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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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phantastische Frau retten würde, konnte er diesmal kaum vertrauen.
     
    Der Kranke hatte aufgehört zu stöhnen. Er lag ruhig da, und es ging ihm wohl besser. Reynevan hatte nicht gewagt, vor Zeugen
     Magie anzuwenden, daher musste die Besserung wohl auf natürliche Ursachen zurückgeführt werden.
     
    »Runterkommen! Los, los! Schnell! Runter vom Wagen!«
    Die Sonne stach in die Augen, ein Atemzug kalter Luft hätte ihm fast die Sinne geraubt. Um sich auf seinen butterweichen Beinen
     zu halten, musste er sich auf die Schulter von Jan Kuropatwa von Łańcuchowo stützen. Dem neben ihm stehenden Nadobny ging
     es nicht viel besser, leichenblass hing er an Kochłowskis Schulter. Der Waffenhändler, obschon von wenig beeindruckender Gestalt,
     erwies sich mit Hlas z Libočany als am widerstandsfähigsten. Er und der Böhme standen selbstsicher da und heuchelten von allen
     am besten, keine Angst zu haben.
    »Es wird einen Gefangenenaustausch geben, meine Herren Hussiten«, erklärte Eberwin von Kranz, der Anführer der Söldner, von
     seinem Sattel herab. »Gleich werdet ihr frei sein. Diese Gnade verdankt ihr dem hier anwesenden jungen Herrn Gebhard Ungerath,
     dem Sohn des edlen, hochmögenden Herrn Kaspar Ungerath. Verbeugt euch also! Tief! Und das sofort!«
    Gebhard Ungerath, untersetzt und hässlich wie ein Gnom, warf stolz den Kopf in den Nacken und spitzte die Lippen. Dann wendete
     er sein Pferd und ritt im Schritt davon.
    »Bewegt euch, ihr Häretiker, bewegt euch! Dorthin, zur Brücke! Holla, ihr da, den Kranken müsst ihr tragen!«
    »Der Fluss da ist die Olsa«, brummte der Hundertschaftsführer Hlas, plötzlich ganz ernst. »Wir sind irgendwo zwischen Freistadt
     und Teschen. Auf der Brücke findet der Austausch statt. Das ist so eine Tradition.«
    Vor der Brücke wurde ihnen befohlen, stehen zu bleiben, sie wurden von Reitern umringt. Unter der Brücke schäumte die angeschwollene
     Olsa, umströmte die Pfeiler und sprudelte über die Eisbrecher hinweg.
    Sie warteten nicht lange. Am gegenüberliegenden Ufer tauchte ein Reiter auf. Mit Helm und in einer dunklen Jacke über der
     Brigantine, ein typischer schlanker, hussitischer Adeliger. Er betrachtete sie. Zweimal zügelte er sein Pferd, bevor er unterHufgeklapper auf die Brücke ritt. Er ritt auf ihre Seite hinüber und sah sich aufmerksam um. Eberwin von Kranz ritt ihm entgegen.
     Sie sprachen eine Weile miteinander. Dann ritten beide zu Gebhard Ungerath hinüber.
    »Er sagt«, bellte Eberwin von Kranz, »wir hätten unser Wort gehalten. Sie haben Herrn Gilbert mitgebracht. Sie wissen, dass
     wir statt fünf, wie es verabredet war, sechs mit uns führen, daher wollen sie, um ihren guten Willen zu zeigen, außer Herrn
     Gilbert auch noch einen anderen Schlesier freilassen. Aber zuerst will er unsere Gefangenen sehen.«
    Gebhard spitzte die Lippen und nickte. Von Eberwin angeführt, ritt der Abgesandte der Hussiten zu den Gefangenen und blickte
     unter seinem Helm hervor auf sie herab. Reynevan senkte den Kopf, aus Furcht, er könnte eine Miene verziehen.
    Der Abgesandte war Urban Horn.
    Seine Rolle als unbedeutender und einfältiger Bote spielte er hervorragend. Mit gesenkten Augen und gesenkter Stimme murmelte
     er Eberwin etwas zu und verneigte sich vor Gebhard Ungerath.
    »Du hast gesehen, was du sehen wolltest«, sagte Eberwin zu ihm. »Reit also zurück zu deinen Leuten. Bestätige ihnen, dass
     wir unser Wort gehalten haben und keinen Verrat üben. Ein ehrlicher Austausch.«
    »Also marsch!«, befahl er seinen Gefangenen, als er sah, dass Horn über die Brücke geritten war und im Wald verschwand. »Helft
     dem Kranken!«
    »Hast du gesehen«, flüsterte Kochłowski. »Das war
. . .
«
    »Ich hab’s gesehen.«
    »Was soll das alles
. . .

    »Ich weiß nicht. Sei still!«
    Von der gegenüberliegenden Seite ritt eine kleine Abteilung hussitischer Leichtbewaffneter mit dem roten Kelch auf den Wämsern
     heran. Sie erreichten gleichzeitig die Brücke. Kurz darauf erlaubten die Hussiten zwei Männern, die Brücke zu betreten. Daraufhin
     trieben Ungeraths Söldner ihre Gefangenenzur Eile an. Die beiden Gruppen bewegten sich aufeinander zu. Einer der beiden Männer, die sich vom linken Ufer her näherten,
     musste Gilbert Ungerath sein, obwohl keiner von ihnen Gebhard ähnlich sah, keiner von ihnen war untersetzt und hässlich wie
     ein Gnom. Der eine war hochgewachsen und rothaarig, der andere hatte das Gesicht eines Cherubs und dazu passende

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