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Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Titel: Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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etwas singen. Es würde mich beruhigen. Aber auch das wäre nicht möglich gewesen. Er durfte nur auf mich aufpassen, sonst nichts.
    Ich drückte das dünne Kopfkissen auf meine Ohren, wickelte mich trotz der Hitze im Wagen fest in die Decke ein und zwang mich einzuschlafen.

Faule Früchte
    Da war sie wieder, die Stechmücke, direkt neben meinem Ohr, und ihr Summen wurde lauter, immer lauter und schriller … Im Halbschlaf holte ich aus, um sie zu erschlagen, notfalls direkt auf meinem Kopf. Doch ich hatte vergessen, dass ich nicht in meinem bequemen breiten Bett in unserem Ludwigshafener Haus lag, sondern auf einer schmalen Pritsche knapp zwei Meter über dem Boden.
    Ich versuchte, mich an der Matratze festzukrallen, als ich merkte, dass ich das Gleichgewicht verloren hatte, doch der Schwung riss mich gnadenlos nach unten. Wie beim Parkour, dachte ich noch. Denn beim Parkour war der Schwung auch immer mein größtes Problem gewesen – weil ich zu viel davon hatte. In der nächsten Sekunde landete ich unsanft auf dem Dielenboden, rollte mich jedoch sofort zur Seite ab, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Ebenfalls wie beim Parkour. Das Abrollen konnte ich inzwischen, dank Seppo. Der gesamte Wagen wackelte, kippte aber trotz quietschender Achsen und einem leichten Schwanken nicht um.
    »Luzie? Ist was passiert? Was machst du da?«, murmelten Mama und Papa gleichzeitig mit schwerer Zunge. Mama streckte ihren Arm aus dem Bett und tastete nach mir.
    »Alles okay, bin nur gestolpert, muss mal aufs Klo«, log ich und griff mir irritiert ans Ohr. Die Schnake summte immer noch. War sie mir etwa gefolgt? Nein, Moment – das war gar kein Summen. Das war die Sirene eines Krankenwagens oder der Polizei. Sie hörte sich anders an als in Deutschland, schriller und hektischer.
    Nun entfernte sich das Martinshorn. Irgendwo schlug eine Tür und in der Ferne bellte ein Hund, dann kehrte wieder Stille ein. Doch ich war hellwach. Nach einigen Augenblicken, in denen ich auf dem Boden lag und mein geprelltes Knie rieb, fiel Papa in sein typisches trockenes Schnarchen und Mama wuchtete mir laut schnaufend ihren Hintern entgegen. Sie hatten wahrscheinlich ordentlich gefeiert und das ein oder andere Gläschen Wein intus. Ich rappelte mich vorsichtig auf, kroch auf allen vieren zum Ausgang, schob mich ins Freie und atmete tief durch, als die laue Nachtluft den dünnen Schweißfilm auf meinem Gesicht zu trocknen begann.
    Leander saß nicht mehr auf dem Kutschbock. Sein Ehrgeiz war gewohnt schnell verflogen. Ich wusste nicht, wie spät es war, aber ich hatte sicherlich einige Stunden lang geschlafen. In einem der oberen Fenster des Bauernhofs brannte Licht, doch just in dem Moment, als ich es bemerkte, wurde es ausgeschaltet. Noch einmal holte ich kräftig Luft und stellte erstaunt fest, dass meine hämmernden Kopfschmerzen verschwunden waren. Überhaupt fühlte ich mich wieder klarer und aufmerksamer, nicht mehr so unbeteiligt und starr wie beim Abendessen.
    Ich sprang geräuschlos vom Kutschbock und lief auf nackten Sohlen zur Pferdeweide hinüber, denn ich hatte Leander entdeckt. Er lag rücklings auf dem breiten Kreuz von Chantal, die unverdrossen graste, und schaute in den Sternenhimmel.
    »Du bist ein mieser Schutzengel, Leander.«
    »Salut, chérie. Ich muss nicht mehr bei euch sitzen. Geht’s dir wieder besser?« Er richtete sich auf und blickte mich besorgt an.
    »Woher weißt du davon?«, stammelte ich verwundert. »Ja, die Kopfschmerzen sind weg, aber …«
    »Kam von meiner veränderten Frequenz.«
    Ich blinzelte ihn verständnislos an. Anscheinend arbeitete mein Gehirn doch noch nicht so gut. Ich kapierte nicht, was er meinte.
    »Meine Klangfolge! Akkorde! Harmonien!«, erklärte Leander ungeduldig. »Ich hab sie verändert, um die Schwarze Brigade in die Irre zu führen, falls sie über die Cherubim-Frequenzen informiert waren.«
    »Ah, okay«, sagte ich lahm. »Und deshalb hab ich mich seltsam gefühlt?«
    »Sieht so aus«, entgegnete Leander nachdenklich. »Ich verstehe es zwar nicht, aber du warst anders, sobald ich mich neu eingestimmt hatte. Hast du meine Klangfolge anfangs eigentlich gehört? Damals, bei meiner Körperwerdung?«
    Ich versuchte, mich zu erinnern. »Ich hab was gehört, ja … aber als Harmonie würde ich es nicht bezeichnen. Eher ein Klirren. Und so war es auch bei deiner Familie. Davon hab ich ebenfalls Kopfschmerzen bekommen.«
    »Dann haben deine Ohren etwas wahrgenommen, konnten es aber nicht

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