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Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Titel: Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Frankreichurlaub wohl alles brauchen könnte. Da ich schlecht zwei Koffer mitnehmen konnte, mussten wir unsere Habseligkeiten in einen quetschen. Blöderweise las Leander gerne – im Gegensatz zu mir – und seine »geliehenen« Bücher waren tonnenschwer und nahmen viel zu viel Platz weg. Vielleicht konnte ich ihn nachher ja zu einem Bündel seiner ausgelesenen Bravos überreden und er verzichtete auf die Schmöker.
    Mit Mogwai auf dem Arm und einem Beutel Hundefutter über der Schulter lief ich die Treppen hinunter. Serdan wartete auf der Straße, belauert von Papa, der umständlich ein Plakat an das Schaufenster unseres Bestattungsunternehmens klebte. Es verkündete in ernsten schwarzen Lettern, dass Heribert Morgenroth wegen dringend anstehender Renovierungsarbeiten ausnahmsweise Betriebsferien mache und in Notfällen über sein Handy zu erreichen sei. Die Nummer des Handys bildete in einer Endlosschleife den Rahmen des Plakats. Wegen der Handygeschichte hatten Mama und Papa das gesamte Frühstück über gezankt. Mama war der Auffassung, es sei absolut sinnlos, eine Handynummer anzugeben, da wir mit einem Pferdewagen unterwegs seien und Papa nicht schnell mal mit der Kutsche nach Ludwigshafen preschen könne, wenn irgendeiner Oma das letzte Stündchen geschlagen hatte. Papa verbat sich postwendend solch respektlose Äußerungen gegenüber seinen Kunden und schon war ein handfester Streit entbrannt, der damit endete, dass beide mir Vorwürfe wegen des Parkourtrainings machten. Eigentlich endete seit unserer Beichte jede Diskussion damit. Selbst normale, friedliche Gespräche taten das. Aber die waren sowieso selten geworden.
    »Hi, Serdan«, sagte ich matt und setzte Mogwai auf dem warmen Bürgersteig ab. Sofort fing er zu hecheln an. Es war noch nicht einmal Mittag und bereits drückend schwül. Die Luft stand. Ich kramte die Herztabletten aus meiner Hosentasche und legte sie in die Tüte zu dem Futter.
    »Okay, danke«, murmelte Serdan. Mit einem vorsichtigen Blick zu meinem Vater, der mit zusammengekniffenen Augenbrauen und faltiger Stirn einen weiteren Tesastreifen an sein Schaufenster klebte, nahm er das Futter entgegen. »Und, wie ist es bei euch?«, raunte Serdan unterdrückt.
    »Tja. Scheiße«, erwiderte ich tonlos. »Ganz große Scheiße.«
    »Ihr fahrt wenigstens in Urlaub.« Serdan trat ein Stück zur Seite, denn Papa hatte plötzlich beschlossen, das Plakat doch nicht in der Mitte des Schaufensters, sondern direkt neben uns in der Ecke der Vitrine anzubringen.
    Statt einer Antwort hob ich die Hand und tat so, als wolle ich mir mit ihr die Kehle durchschneiden. Ein schwaches Grinsen stahl sich in Serdans Gesicht. Papa hustete laut. Oje. Wir durften uns nicht einmal anlächeln, sonst starb Papa noch eines plötzlichen Lungentods.
    »Hast du Seppo mal gesehen?«, fragte Serdan. Papa raschelte lautstark mit dem Plakat, doch das war nicht nötig, denn ich schüttelte nur den Kopf. Seppo war seit der Beichte in der Pizzeria wie vom Erdboden verschluckt. Wahrscheinlich musste er zur Strafe Überstunden schieben und von morgens bis abends Pizzakartons falten.
    »Mir haben sie das Mofa weggenommen. Dabei hab ich es doch grad erst bekommen«, brummte Serdan und sein abschließendes Räuspern verriet mir, dass sein Vorrat an Sätzen für heute erschöpft war. Er redete zwar mehr als früher, aber offensichtlich immer noch äußerst ungern. Eigentlich mochte ich das sogar. Serdan sprach, wenn es wirklich etwas zu sagen gab. Und dann war es auch wichtig.
    Serdan wartete stumm, bis ich mich von Mogwai verabschiedet hatte. Ich musste Serdan nicht sagen, dass er gut auf ihn achten solle. Ich wusste, dass er es tun würde. Als ich mich aufrichtete, drückte er mir einen Zettel in die Hand, tippte sich an die Stirn, nickte zu meinem Vater hinüber, der das Plakat nun doch wieder zur Mitte des Schaufensters verschob, nahm Mogwai an die Leine und lief ohne ein weiteres Wort die Straße hinab.
    Dir auch einen schönen Sommer, du Stoffel!, dachte ich belustigt. Erst im dämmrigen, kühlen Hausflur wagte ich es, einen Blick auf den Zettel zu werfen – in Papas Fantasie wahrscheinlich ein heißblütiger Liebesbrief.
    Doch Serdan hatte nur seine Handynummer vermerkt. »Für alle Fälle« stand in Druckbuchstaben darunter. Ich schüttelte ratlos den Kopf. Meiner Erfahrung nach gingen Jungs nie ans Telefon, wenn man sie anrief. Es war sinnlos, sich ihre Handynummern aufzuschreiben oder gar einzuspeichern. Ich schickte auch

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