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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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wo das alles herkommt«, platzte es aus Reynevan hervor, »woher diese gemeinen Gerüchte und Verleumdungen
     stammen. Es hat sich herumgesprochen, dass Johann von Münsterberg mich in Weißkirchen gestellt, gefangen genommen und versucht
     hat, mich zum Verrat zu veranlassen, mich dazu zu bringen, Královec zu belügen, ihn in eine Falle zu locken und die Waisen
     ins Verderben zu schicken
. . .
«
    »Damit liegst du nicht falsch, das ist tatsächlich durchgesickert.«
    »Na und? Habe ich ihn vielleicht verraten? Ist Královec denn bei Altwilmsdorf in die Falle gegangen? Hat es dort einen Sieg
     oder eine Niederlage gegeben? Wer hat denn dort eins aufs Dach gekriegt? Wir oder die anderen?«
    »Der Punkt geht an dich. Weiter.«
    »Ich bin dem Kelch immer treu gewesen. Ich habe mit Neplach zusammengearbeitet, 1427 habe ich ihn auf die Spur vonHynek von Kolštejn und Smiřickýgeführt. Von da an hätte ich mindestens hundertmal Gelegenheit gehabt, jemanden zu verraten.
     Ich wusste viel, ich hatte Zugang zu Geheimnissen, ich kannte die Geheimpläne und Angriffsstrategien. Ich hätte Tybald Raabe
     verraten können. Ich hätte Vogelsang ausliefern können. Ich hätte 1428 vor und während des Feldzuges in Glatz, in Kamenz und
     in Frankenstein Verrat üben können. Ich hätte dich ausliefern können, Horn, Gelegenheit dazu war mehr als genug. Der Bischof
     von Breslau hätte mich dafür mit Gold überhäuft. Sag du mir also nicht, ich solle deinen Glauben stärken, denn damit setzt
     du mich herab. Denn hier gibt es kein Dazwischen, keine Farbnuancen und Schattierungen. Hier heißt es: entweder – oder! Entweder
     du glaubst oder du glaubst mir nicht. Du vertraust mir oder nicht.«
    Horn zog die Zügel an und zwang sein Pferd zu tänzeln.
    »Deine so echt wirkende Empörung verdient Bewunderung«, spöttelte er. »Aber angesichts der Realität kann man nur in Verzweiflung
     geraten. Über die Wirklichkeit und über deine Naivität. Denn es gibt sehr wohl ein Dazwischen, Reinmar. Es gibt Schattierungen,
     und was die Nuancen betrifft, so gibt es eine Farbskala, einen Regenbogen von Farben. Ich habe dir schon gesagt, dass ich
     nichts auf Gerüchte gebe, ich glaube nicht daran, dass du von Anfang an ein Aufwiegler und Verräter gewesen bist, der nur
     deshalb nach Böhmen gekommen ist, um uns ans Messer zu liefern. Aber du bist Spion geworden. Auf unserer Seite zwar, aber
     das macht eigentlich gar keinen Unterschied. Du bist Spion geworden. Aber das ist, verdammt noch mal, das Schicksal eines
     Spions und seines vermaledeiten Anhangs: Eines Tages wirst du enttarnt, und sie werben dich an. Das ist ganz normal in dieser
     Branche. Sie haben das Mädchen geraubt, in das du dich verguckt hast. Sie haben dich erpresst. Und du hast dich erpressen
     lassen.«
    »Du bist mit Schlussfolgerungen schnell bei der Hand. Machst du weiter so in diesem Tempo? Dann kann ich wohl bald ein Urteil
     erwarten? Und die Exekution?«
    »Du schlussfolgerst schnell. Entschieden zu schnell. Zeit zum Essen, es dämmert schon. He, Leute! Wir machen hier am Waldrand
     Rast! Absteigen!«
     
    Das vom Wind angefachte Feuer loderte und prasselte, die Flammen stiegen hoch empor, Funken flogen bis zu den Wipfeln der
     Tannen hinauf. Der Wald rauschte.
    Die Mähren legten sich nach und nach schlafen; nachdem sie eine bauchige Flasche Slibowitz geleert hatten, hüllten sie sich
     in ihre Umhänge und pelzgefütterten Mäntel. Horn schob mit einem Stecken die Scheite im Feuer zurecht und gähnte. Reynevan
     war eher hungrig als schläfrig. Er kaute an seinem Ziegenkäse, den er nur leicht über dem Feuer gebräunt hatte.
    Den Kranken würgte ein weiterer Hustenanfall.
    »Willst du dich nicht um ihn kümmern?« Horn wies mit dem Kopf zu ihm hin. »Schließlich bist du doch Arzt. Es ziemt sich, einem
     Leidenden zu helfen.«
    »Ich habe keine Arznei. Soll ich etwa Magie anwenden? In Gegenwart von Hussiten? Für die ist Zauberei doch ein
peccatum . . .
«
    »
.
. . mortale ,
ich weiß. Vielleicht also was Natürliches? Ein Kraut oder eine Pflanze?«
    »Im Februar? Gut, wenn es hier Weiden gibt, kann ich morgen früh einen Rindensud ansetzen. Aber sein Zustand bessert sich.
     Das Fieber ist deutlich gesunken, und er schwitzt auch schon nicht mehr so stark. Horn?«
    »Was ist?«
    »Ich glaube, du sorgst dich um ihn.«
    »Tatsächlich?«
    »Ich glaube, bei dem Gefangenenaustausch ist es eher um ihn als um mich gegangen.«
    »Tatsächlich?«
    »Wer ist

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