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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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über Euch. Auf dem Heuboden. Von dort aus habe ich alles gesehen und gehört. Jedes
     Wort, das dort gesprochen wurde.«
    Der Magnat schwieg und drehte seinen schwarzen Schnurrbart.
    »Du hast recht«, sagte er. »Wirklich, man sollte dich an deinen Taten messen. Ich habe dich daran gemessen und für gut befunden.
     Du bist ein rühriger Schelm, Tábor sollte von deinenSchelmenstreichen profitieren. Aber mein Profit, Herr Spion, sollte auch kein geringer sein. Von den Schlesiern, um die du
     bittest, hätte ich gern einen. Wer ersetzt mir das?«
    »Gott«, warf Urban Horn leichthin ein. »Und derzeit, stellvertretend für ihn, Prokop, den man zu Recht den Großen nennt, der
director operationum Taboritarum.
Ihr werdet keinen Verlust haben, Herr Johannn. Das garantiere ich Euch.«
    »Deine Garantie ist viel wert«, Johann von Krawař lächelte, »und sie nimmt an Wert noch zu. Darüber hinaus gefällt mir dieser
     Reynevan. Vom Heuboden aus hat er uns damals beobachtet und abgehört, da soll doch gleich der Teufel, er war uns so nahe,
     dass er Bischof Konrad von oben auf die Tonsur hätte spucken können! Und dem päpstlichen Legaten Orsini in den Kragen pissen!
     Ein Teufelskerl, obwohl er ein Spion ist. Zum Henker, ich kann mir Gnade leisten! Die beiden hier lasse ich frei, Herr Helm.
     Die anderen zur Eskorte! Und macht euch bereit, den Weg zurückzulegen, wir reiten sofort nach Jičín!«
    Die Gefangenen wurden weggeführt. Gebhard Ungerath schrie und fluchte, Gilbert weinte, er vergoss Tränen, ohne sich dessen
     zu schämen. Paszko Rymbaba blickte sich um.
    »Reinmar!«, rief er kläglich. »Und ich? Hol mich hier raus!« »Nein, Paszko.«
    »Warum denn nicht?«
    »Sie haben es verboten.«
    Reynevan wandte sich dem auf seine Bitte freigelassenen Eberwin von Kranz sowie dem jungen Ritter mit dem Cherubsgesicht zu.
     Kranz starrte ihn finster an.
    »Ich weiß«, sagte er mit rauher Stimme, »warum du mich so nachsichtig behandelst, Bielau. Rymbaba hat es mir gesagt. Machen
     wir also dieser traurigen Szene ein Ende. Du willst wissen, warum du uns in Breslau ins Garn gegangen bist? Durch reinen Zufall.
     Und wegen der Schwatzhaftigkeit von Wilkosch Lindenau. Der war dir so dankbar. Lobte deine Güte und deinen Edelmut. Zu sehr,
     zu oft und zu laut. Kann ich jetzt gehen?«
    Also nicht Achilles, und nicht Allerdings, Reynevan seufztevor Erleichterung. Und auch nicht Felician! Also war doch noch nicht alles verloren, Felician suchte immer noch nach Jutta
. . .
Vielleicht hatte er sie sogar schon gefunden?
    »Hmm, hmm
. . .
«
    Er hob den Kopf. Eberwin war gegangen, vor ihm stand der junge Ritter mit dem goldenen Lockenkopf.
    »Ich dagegen, werter Herr«, sagte er mit leicht zitternder Stimme, »verstehe immer noch nicht ganz, warum Ihr mich befreit
     habt. Ich kenne weder Euren Namen noch Euer Wappen. Aber Ihr seid ein Hussit. Wisset also, dass es mir mein katholischer Glaube
     und meine Ritterehre nicht gestatten, mit Euch in nähere Beziehung zu treten. Aber Ihr sollt auch wissen, dass ich mich Euch
     um meiner Befreiung willen verpflichtet fühle. Die Schuld begleiche ich, das schwöre ich bei Gott.«
    »Du leistest einem Hussiten einen Schwur?«
    »Gott wird mir einen Weg weisen, meinen Schwur zu erfüllen, ohne dabei zu sündigen oder meinen Glauben zu beflecken.«
    »Gott hat deinen Schwur vernommen«, Reynevan blickte ihm in die Augen, »und wie du ihn erfüllen kannst, will ich dir gleich
     sagen: Du wirst einen Toast ausbringen.«
    »Hä?«
    »Du wirst einen Toast ausbringen und auf die Gesundheit der Dame meines Herzens trinken
. . .
der blonden Nicoletta. Und zwar bei deiner eigenen Hochzeit, Herr Wolfram von Pannewitz. Bei deiner Vermählung mit Fräulein
     Katharina von Biberstein. Dann, und nur dann, werde ich deinen Schwur als erfüllt betrachten. Und dich als Ehrenmann anerkennen.«
    Wolfram von Pannewitz wurde blass und biss sich auf die Lippen. Dann errötete er heftig.
    »Jetzt weiß ich, wer Ihr seid.« Er musste schlucken. »Ich habe viel von Euch gehört
. . .
Ich vermute, der Vorteil liegt bei Euch, da Ihr mich mit einem Fräulein mit Kind vermählen wollt
. . .
Welchen Grund habt Ihr denn dafür, he? Vielleicht ist dieses Kind
. . .
«
    »Sei kein Dummkopf, Pannewitz«, unterbrach ihn Reynevan leise. »Reite nach Stolz. Sieh dir den Jungen an. Und sieh dann in
     den Spiegel. Ich denke nicht daran, mit dir noch länger darüber zu reden.«
    »Gott hat es gehört«, fügte er lauter hinzu,

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