Luzifer
ob er noch lebt?«
»Na, davon gehe ich doch aus.«
»Ich weiß es nicht, Sarah.« Jane senkte den Kopf und hob die Schultern.
»Ich weiß überhaupt nichts mehr in diesem verdammten Fall. Ich bin völlig durcheinander.«
»Ja, das sehe ich dir an.«
Jane erhob sich. Mit wachsbleichem Gesicht und mechanisch gesetzten Schritten setzte sie sich in Richtung Tür in Bewegung. »Ich möchte jetzt duschen, Sarah. Bitte, bleibe in der Nähe.«
»Keine Sorge.«
Die Horror-Oma schritt hinter Jane her. Sie schaute auch mit ihr in das Bad, wo sich unter anderem auch eine Dusche befand. Auch durch dieses Fenster fiel das Licht der Sonne. Der kleine Raum wirkte hell und freundlich. Da war nichts, was auf einen makabren Vorgang hinwies. Janes Blutarme wirkten wie ein schreckliches Schaustück. Sie drehte sich noch einmal um und sah das Lächeln auf Sarah Gold wyns Gesicht. Die Horror-Oma stand an der Tür, wollte noch etwas sagen, als das Telefon anschlug.
In jeder der drei Fragen stand ein Apparat, auch in der unter dem Dach, wo sich das Grusel-Archiv der Horror-Oma befand. »Entschuldige mich, Jane.«
»Ja, natürlich.«
Nach dem fünften Klingeln hob Lady Sarah ab. Eine ihr fremde Männerstimme meldete sich. Sehr höflich wurde gefragt, ob Jane Collins zu sprechen sei.
»Nein, Mister, sie steht unter der Dusche.«
»Das ist nicht gut. Ich rufe noch einmal an.«
»Können Sie mir sagen, wer Sie sind?«
»Oh pardon, wenn ich vergessen habe, mich vorzustellen. Mein Name ist Mandra Kobra.«
»Ach, Sie sind das! Der Inder, nicht wahr?«
»Sie kennen mich?«
»Leider nicht persönlich. John Sinclair hat mir einiges von Ihren Heldentaten berichtet.«
»Er hat bestimmt übertrieben.«
»Na, ich weiß nicht. Haben Sie einen besonderen Grund, um Jane sprechen zu wollen?«
»Ja, den möchte ich nur ihr persönlich sagen. Ich bin auf dem Weg zum Yard. Dort werden wir uns bestimmt sehen.«
»Ich sagte ihr, daß sie kommen soll. Sie wäre sowieso zu John Sinclair gefahren.«
»Gab es einen Grund?«
»Auch.«
»Darf ich ihn erfahren?«
Lady Sarah zögerte, dann gab sie sich einen innerlichen Ruck. »Es ging um einen Traum.«
»Wie bei mir. Sagen Sie ihr bitte, daß sie so rasch wie möglich kommen soll. Es drängt.«
»Was ist denn überhaupt los?«
»Die Hölle, Mrs. Goldwyn, die Hölle…« Mit diesen sehr ernst gesprochenen Worten legte Mandra auf.
Auch Lady Sarah hatte jedes Lächeln verloren. Ihr Gesicht sah sehr ernst aus, als sie vor der Tür zum Bad stehenblieb.
»Wer war es denn?« rief Jane gegen das Rauschen der Dusche an. Lady Sarah öffnete die Tür. Jane hatte den Luftzug gespürt und streckte ihren Kopf durch den Spalt in der klappbaren Duschwand. »Sag, wer ist es gewesen?«
»Mandra Korab!«
»Was?« rief sie.
»Ja, der Inder. Er wollte dich sprechen und erwartet dich bei John Sinclair im Yard. Ich glaube, Jane, es ging um deinen Traum, denn auch er hat von einem Traum gesprochen.«
Völlig überrascht stieg Jane aus der Duschkabine. »Das… das kann doch nicht wahr sein.«
»Ich lüge nicht.«
Sie fuhr durch ihr nasses Haar. »Er hat geträumt, ich habe geträumt. Wie soll das enden?«
Lady Sarah hob die Schultern, bevor sie sagte: »Hoffentlich sind in diesem Fall die Träume auch nur Schäume…«
»Das«, so erwiderte Jane, »glaube ich wiederum nicht…«
***
Es war die verfluchte, die verdammte Stimme, die mich fast zur Raserei brachte, mich aber trotzdem derart geschockt hatte, daß ich auf dem Fleck stehenblieb und mich nicht mehr rührte.
Lilith und Glenda. Waren sie eine Person? Glenda hatte mit Liliths Stimme geredet.
Suko hielt sich zurück. Er wußte genau, daß diese Sache nur mich etwas anging.
Noch immer drehte uns Glenda den Rücken zu. Ich näherte mich ihr auf Zehenspitzen und wollte ihr auf die Schulter tippen, als sie sich aufrichtete und sich umdrehte.
»John!« fuhr sie mich an. »Meine Güte, hast du mich erschreckt!«
Ich stierte sie nur an, mehr konnte ich einfach nicht tun. Ihre Stimme hatte wieder normal geklungen, keine Spur mehr von Liliths Organ. Glenda hob die Hand und wischte eine Handbreit vor meinen Augen hin und her.
»Bist du nicht mehr ganz in der Welt?«
»Doch«, flüsterte ich, »schon.«
»Und?«
»Wieso?«
»Weshalb stierst du mich so an wie jemand, der nicht alle Tassen im Schrank hat? Es kommt mir vor, als würdest du mich heute zum erstenmal sehen. Dir muß das Wetter tatsächlich auf den Keks geschlagen sein, einen anderen
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