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Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Titel: Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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verstehen. Zu groß waren meine Müdigkeit und zu mächtig der Wunsch zu schlafen.
    Im Traum fand ich mich in einem knallbunten Zigeunerwagen wieder, die Ladefläche hinter mir voller nackter Jungen und Mädchen, die sich Kameras um den Hals gehängt hatten und gegenseitig knipsten, und auf dem schwarzen Pferd vor dem Kutschbock thronte Leander und warf rote Rosen und brennende Kerzen in die Luft.

Bon Voyage!
    »Luzie! Dein Hundesitter ist da!«
    Okay, sie war also immer noch sauer. Wenn Mama mir inzwischen verziehen hätte, hätte sie gerufen: »Der Hundesitter ist da!« oder vielleicht sogar »Serdan ist da!« Oder sie hätte gar nicht gerufen und ihn stattdessen hochgebeten. Doch das Wörtchen »dein« klang noch spitzer und vieldeutiger als das Wort »Hundesitter«.
    Mein Plan, mit der vermeintlichen Schwangerschaft von Parkour abzulenken, war doch nicht so genial gewesen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Kurzfristig hatte er Wirkung gezeigt. Doch langfristig hat er nichts besser machen können. Im Gegenteil: Ich hatte es mir mit meinen Eltern gründlich verscherzt. Außerdem spielte es für sie keine Rolle, dass ich gar nicht schwanger war und erst recht nichts getan hatte, wovon man schwanger werden konnte. Serdan und Seppo waren beide in gedankliche Sippenhaft genommen worden, weil sie mich weitab vom Pfad der Tugend gelockt hatten. Doch die größte Schuld trug in den Augen meiner Eltern ich, da ich ihnen gefolgt war. Meine Versuche, mich zu erklären und zu verteidigen, scheiterten allesamt. Denn, so Mama und Papa: Weil ich ja die gesamten vergangenen Wochen und Monate durchweg gelogen hätte, könne man mir sowieso nichts mehr glauben. Mir wurde sekündlich geballtes Misstrauen entgegengebracht.
    »Er kann hochkommen!«, rief ich zurück, nachdem ich kräftig durchgeatmet hatte, und prompt tönte die Antwort wie eine zu tief gestimmte Sirene durch den Korridor.
    »Dafür gibt es keinen Grund! Geh runter und bring ihm den Hund! Basta!«
    »Uiuiuiui«, machte Leander und schüttelte die rechte Hand, als habe er sich verbrannt, um sie dann sofort wieder in Mogwais grauem Fell zu vergraben. Ich sah ihn auffordernd an.
    »Los, du hast gehört, was sie gesagt hat.«
    »Sogar mit Echo«, bestätigte Leander grinsend.
    »Dann mach schon, gib mir endlich den Hund! Serdan wartet.« Ich trat ungeduldig gegen den Bettpfosten. Eifersüchtig musterte ich Leander, der auf dem Boden sitzend an der Wand lehnte und den vor Wonne erschlafften Mogwai bäuchlings an seine Brust drückte. Mit beiden Händen fuhr er ihm rechts und links entlang der Wirbelsäule über seinen krummen, verspannten Rücken. Von mir ließ Mogwai sich solche Streicheleinheiten nicht gefallen. Ich konnte von Glück sagen, wenn ich ihn mal länger als eine Minute hinter dem Ohr kraulen durfte. Aber Leanders Zuwendung genoss er sichtlich. Er regte sich nicht mehr und sein Köpfchen hing schwer und entspannt an Leanders Schulter.
    Es fiel mir ganz und gar nicht leicht, den Hund Serdan zu überlassen, doch es war eine Hitzewelle angekündigt worden und Mogwai vertrug keine Hitze. Ich konnte es ihm nicht zumuten, den ganzen Tag in einem stickigen Zigeunerwagen zu verbringen, und er war zu schlapp, um neben dem Wagen herzulaufen. Mogwai hatte Serdan von Anfang an akzeptiert – wie es aussah, war Mogwai ein Männerhund – und ich war mir sicher, dass Serdan gut für ihn sorgen und ihm regelmäßig seine Herztabletten geben würde, die er seit Kurzem nehmen musste. »Scheint schon ein älteres Semester zu sein«, hatte der Tierarzt gemurmelt, als er ihn wegen seines ständigen Hechelns und der Kurzatmigkeit untersucht hatte. Das war auch so eine Sache, die ich Leander übel nahm. Ich hatte nie einen Hund haben wollen, aber wenn er mir schon einen schenken musste, hätte er wenigstens einen Welpen auswählen können. Aber er hatte mir einen Opi geschenkt. Der Tierarzt schätzte ihn auf mindestens zwölf Jahre, wenn nicht noch älter. Dass Shih-Tzus sich meistens eines langen Lebens erfreuten, konnte mich kaum trösten.
    »Reiß dich los«, knurrte ich Leander an. Ich mochte keine Abschiede, auch nicht von meinem Hund. Als er nicht reagierte, griff ich nach vorne und zog Mogwai aus seiner zärtlichen Umklammerung. »Pack endlich unseren Koffer fertig. Das kann doch so schwer nicht sein.«
    Ich stellte fest, dass ich mich schon beinahe anhörte wie Mama. Doch es gab allen Grund dazu. Seit Stunden haderte Leander mit sich und der Überlegung, was er im

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