Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
Räuberhauptmann und ein Söldner,
     der sich bei ständig wechselnden Herren verdingte, er war in die unterschiedlichsten Affären und Schandtaten verstrickt, die
     geheim, im Verborgenen und im Dunkeln erledigt werden wollten. Nach einiger Zeit aber gewann doch die Neugier die Oberhand,
     besonders, weil sich auch eine Gelegenheit dazu fand. Nachdem sie Skirmunt und Reynevan als Wache beim Lager zurückgelassen
     hatten, machten sich die anderen auf in die umliegenden Dörfer, um Alkohol, etwas zu essen und womöglich auch Sex zu bekommen.
     Als Skirmunt schlief, setzte Reynevan sich auf sein Pferd und machte sich leise auf nach Lublinitz.
    In dem in der Dunkelheit versunkenen Städtchen kroch Rauch herum, Hunde bellten und Ochsen brüllten. Das einzige sattsam erhellte
     Gebäude war die mit einem Strohdach versehene Schenke, in der es trotz der späten Stunde laut und lärmend zuging und die voller
     Leute war. Reynevan hatte sehr schnell Kuropatwas ins Auge fallenden Schimmel und Ostrogskis Rappen daneben ausgemacht. Im
     Dunkeln verborgen, wollte er sich näher heranpirschen, als gerade in diesem Moment eine recht große Kolonne, die einen Wagen
     eskortierte, unter Hufgetrappel und Geklapper auf die Schenke zukam. Diener mit Fackeln kamen auf den Hof gelaufen, in ihrem
     Lichtschein stieg ein vornehm gekleideter, ansehnlicher, kräftig und ritterlich aussehender Mann aus dem Wagen. Auf den Stufen
     der Schenke erschien zu seiner Begrüßung ein mit einem Pelzmantel, der mit Zobelfell verbrämt war, bekleideter Mann, etwas
     jünger, ebenfalls von ritterlicher Gestalt und Erscheinung, wenn auch etwas fülliger. Reynevan seufzte. Er kannte beide.
    Der Gast war Konrad, der Bischof von Breslau. Derjenige, der ihn begrüßte, war Zbigniew Oleśnicki, der Bischof von Krakau.
    Nach dem Austausch der Begrüßungen gingen die Bischöfe in die Schenke. Bewaffnete und Knechte mit Fackeln umstellten das Gebäude,
     einen Kordon bildend, Schützen schickten sich an, die Umgebung zu sichern. Reynevan streichelte seinem Pferd die Nüstern und
     zog sich ins Dunkel zurück. Es war Zeit, zurückzureiten. Davon, sich anzuschleichen und zu belauschen, was die beiden Würdenträger
     miteinander besprachen, konnte man nicht einmal träumen.
     
    »Der polnische Traum«, sagte der Bischof von Breslau. »Der polnische Traum von Schlesien. Endlich ist die Katze aus dem Sack.
     Häretiker, Apostaten und mit ihnen verbündete polnische Abtrünnige haben das Herzogtum Ratibor geplündert, haben das Coseler
     Land verwüstet, Krappitz, Brieg und Ujestniedergebrannt, das Zisterzienserkloster in Himmelwitz ausgeraubt und zerstört, sind über Beuthen hergefallen und ziehen jetzt
     nach Gleiwitz und Tost. Und an der Grenze steht das polnische Heer, bereit zu einer bewaffneten Intervention und zur Annexion
     von Oberschlesien. Und statt Szafraniec, Zbązki, Melsztyna und die anderen polnischen Parteigänger der Häresie auf dem Scheiterhaufen
     zu verbrennen, statt in Krakau einen Bannfluch gegen deinen heidnischen König zu schleudern, verabredest du dich, Bischof
     von Krakau, mit mir zu einem Treffen, willst du mit mir verhandeln und ein Abkommen schließen. Was für eines? Worüber? Ich
     habe deinem Abgesandten Bniński gesagt, ich bitte nicht um eine polnische Intervention. Niemals.«
    »Das polnische Heer wird nicht in Schlesien einmarschieren, solange König Władysław nicht den Befehl dazu gibt.«
    »Das soll eine Garantie sein? Jagiełło ist ein alter Knacker. Der hört auf diejenigen, die ihm in den Ohren liegen.«
    »Das ist richtig«, stimmte ihm Zbigniew Oleśnicki zu. »Aber ihm liegen die verschiedensten Leute in den Ohren. Beispielsweise
     die, die den Krieg gegen die Häresie unbedingt wollen, dann die russischen Schismatiker und schließlich diejenigen, die Litauen
     von Polen abspalten wollen. Und euer König Sigismund, der Luxemburger, hilft ihnen auch noch dabei, indem er Jagiełło dadurch
     reizt, dass er Witold die Krone verspricht.«
    »König Sigismund«, Konrad hob stolz seinen Kopf, »kann Kronen vergeben an wen er will.«
    »Das wird er können, wenn er endlich Kaiser geworden ist, was gar nicht einmal so sicher ist. In der Zwischenzeit gefährdet
     König Sigismund durch seine partikulären Interessen und seine kurzsichtige Politik die Kirche ganz erheblich. Und die Mission,
     die die Kirche im Osten zu erfüllen hat. Ihre christliche, zivilisatorische und biblische Mission.«
    »Eine Mission, die Polen

Weitere Kostenlose Bücher