist.
In dem Reynevan etwas Böses tut und dann versucht, seinen Fehler wiedergutzumachen und seine Schuld mit Blut abzuwaschen.
     Und in dem Zbigniew Ole ś nicki , der Bischof von Krakau, den Verlauf der Geschichte verändert. Und zwar ad maiorem Dei gloriam.
    Jetzt kommt der Tod, dachte Parzival von Rachenau, während er vergeblich versuchte, gegen die Kälte, die Mattigkeit und die
     Schläfrigkeit, die ihn umgarnten, anzukämpfen. Ich sterbe. Hier sage ich dem Leben Lebewohl, in diesen wilden Wäldern, ohne
     Priester, ohne Sakramente und auch ohne Begräbnis, und wo meine Knochen vor sich hin bleichen, werden wohl weder Vater noch
     Mutter wissen. Ob mir die schöne Ofka von Baruth auch nur eine Träne nachweinen wird? Ob sie sich sehnsuchtsvoll an mich erinnert?
     Ach, was für ein Esel bin ich doch, dass ich ihr nicht einmal meine Liebe gestanden habe! Dass ich mich ihr nicht zu Füßen
     geworfen habe
. . .
    Jetzt ist es zu spät. Der Tod kommt. Ich werde Ofka nie mehr wiedersehen
. . .
    Das Pferd warf den Kopf hin und her. Parzival wurde in seinem Sattel durchgeschüttelt, der Schmerz zerrte an ihm und brachte
     ihn wieder etwas mehr zu Bewusstsein. Es riecht nach Rauch, dachte er. Und nach Feuer.
    Irgendetwas brannte.
    »Hinter dem Wald liegt schon Rudki«, hörte er eine Stimme neben sich sagen. Der Reiter, dem diese Stimme gehörte, verschwammvor Parzivals fiebrigen Augen zu einer dunklen, konturlosen, dämonischen Gestalt.
    »Dort solltest du auf deine Leute treffen. Bleib auf dem Weg und fall nicht aus dem Sattel. Mit Gott, mein Junge.«
    Das ist dieser Bader, dämmerte es Parzival, der nur mit größter Anstrengung seine Augen offenhalten konnte. Dieser Medicus
     mit den seltsam vertrauten Gesichtszügen. Der hat mich gerettet und verbunden
. . .
Und dabei erzählen sie immer, die Anhänger von Hus seien schlimmer als die Sarazenen, sie kennten keine Gnade und mordeten
     mitleidlos
. . .
    »Herr
. . .
Ich bin Euch dankbar
. . .
Danke
. . .
«
    »Danke Gott. Und sprich manchmal ein Gebet. Für die verlorene Seele eines Sünders.«
     
    Vögel sangen, Frösche quakten, Wattebauschwolken zogen am Himmel dahin, die Przemsa schlängelte sich durchs Schwemmland. Reynevan
     seufzte erleichtert auf.
    Zu früh.
     
    Vor der Teerbrennerei standen acht Pferde, darunter ein schmucker Rappe und ein außergewöhnlich schöner Schimmel. Über dem
     Strohdach kräuselte sich ein Rauchwölkchen stetig nach oben. Reynevan wendete sofort sein Pferd. Diese acht Pferde gehörten
     weder dem Teerbrenner noch irgendeinem Bauern, an den Sätteln hingen Streitäxte, Streitkolben und Keulen, ihre Eigentümer
     waren

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