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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Handumdrehen war der Kampf vorbei. Noch bevor man
Christe redemptor omnium
sagen konnte, durchpflügte schon der letzte Ordensritter im Todeskampf mit seinen Sporen denBoden. Die übrigen Verwundeten ergaben sich auf Gedeih und Verderb.
    »Ich ergebe mich eurer Großmut«, sagte der Ritter in der Rüstung hochmütig, als man ihn Scharley vorführte. »Ich bin Magnus
     de Meurs, ein Gast des Deutschen Ordens. Ich zahle Lösegeld
. . .
«
    Scharley machte eine schnelle Handbewegung. Einer der Feuerleger holte aus und zog dem Ritter mit der Streitaxt eins drüber.
     Dessen Kopf zerplatzte wie ein Kürbis in drei Teile, die nach allen Seiten flogen. Dies zum Zeichen nehmend, machten sich
     die übrigen Feuerleger daran, alle anderen Gefangenen zu töten.
    Reynevan kniete neben dem Jungen, den er niedergestochen hatte. Mit dem Alkmenezauber stillte er den Blutstrom, der Zauber
     wirkte sofort; die Klinge hatte wie durch ein Wunder die wichtigsten Gefäße verschont, weder die
arteria axillaris
noch die
arteria brachialis
waren getroffen worden. Reynevan konzentrierte sich und schloss mit einem Zauber die Schultervene. Der Junge stöhnte, er war
     bleich wie Linnen.
    »Geht beiseite, Herr«, sagte einer der Feuerleger, über ihn gebeugt. »Ich möchte Euch nicht verletzen, wenn ich ihm den Rest
     gebe.«
    »Weg!«
    »Es sollte kein einziger Zeuge übrig bleiben«, sagte der Faktor der Fugger. »Kein einziger. Sei klug, Reinmar. Zügle deine
     Samaritergefühle, dafür ist hier weder Zeit noch Ort.«
    Reynevan schnellte wie eine Feder empor und versetzte ihm einen Faustschlag. Der Faktor fiel wie ein Klotz auf den Rücken
     und tastete mit wirrem Blick den Boden um sich herum ab.
    »Dies soll dir einen Hauch von Abenteuern vermitteln«, sagte Reynevan, vor Wut zitternd. »Es soll bewirken, dass das Blut
     dir rascher durch die Adern rinnt. Und ihr, fort mit euch! Ich behandle hier einen Patienten, und ihr steht mir im Licht.«
    »Ihr habt gehört, was er gesagt hat«, belehrte Scharley siemit vielsagendem und nichts Gutes verheißendem Blick. »Weg von ihm! Und Ihr, Herr Faktor, erhebt Euch und schenkt mir einen
     Moment unter vier Augen. Wir haben miteinander zu reden. Ich habe meinen Auftrag erledigt. Nun ist es an der Zeit, dass Ihr
     Euch dafür revanchiert. Ihr seid es mir schuldig, mir ganz bestimmte Informationen zukommen zu lassen.«
    Reynevan wandte sich ab, widmete sich wieder dem Hals des Jungen und legte einen Verband an. Der Junge zitterte, stöhnte und
     schloss krampfhaft die Augen.
    Er stöhnte so herzerweichend, dass Reynevan sich entschied, ihn mit einem weiteren Spruch zu betäuben. Einem so starken, dass
     der Junge die Augen verdrehte und erschlaffte.
     
    Die Lichtung leerte sich, die Feuerleger waren in den Wald geritten. Da kam Scharley zurück. Allein.
    »Dein Übereifer hätte mich teuer zu stehen kommen können«, sagte er wütend.
    »Was sollte das denn, dem gleich eins auf die Nase zu geben. Zum Glück ist unser Fugger als Geschäftsmann ein echter Profi.
     Außerdem scheint er eine Schwäche für dich zu haben.«
    »Kurz und gut«, Reynevan stand auf und wischte seine Hände an einem Leintuch ab, »der Geschäftsmann hat dir verraten, wie
     das mit dem schwarzen Wagen vor sich geht. Und hätte er dies nicht getan, hättest du auch keine großen Verluste gehabt. Du
     hättest nichts verdient, aber auch nichts verloren. Also komm mir hier nicht damit, dass es dich hätte teuer zu stehen kommen
     können.«
    »Du verstehst nicht, mein Freund.« Scharley verschränkte die Arme über der Brust. »Du weißt nicht alles. Vielleicht ist das
     auch gut so, besonders wenn man bedenkt, dass du ein Mönchsgewand tragen willst. Was ist mit dem Verwundeten? Hat er schon
     seinen Geist aufgegeben? Liegt er im Sterben?«
    »Er stirbt, wenn wir ihn hier zurücklassen.«
    »Und du, Bruder
in spe
, willst dir eine solche Sünde nicht aufs Gewissen laden?«, erriet Scharley. »Daher wirst du ihn zuden Seinen bringen. Und die hängen dich dafür. Die verfügen über echte Spezialisten für das Aufhängen von Gefangenen, direkt
     in der Marienburg.«
    Er trat näher und beugte sich über den Verletzten. Der Junge krümmte sich vor Angst.
    »Wer bist du? Wie heißt du?«
    »Parzival
. . .
«, wimmerte der Jüngling, »Parzival
. . .
von Rachenau
. . .
«
    »Wie bist du hierhergekommen? Wo steht die Armee der Oelser? Wie viele sind es? Wie viele Bewaffnete hat euch der Deutsche
     Orden zu Hilfe geschickt?«
    »Lass

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