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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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bald wieder wie früher in der Kapelle der Pauliner aufgestellt werden wird. Als wäre nichts gewesen.«
    »So soll es also geschehen«, versprach Jastrzębiec. »So soll es geschehen, meine Tochter. Obwohl es mir lieber wäre, du würdest
     um etwas anderes bitten. Aber du hast dir große Verdienste im Dienst für die Krone erworben
. . .
Und du tust es immer noch, du arbeitest aufopferungsvoll und ergeben. Es gibt nicht viele wie dich. Ich habe nicht viele solche,
     besonders jetzt nicht
. . .
«
    »Jetzt, wo einer meiner besten Leute in Schlesien den Tod gefunden hat. Łukasz Bożyczko, ein guter und gut getarnter Geheimagent,
     ein treuer Diener der polnischen Krone. Er ist gestorben, obwohl die Wunde, die ihm das Eisen zugefügt hat, gar nicht tief
     war. Ein unersetzlicher Verlust. Wo, wo soll ich einen Nachfolger für ihn finden?«
    »Tu also, was nötig ist.« Der Primas hob den Kopf. »Mit meinem Segen. Bedenke aber auch, dass dieses Unternehmen etwas kosten
     wird. In Lelów wird man Schmiergelder zahlen müssen, wann immer es nötig sein wird
. . .
Ich denke nichtdaran, den Kronschatz dafür heranzuziehen oder deswegen das bescheidene Vermögen der Kirche zu verringern.«
    »Was die finanziellen Angelegenheiten anbelangt, können sich Euer Eminenz auf mich verlassen.« Rixa lächelte. »Das kann ich
     erledigen. Ich habe das sozusagen im Blut. Seit Generationen.«
    »Nun ja, nun ja.« Der Alte nickte. »Ja, ja. Wenn wir schon mal dabei sind
. . .
meine Tochter
. . .

    »Ich höre.«
    »Versteh mich nicht falsch.« Der Primas von Polen und Litauen sah sie an, und es lag Aufrichtigkeit in diesem Blick. »Sieh
     in dem, was ich sagen werde, weder Intoleranz noch Vorurteile. Das, was ich dir sagen will, sage ich aus Wohlwollen, aus Sympathie
     und Sorge.«
    »Ich weiß. Ich kenne Euer Eminenz.«
    »Würdest du dich nicht taufen lassen?«
    Rixa schwieg eine Zeit lang.
    »Danke«, entgegnete sie schließlich, »aber ich mache lieber keinen Gebrauch von diesem Anerbieten. Seht darin bitte keine
     Vorurteile.«
    »Ich möchte, dass du Karriere machst. Aufsteigst. Als Jüdin hast du nur geringe Chancen
. . .
«
    »Jetzt noch.« Rixa Cartaphila de Fonseca lächelte. »Aber irgendwann ändert sich das.«
    »Du träumst.«
    »Träume können Wirklichkeit werden. Das hat uns der Prophet Daniel versprochen. Möge Gott Euer Eminenz beschützen.«
    »Gott sei mit dir, meine Tochter.«
     
    Zuerst waren da schwere Schritte. Das Klirren von Eisen. Dann das infernalische, geradezu peinigende Kreischen des Riegels,
     das Reynevan dazu brachte, sich auf seinem fauligen Stroh zusammenzukrümmen. Und das helle Licht einer Fackel, das zur Folge
     hatte, dass er sich noch mehr zusammenkrümmte,die Augen zukniff. Und die Zähne zusammenpresste.
    »Aufstehen! Herauskommen!«
    »Ich
. . .
«
    »Herauskommen! Schnell! Beweg dich!«
     
    Sonnenlicht bohrte sich schmerzhaft in seine Augen und blendete ihn. Ihm wurde schwarz vor Augen. Es raubte ihm das Gleichgewicht
     und die Kraft in den Beinen. Er fiel hin. Er fiel der Länge nach hin, wie ein Betrunkener. Er versuchte nicht einmal, den
     Sturz auf die Brücke, die über den Wassergraben führte, abzufangen.
    Er lag da, und obwohl seine Augen offen waren, sah er nichts. Anfangs hörte er auch nichts außer dem Rauschen in seinem Kopf;
     durch den Kokon, der ihn umgab, begannen erst allmählich, ganz allmählich Töne hindurchzudringen. Zunächst unzusammenhängend
     und unverständlich, begannen sie nach und nach, sich zu Tonfolgen aneinanderzureihen. Es dauerte einige Zeit, bis er begriff,
     dass diese Töne Worte waren. Bis er begann, ihre Bedeutung zu verstehen. Und bis er schließlich erkannte, dass der, der zu
     ihm sprach, Scharley war.
    »Reynevan? Hörst du mich? Verstehst du mich? Reynevan? Mach nicht die Augen zu! Jesus, du siehst entsetzlich aus. Kannst du
     aufstehen?«
    Er wollte antworten. Er konnte nicht. Jeder Versuch, ein Wort herauszubringen, endete in Weinen.
    »Hebt ihn auf. Und tragt ihn nach unten. Wir legen ihn auf den Wagen und fahren ihn ins Städtchen. Wir müssen ihn wieder in
     Ordnung bringen.«
     
    »Scharley.«
    »Reynevan.«
    »Hast
. . .
hast du mich da herausgeholt?«
    »Einesteils. Zum Teil. Zum finanziellen Teil.«
    »Der schwarze Wagen?«
    »Na klar.«
    »Wo sind wir?«
    »Im Dorf Niegowo, an der Straße nach Siewierz. Im Hinterzimmer der Schenke ›Zum Ganter‹.«
    »Was für ein Tag
. . .
ist heute?«
    »Dienstag. Nach
Quasimodogeniti.
Der

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