Lux perpetua
verdeckt.
Und aus dem Rauch hervor brach ihre Panzerreiterei. Stürmte gegen die ungeschützten Wagen, das auf dem Feld zerstreute Fußvolk
an.
Wer konnte, rannte davon. Wer das Glück hatte, den Schwertern der Ritter zu entkommen, floh hinter die Wagen, wo heisere Hauptleute
versuchten, eine Verteidigungslinie zu bilden. Dazu war es jedoch zu spät. Die Rosenberger, die ihre Flucht nur vorgetäuscht
hatten, kamen zurück, drangen zwischen die auseinandergezogenen Wagen, drängten in die Wagenburg, spießten die Verteidiger
auf und stießen sie in ihrem Ungestüm um.
Ondřej Keřskýwarf sich ihnen mit seiner Reiterei entgegen. Sie wurden aufgespießt und hinweggefegt; die leicht bewaffneten
Taboriten waren nicht in der Lage, die eisenklirrende Reiterei aufzuhalten. Jan Čapek kam ihnen zu Hilfe, er schwang sein
Schwert und rief das Fußvolk zusammen. Auch Reynevan eilte herbei. Er sah vor sich gebleckte Pferdezähne, Brustpanzer und
Helme, sah einen ganzen Wald von aufgepflanzten Lanzen und war sich sicher, dass er in den Tod ging. Einem Reiter, der mit
seiner Lanze auf ihn zuritt, durchstach er den Leib und warf ihn aus dem Sattel, bevor dieser noch den Griffseiner Waffe loslassen konnte. Reynevan setzte nach und schlug erneut mit dem Schwert zu, einmal, zweimal, unter dem zertrümmerten
Schulterschutz strömte Blut hervor. Ein anderer Reiter rammte ihn mit seinem Pferd und führte einen breiten Streich. Reynevan
rettete sein Leben, indem er sich tief über den Pferdehals duckte. Der Rosenberger schaffte es kein zweites Mal, einen Streich
zu führen, taboritisches Fußvolk nahm ihn auf die Haken der Hellebarden und zog ihn aus dem Sattel. Ein weiterer Reiter sprengte
mit erhobener Axt herbei; als Reynevan sah, dass er gegen ihn keine Chance hatte, schrie er, nahm den Zügel auf und gab dem
Pferd heftig die Sporen. Das Pferd stieg, schlug mit den Vorderhufen um sich, die Hufe wirbelten gegen den Diechling und den
Schurz, zertrümmerten das Blech, der Rosenberger schrie auf und fiel zu Boden. Ringsumher herrschte ein wütendes Hauen und
Stechen, unter den Hufen der Pferde knirschte Blech und barsten Knochen.
Vor Reynevans Augen warfen die Rosenberger Panzerreiter hakenbewehrte Ketten auf die Wagen der Wagenburg, wendeten die Pferde
und zogen an. Die Wagen kippten um, Armbrustschützen und Bogenschützen unter sich begrabend. In die Bresche warf sich die
calixtinische Reiterei. Die Berittenen strömten in einer langen Reihe ins Innere der Wagenburg, hauend, stechend, alles niedertrampelnd.
Die gesprengte Wagenburg verwandelte sich plötzlich in eine Falle.
»Das ist das Ende!«, schrie Jan Čapek ze Sán, mit dem Schwert links und rechts um sich schlagend. »Das ist die Niederlage!
Wir sind verloren! Rette sich, wer kann! Reynevan! Her zu mir!«
»Zu mir!«, brüllte Ondřej Keřský. »Zu mir, Brüder! Rette sich, wer kann!«
Reynevan wendete sein Pferd. Er zögerte nur einen Moment, einen kurzen Moment, einen Moment, der über Leben und Tod entschied.
Er sah, wie die Panzerreiter die Dreschflegelkämpfer aus Schlan und die Speerträger aus Kuttenberg reihenweise niederwarfen,
wie ihnen die Waisen aus Český Brodunters Schwert gerieten. Wie Zikmund von Vránov im Sattel wankte. Wie Prokop der Kahle, auf einem Wagen stehend und kämpfend,
von Lanzen durchbohrt und von Schwertstreichen getroffen, fiel. Wie Prokupek die Monstranz fallen ließ und tödlich getroffen
zu Boden stürzte. Wie sich die Schlacht in ein Massaker verwandelte.
Da überfiel ihn Furcht. Schreckliche, die Därme durchwühlende Furcht. Er presste sich auf die Mähne seines Pferdes und preschte
Čapek hinterher. In die Lücke zwischen den Wagen, unter einem Hagel von Kugeln und Bolzen. Hinunter, hinunter in die Schlucht,
den Hang hinab. Nur weit fort.
Weit fort von Lipany.
»Nach Kolín!«, schrie Jan Čapek. »Nach Kolín! Wenn nur die Pferde durchhalten! Reynevan! Was tust du da, zum Teufel noch mal?«
Reynevan war aus dem Sattel gesprungen. Er war auf die Knie gesunken. Er presste seine Stirn auf den Boden. Und schluchzte.
»Der Sinn des Lebens
. . .
«, schluchzte er würgend. »Die Ideale
. . . Lux perpetua . . .
Und ich fliehe vom Schlachtfeld
. . .
Wie ein Feigling
. . .
Ehrenvoll fallen konnte ich nicht!«
Čapek wischte sich Ruß, Schweiß und Blut vom Gesicht. Er schüttelte den Kopf und spuckte aus.
»Das ist noch nicht das Ende«, rief er. »Wir werden es ihnen noch
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