Lux perpetua
zeigen! Was denn? Sollen wir uns etwa umbringen lassen?
Wie Dummköpfe? Heute nehmen wir Reißaus, damit wir morgen wieder kämpfen können! Steh auf, Schlesier, steh auf! Siehst du?
Das da ist schon die Straße nach Kolín! Wir reiten nach Kolín, dort kriegen sie uns nicht! Steh auf und steig aufs Pferd!
Hörst du?«
»Reite allein.«
»Was?«
»Reite allein weiter. Ich habe in Kolín nichts verloren.«
Ein warmer Mairegen fiel und rauschte auf den Blättern.
Ja, ja, edle Ritter, ja, gottesfürchtige Mönche, glaubt mir nur, Ihr Kaufherren, unerbittlich war der conflictus von Lipany,
verbissen wurde an den Hängen des Berges von Lipany gekämpft.
Bis zum späten Abend wurde auf Leben und Tod gekämpft. Bis zum späten Abend, ja, fast bis zur Dunkelheit, starben die Brüder
von Tábor und die Waisen. Die einen wurden im Felde erschlagen, die anderen in der Wagenburg, wieder andere auf der Flucht.
Insgesamt fielen, wie man sagt, fast zweitausend Gottesstreiter, unter ihnen auch Prokop der Kahle. Genannt der Große. Zahlreiche
Brüder wurden gefangen genommen. Den wichtigeren wurde das Leben geschenkt. Aber mehr als siebenhundert Gefangene trieben
die Rosenberger in Scheunen in der Umgebung von Český Brod und verbrannten sie dort bei lebendigem Leibe.
Und es war dies der große Triumph der Calixtiner und der Katholiken. Und das Ende der Feldarmee Tábors und der Waisen.
Anderntags, am letzten Maitag des Jahres 1434, verstarb in Gródek, auf dem Wege nach Halič, wo er den Huldigungseid des neuen
moldauischen Woiwoden Stefan entgegennehmen sollte, in den Händen seiner geistlichen und weltlichen Herren Władysław Jagiełło,
der König von Polen. Im selben Jahr bestieg am Festtage des Apostels Jakobus Jagiełłos Sohn, Władysław Jagiellończyk, der
gerade mal zehn Lenze zählte, den Thron.
Es gab eine Revolte in Litauen gegen die Union mit Polen und alles, was polnisch war. Der Aufrührer Švitrigaila, der Oheim
des neuen Königs, trat bewaffnet auf, unterstützt vom Deutschen Orden in Livland, den Ruthenen und Zygmunt Korybut, dem verhinderten
König von Böhmen und Oberschlesien. Im Jahre 1435, am Tage des heiligen Ägidius, einem
dies Jovis
, vierzehn Tage vor dem
aequinoctium autumnalis
fiel Korybut im Kampf gegen die Polen. In der Schlacht bei Wilkomir an der Šventoji, einem Fluss, den man ›die Heilige‹ nennt.
1435 war ein fruchtbares Jahr. Vielleicht erinnert Ihr Euch noch daran? Es ist ja gerade mal fünf Jahre her. Mancherorts wurde
schon vor Peter und Paul, überall aber nach Peter und Paul die Ernte eingebracht. Die Weinstöcke in den Weingärten blühten
bereits vor Sankt Veit, und kurz nach Sankt Veit waren die Trauben schon so groß wie Erbsen, mancherorts sogar so groß wie
Ziegenköttel. Sehr heiß war der Sommer in diesem Jahr, so glühend heiß, dass die Leute auf den Feldern in Ohnmacht fielen.
Im Herbst jenes Jahres erschien am Himmel ein heller Komet mit einem lodernden, nach Westen gewandten Schweif. Die Astrologen
meinten, dies sei ein böses Omen. Und sie behielten recht. Kurz darauf brach die große Seuche in Schlesien, in Böhmen, in
Sachsen und in anderen Ländern aus, und viele Leute starben daran. In Dresden, sagen sie, habe man an einem Tag mehr als hundert
Tote begraben. Viele bedeutende Leute starben, sehr viele. Und in Breslau starb Kanonikus von Gwisdendorff. Es ist nur gut,
dass er starb, denn er war ein verdammter Hurenbock,
oret pro anima sua, qui vult.
Schade nur, dass nicht mehr von denen starben, die so waren wie er. Es hätte sich leichter gelebt in Schlesien.
Im Jahre 1436, zwei Jahre nach dem Massaker an Tábor und den Waisen bei Lipany, zog am Tage des heiligen Bartholomäus Sigismund
von Luxemburg,
Dei gratia Romanorum imperator, Hungarie , Bohemie , Dalmacie et Croacie rex,
ins Goldene Prag ein. Viele begrüßten ihn mit Vivat und Freudenschreien,mit Tränen des Glückes in den Augen geleiteten sie ihn auf den Hradschin. Aber es gab auch solche, die sich weigerten, den
Luxemburger als König anzuerkennen, ihn als Usurpator, römischen Schuft und babylonischen König beschimpften, und der eine
oder andere von ihnen begann sogar, Krieg gegen ihn zu führen. Der Prediger Ambros, Bedřich ze Strážnice, Jan Kolda von Žampach
und vor allem der berühmte Hetman Jan Roháč z Dubé. Letzterer setzte Sigismund derart zu, dass ihn das kaiserliche Heer auf
seiner Burg Sión belagerte. Die Burg fiel, und Roháč,
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