Luzifer
brannte sich tief in ihren Kopf hinein, bis in die Seele, wo er auch ein gewisses Echo hinterließ. Ein Echo, dem Glenda Perkins nichts entgegensetzen konnte. Sie saß noch immer auf dem Stuhl, spürte aber, daß sie allmählich wegschwamm. Sie hörte die sanfte, tiefe, dennoch beruhigend klingende Stimme des Inders.
»Du wirst dich jetzt entspannen. Du wirst dahingleiten und dich einzig und allein nur auf die Kraft meiner Stimme konzentrieren. Nur meine Stimme zählt für dich, nur meine Stimme. Hast du verstanden, Glenda? Nur meine Stimme.«
»Ja, ich habe es gehört. Es zählt nur deine Stimme. Alles andere ist weg, ich höre nur dich.«
»Siehst du auch etwas?«
»Nein«, flüsterte sie. »Ich kann nichts sehen. Alles ist so schrecklich dunkel. Tiefschwarz, als wäre meine Welt in eine Flüssigkeit getaucht worden.«
»Das ist gut, Glenda. Du darfst dich von nichts ablenken lassen. Von keiner anderen Macht. Nur ich zähle, ich allein.«
»Ja, nur du zählst.«
»Dann bin ich zufrieden.«
Jane Collins und Suko warfen sich Blicke zu. Die Detektivin lächelte dabei schmal. Sie war einverstanden, daß Mandra Korab es mit Hypnose versuchte. Auf eine andere Art und Weise würde er keine Informationen bekommen.
Noch fragte er nicht. Der Inder spürte, daß Glenda etwas Zeit brauchte.
»Ruhe«, sagte er und ließ ihre Hände dabei nicht los. »Du mußt dich voll und ganz der Ruhe hingeben. Nur das ist wichtig. Völlige Entspannung, kein Zucken, kein Vibrieren, kein Denken, die Ruhe und meine Stimme werden und müssen eine Einheit bilden.«
»Ja, ich merke es. Ich merke genau, daß es mich überkommt wie ein langer, ruhiger Fluß.«
»Das genau habe ich erreichen wollen.« Mandra nickte ihr zu, ohne daß sie es wahrnahm.
Er hatte es tatsächlich geschafft, Glenda zu entspannen. Auch äußerlich, denn ihre Sitzhaltung war längst nicht mehr so steif wie zu Beginn der Übung.
Sie lehnte sich gegen den Stuhlrücken, hielt die Augen halb geschlossen, atmete ruhig und regelmäßig.
Bevor Mandra mit seiner eigentlichen Befragung begann, drehte er den Kopf und sprach flüsternd zu Suko und Jane.
»Es kann sein, daß ich an eine Grenze stoße. In der Tiefe könnte sich etwas festgesetzt haben, vergleichbar mit einer Mauer, die wir erst durchbrechen müssen.«
»Das ist nicht normal?« fragte Suko.
»Nein, ist es auch nicht.«
»Dann rechnest du damit, daß sie, sagen wir, besessen ist?«
»Nicht so kraß. Wenn wir das Unterbewußtsein nehmen, dann stimmt es schon. Sie kann beeinflußt sein, nicht besessen. Ich bitte, diesen Unterschied zu beachten.«
»Klar, natürlich.«
Mandra kümmerte sich wieder um seinen Schützling. »Hörst du mich noch, Glenda?«
»Ja, ich vernehme deine Stimme.«
»Tut sie dir wohl?«
»Ich will sie weiterhören.«
»Das kannst du. Erzähle mir genau, wer du bist.«
»Ich heiße Glenda Perkins…«
»Und weiter…?«
Glenda berichtete aus ihrem Leben. Sie nannte Zahlen und Fakten. Da sie sich hier unter vertrauenswürdigen Freunden befand, konnte sie dies ohne weiteres tun.
Mandra Korab fragte geschickt weiter, umging allerdings noch immer das eigentliche Thema, auf das er erst später zu sprechen kam. »Ich möchte von dir wissen, was du von den Mächten des Bösen hältst.«
»Ich hasse sie!«
»Das tun wir alle, Glenda.«
»Ja, ich hasse sie.« Glenda verzog das Gesicht, als würde sie sich davor ekeln. Ein leichter Film aus Schweiß schimmerte auf ihrer Stirn.
»Würdest du denn mit diesen Mächten einen Pakt eingehen?« wollte er wissen.
»Nein, nein! Niemals! Ich verabscheue sie. Ich muß sie bekämpfen.«
»Wie es John Sinclair macht?«
»So ist es.«
»Das ist wunderbar. Ich weiß, daß du John Sinclair magst.«
Da lächelte Glenda, was auch Jane bemerkte. Sie spürte in ihrer Brust einen leichten Stich. So ganz war die Eifersucht zwischen den beiden noch nicht aus der Welt geschafft worden.
»Er mag dich auch, Glenda.«
»Richtig.«
»Er kann nicht sehen, wenn es dir schlecht ergeht oder wenn du leidest. Deshalb ist er dir auch gefolgt, als du den Raum hier verlassen hast. Erinnerst du dich?«
Glenda Perkins überlegte. Sie runzelte dabei die Stirn. »Ich glaube es schon.«
»Du bist in den Waschraum gegangen?«
»Ich fühlte mich so schlecht.«
»Das war eine gute Idee von dir. Wir alle haben gesehen, daß es dir nicht besonders gutging. John Sinclair lief dir nach. Hat er dich vielleicht im Waschraum getroffen?«
Sie zuckte mit den Lippen, als
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