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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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stören.
    Ein scharfer Dezemberwind rüttelte an den Fensterläden und pfiff durch die Ritzen.
    »Die Ritter des Deutschen Ordens sind mit einem Waffenstillstand einverstanden«, erklärte Rixa Cartaphila de Fonseca, Spionin
     im Dienste Władysław Jagiełłos, des polnischen Königs, und warf ihre Haare in den Nacken. »Sie befürchten, dass wir ihnen
     wieder die Hussiten auf den Hals hetzen. Sie sind auch dem Druck der ostpreußischen Gebiete ausgesetzt, die damit drohen,
     ihnen den Gehorsam zu kündigen. In diesen Gebieten ist der Ritter Jan Bażyński aus Culm zu einer bedeutenden Persönlichkeit
     geworden. Ich rate Euer Eminenz, sich diesen Namen zu merken. Innerhalb Preußens wächst die Opposition gegen den Deutschen
     Orden, und Bażyński hat die besten Chancen, ihr wichtigster Anführer zu werden. Es wird gut sein, ihn im Auge zu behalten.«
    »Diesen Rat werde ich befolgen«, entgegnete Wojciech Jastrzębiec, Erzbischof von Gnesen und Primas von Polen und Litauen.
     »Ich höre immer auf deinen Rat, meine Tochter. Du leistest uns unschätzbare Dienste, bleibst aber selbst immer im Verborgenen.
     Bittest um nichts, weder um Ehre noch um Belohnung.«
    Rixa lächelte. Aus den Mundwinkeln.
    »Euer Eminenz ermutigen mich«, sagte sie langsam, »zu einer Bitte.«
    »Also bitte.«
    »Die Deutschordensritter kommen nach Łęczyca, um einen Waffenstillstand zu erwirken. Wir haben jetzt die Chance, mit dem Deutschen
     Orden ewigen Frieden zu schließen, mit sehr günstigen Bedingungen für Polen. Wir haben jetzt die Chance, Nieszawa zurückzuerhalten
     und Švitrigaila die Unterstützung seitens des Deutschen Ordens zu entziehen. Das ist kein geringes Verdienst der Böhmen: Jan
     Čapek ze Sán und seine Waisen haben in der Neumark und vor Danzig wahrlich Schrecken verbreitet. Die Vereinbarung von Pabianice
     und das Bündnis Polens mit den Hussiten haben die Moral des Deutschen Ordenserschüttert, Euer Eminenz werden mir in diesem Punkt gewiss zustimmen.«
    »Wozu diese lange Einleitung? Sprich, meine Tochter, worum geht es?«
    »Ich habe eine Bitte. Die Bündnisse, Siege und Erfolge zu feiern. Durch Vergebung. Durch eine Amnestie. Eine einzige. Und
     geheime.«
    »Wen?«
    »Den Gefangenen von Lelów.«
    Wojciech Jastrzębiec schwieg lange. Dann hustete er lange. Dreißig Meilen sind es von Gnesen nach Łęczyca, dachte Rixa. Solche
     langen Reisen sind nicht gut in seinem Alter. Und bei solchem Wetter.
    »Der Gefangene von Lelów«, antwortete der Primas schließlich, »ist ein Staatsgefangener.«
    »Er ist ein politischer Gefangener«, verbesserte sie ihn und senkte den Kopf. »Und in der Politik haben inzwischen recht entscheidende
     Veränderungen stattgefunden, nicht wahr? Heute weiß man doch, dass der Überfall auf das Kloster am Hellen Berg keineswegs
     von den dem Kelch treu ergebenen böhmischen Hussiten verübt worden ist
. . .
«
    »Sondern, dass es ein gewöhnlicher Raubüberfall war«, beendete Jastrzębiec rasch ihren Satz. »Ein ganz gewöhnlicher Raubüberfall,
     ausgeführt von gewöhnlichen Banditen
. . .
«
    »Die meisten polnischer Abkunft
. . .
«
    »Einer Bande ohne Vaterland oder Glauben«, berichtigte der Primas entschieden. »Dümmliche Räuber, die keine Ahnung davon hatten,
     woran sie sich vergriffen haben. Die das wundertätige Bildnis gedankenlos schändeten
. . .
«
    »Für diese Heiligenschändung«, warf die Spionin mit fester Stimme ein, »sollte sie die Strafe Gottes treffen. Die meisten
     von ihnen sollen schon nicht mehr am Leben sein. Sie sind gestorben, noch ehe ein Jahr vergangen war. Und das ist nur gerecht.
     Sie sollten alle sterben. Die Gefangenen ebenfalls. Durch die Hand Gottes.«
    Jastrzębiec faltete die Hände wie zum Gebet und senkte den Blick, um das Aufblitzen in seinen Augen zu verbergen. Dann hob
     er wieder den Kopf.
    »Gottes strafende Hand wird also auch den Gefangenen von Lelów erreichen?«, fragte er. »Der Gefangene von Lelów wird ebenfalls
     sterben? Und keiner wird wissen, wo er begraben liegt? Alle werden ihn vergessen?«
    »Alle.«
    »Und der Bischof von Krakau?«
    »Der Bischof von Krakau ist an der Angelegenheit von Tschenstochau nicht mehr interessiert«, sagte Rixa leise. »Er hat kein
     Interesse daran, irgendwelche Leichen auszugraben und schlafende Hunde zu wecken. Er weiß, dass es besser wäre, wenn alle
     den Vorfall am Hellen Berg und das zerstörte Bildnis vergäßen. Das, wie ich höre, in Krakau einer Renovierung unterzogen und
    

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