Luzifer
habe nämlich einen schlimmen Verdacht, tut mir leid.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Ich werde es dir erklären. Ich glaube, daß du etwas mit seinem Verschwinden zu tun gehabt hast.«
Sie lachte auf. Es klang echt, nicht getäuscht oder gelogen. »Ich? Nein, nie. Ich war auf der Toilette.«
»Das nehmen wir dir sogar ab. Hast du dort möglicherweise einen Sekunden-Blackout erlebt?«
Nach dieser Frage zeigte sie Nervosität. Glenda zwinkerte heftig mit den Augen. »Das ist ein ungeheurer Verdacht, Suko, weißt du das?«
»Ja, Glenda, das weiß ich genau. Aber ich habe den Verdacht nicht grundlos ausgesprochen. Du hattest diesen Blackout schon einmal und sprachst mit einer fremden Stimme.«
»Ja, ja«, gab sie zu. »Das stimmt schon. Aber so kannst du das alles nicht sehen, Suko.«
»Wie denn?«
»Da wurde mir leicht übel.«
»Wann?«
»Bei dem Blackout.«
»Und auf der Toilette hast du ihn nicht gehabt?«
Der Inspektor blieb hartnäckig. »Nein.«
»Dann kannst du ja berichten, was dort vorgefallen ist.«
»Bitte, Suko«, sagte Jane, »geht das nicht etwas zu weit? Es verletzt doch die Intimsphäre.«
»Es tut mir leid, Jane, aber ich muß genau Bescheid wissen. Wie John bereits sagte, dieser Luzifer hat das Netz gesponnen und uns eingefangen. Die Zeit der Ruhe ist vorbei. Wir befinden uns in einer Zwickmühle. Wir müssen dagegen an.«
Mandra kam vor und schob Suko zur Seite. »Darf ich mal?« fragte er leise.
»Bitte.«
Die Inder schaute Glenda an und lächelte dabei. Unter seinem Blick wurde sie unsicher, auch ihre Mundwinkel zuckten, doch es war eher eine Geste der Verlegenheit.
»Bitte, setz dich!«
»Warum?«
»Tu mir den Gefallen.«
Sie hob die Schultern und schaute zu den anderen hin, die ihr jedoch nicht beistanden.
»Na ja, wenn du meinst.« Glenda ließ sich auf der Stuhlkante nieder, was Mandra Korab wiederum nicht gefiel. Er bedeutete ihr, es sich bequem zu machen.
Intervallweise rutschte die dunkelhaarige Frau zurück, bis sie den Druck der Lehne im Rücken spürte. Auch Mandra holte sich einen Stuhl und nahm Glenda gegenüber Platz. Sie saßen derart dicht zusammen, daß sich ihre Knie fast berührten.
Jane Collinsund Suko blieben im Hintergrund. Beide ahnten, was Mandra mit Glenda vorhatte.
Der Inder gehörte zu den Menschen, die die Kunst der Hypnose perfekt beherrschten. Durch seinen Blick und auch durch seinen Willen besaß er Macht über Menschen, die er nie ausspielte. Nur in Notfällen setzte er seine außergewöhnliche Gabe ein.
Dieser Notfall war jetzt eingetreten.
Glenda wußte nicht, was auf sie zukam. Nervös zupfte sie an ihren Haaren. Die Nähe des Inders machte sie unruhig. Ja, sie mochte diesen außergewöhnlichen Menschen mit den rätselhaften, dunklen Augen. Mandra Korab stammte aus einem alten indischen Geschlecht, zu dem auch zahlreiche Maharadschas in früheren Zeiten gehört hatten. Das war ihm auch heute noch anzusehen. Man konnte ihn als einen Aristokraten bezeichnen.
»Alles klar?« fragte er leise.
»Ja, schon, ich weiß nur nicht, was ich hier soll. Weshalb ich hier sitze.«
Mandra faßte nach ihren Händen. Sie ließ es geschehen, ohne sich zu wehren. Glenda spürte den Druck der starken Finger, der so etwas wie eine Beruhigung auf sie ausübte. »Du mußt nur eines, Glenda. Du mußt mir vertrauen.«
»Ich versuche es.«
»Nicht nur versuchen. Du mußt Vertrauen haben, sonst hat alles keinen Sinn.«
»Was willst du denn von mir?«
»Ich möchte nur mit dir reden, mehr nicht. Wir werden uns einfach unterhalten.«
»Und worüber?«
»Über dich, Glenda. Über dich und dein Schicksal, auch über John und den Sekunden-Blackout.«
Sie verkrampfte sich. »Den… den hatte ich. Weshalb will man mir nicht glauben?«
»Oh, wirglauben dirschon. Ich glaube dir sogar sehr. Es ist alles in Ordnung.«
»Nein, nichts ist in Ordnung, das weiß ich. Es ist nichts klar. Ihr wollt mir nicht glauben. Ich komme mir vor, als wäre ich von euch ausgestoßen worden.«
»Sicherlich nicht, Glenda.«
Sie wollte protestieren, heftig widersprechen, da jedoch sah sie genau in die Augen des Inders. Dort hatte sich etwas verändert!
Sie waren zwar äußerlich die gleichen geblieben, doch tief aus den Schächten der Pupillen stieg etwas hervor, das in den beiden Pupillen brannte.
War es ein Feuer? Der Wille oder die Kraft einer Seele?
Sie konnte es nicht sagen. Jedenfalls schaffte sie es nicht, sich diesem Blick zu entziehen. Er war einfach zu stark und
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