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Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Titel: Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Mensch. Wenn ich irgendwann sterbe, hat Sky Patrol mich vergessen und auf der Menschenseite wird es nicht mal ein Grab oder eine Trauerfeier geben, weil niemand mich sieht.«
    »Keine Sorge, ich buddel dir ein Loch, schieb einen dicken Stein drüber und stell eine künstliche Kerze auf«, erwiderte ich härter als beabsichtigt. Leander sollte jetzt bloß nicht vom Tod reden. »Glaubst du denn wirklich, dass deine Truppe dich vergessen hat?«, lenkte ich von dem beklemmenden Gedanken an sein Begräbnis ab.
    »Entweder sie haben mich vergessen oder sie diskutieren über Maßnahmen. Das dauert bei Wächtern. Sie können sich nicht oft treffen, ohne ihre Klienten zu vernachlässigen. Und solche Sachen werden gemeinsam entschieden. Noch ist es eine Angelegenheit der Truppe, denke ich. Vielleicht wollen sie mich nach Guadeloupe schicken …«
    »Wo ist denn das?«
    »Karibik, chérie. Habt ihr im letzten Halbjahr in Geografie durchgenommen. Unsere Truppe hat dort ein Strafgefangenenlager, im Armenviertel von Basse-Terre. Die Kriminalität ist so hoch, dass sich nachts nicht mal mehr die Polizei auf die Straßen wagt. Dauernd wird jemand erschossen. Außerdem kann der Vulkan einstürzen und dann gibt es einen verheerenden Tsunami. Die Gefahr ist groß, auf die andere Seite gezogen zu werden … du weißt schon …«
    Ja, ich wusste es. Die andere Seite des Flusses. Ich selbst hatte den Fluss schon einmal gerochen, als in Papas Arbeitskeller Feuer ausgebrochen war und Leander und sein Cousin Vitus mich in letzter Sekunde gerettet hatten. Leander hatte dabei sein Leben riskiert. Für mich. Denn unerfahrenen Wächtern konnte es rasch passieren, dass sie den Weg zurück nicht mehr fanden, wenn sie ihren Klienten auf die andere Seite begleiteten. Dann waren auch sie tot.
    Leander blickte erneut zu den Sternen auf. »Nun ja … ich weiß nicht, was sie tun. Vielleicht tun sie auch gar nichts. Muss hier nur viel an früher denken, an meine Zeit bei Johnny Depp und in Paris, weißt du? Da war noch alles möglich. Da hat mir Sky Patrol auch noch Spaß gemacht. Aber dann …«
    »Dann kam ich, was?«, fragte ich tonlos und erschrak darüber, wie traurig und wütend ich klang.
    »Genau.« Leander verzog seinen Mund zu einem breiten Grinsen. »Dann kamst du. Und hast alles ruiniert.«
    Nun lachte er und wie immer war sein Lachen so ansteckend, dass meine Angst und mein Zorn verflogen.
    »Hab ich gerne getan. Nur für dich.«
    Leander lachte wieder und diesmal musste ich einstimmen, obwohl die Wehmut in seinen Augen blieb und ich sie am eigenen Leib spüren konnte. Ich war immer noch sauer, dass er seine Zeit bei Sky Patrol vermisste, denn mir waren all die Wächter durchweg unsympathisch und ihre Organisation und Lebensweise erst recht, doch andererseits hatte er Mama vor einer Lebensmittelvergiftung bewahrt. Das hatte er nur tun können, weil er die schlechten Muscheln gerochen hatte, dank seiner Wächterfähigkeiten. Mama hätte sie niemals gerochen. Sie war viel zu wild auf diese Suppe gewesen. Für Meeresfrüchte würde sie wahrscheinlich sogar Papa zu Boden trampeln.
    Leander berührte mit seinem Handrücken meine nackte Fußsohle.
    »Du frierst, Luzie. Und du brauchst Schlaf. Geh zurück in den Wagen, bevor deine Eltern dich noch vermissen.«
    »Und wo schläfst du?«
    »Auf dem Pferd. Auf dem Kutschbock. Unter dem Wagen. Ich such mir was aus. Bei euch ist ja kein Platz mehr, oder?«
    Diese Frage war eine Feststellung gewesen, aber es schwang etwas in seiner Stimme mit, was mich stutzig machte. Ich ließ mich vom Pferd gleiten und drehte mein Gesicht von Leander weg, damit er nicht sah, dass ich rot geworden war. Ich wurde nicht oft von alleine rot, aber dieses Mal war es geschehen. Denn ich hatte an die Nacht auf der Burg denken müssen, als er im Hochbett neben mir gelegen hatte. Es war eine schlaflose Nacht gewesen, da ich Angst gehabt hatte, ihm versehentlich zu nahe zu kommen. Seine Augen waren so dicht vor meinen gewesen, dass ich mich darin hatte sehen können. Und er? Er hatte an den Kuss mit Sofie gedacht.
    »Nein, bei uns ist kein Platz für dich. Gute Nacht!«
    Ich rannte durch das nasse Gras hinüber zum Wagen und kletterte ohne das geringste Geräusch auf mein Etagenbett. Wenigstens ein bisschen Parkour, dachte ich sehnsüchtig. Nein, hier oben war definitiv kein Platz für Leander. Viel zu schmal. Würde niemals funktionieren.
    Niemals.

Anschnallen, bitte!
    »Heribert! Sie steht wieder!«, hallte Mamas Stimme durch

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