Luzifer
wollte sie lächeln. »Nein, er kam nur.«
»Sah er dich nicht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Er konnte mich nicht sehen. Ich… ich hatte mich versteckt.«
»Vor ihm?«
»Stimmt…«
»Das wundert mich, wo du ihn doch magst. Weshalb hast du dich vor ihm versteckt?«
»Das ist schwer. Ich mußte es einfach tun. Ich habe mich in der Kabine eingeschlossen. Es ging nicht anders. Man hat es mir gesagt. Ich mußte mich verbergen.«
»Kannst du uns erklären, wer es dir gesagt hat?«
»Nein, das geht nicht.«
»Was hindert dich daran?«
»Ich hörte nur eine Stimme. Sie… sie hat zu mir gesprochen. Sie befahl mir, in den Waschraum zu gehen und mich vor John Sinclair zu verbergen.«
»Wer war es denn? Wer hat zu dir gesprochen? Du hast die Stimme bestimmt erkannt - oder?«
»Nein.«
»Bitte, sag die Wahrheit, Glenda.«
»Es ist die Wahrheit. Ich habe die Stimme wirklich nicht erkannt. Sie war mir fremd.«
»Aber du hast ihr gehorcht?«
»So ist es. Ich konnte nicht anders. Sie sprach so drängend. Sie war stärker als ich.«
»Hat ein Mann oder hat eine Frau zu dir gesprochen?«
»Die Stimme klang so seltsam, so anders. Ich glaube, daß es eine Frau gewesen ist.«
»Wie anders klang sie?« flüsterte Mandra ihr zu.
»Ich sagte es schon.«
»Nein, Glenda, du mußt dich genauer erinnern. Kam sie dir vielleicht bekannt vor?«
»Nein, nicht. Ich… ich hatte sie noch nie gehört. Aber sie war sehr mächtig.«
»Was wollte die Stimme von dir?«
»Ich sollte die Tür öffnen und hinausgehen.«
»Das hast du getan, Glenda?«
Plötzlich sprach die dunkelhaarige Frau nicht mehr weiter. Es hatte noch so ausgesehen, als wollte sie eine Antwort geben, dann war sie zusammengezuckt und hatte ihren Mund fest geschlossen und die Lippen aufeinandergepreßt.
Mandra Korab wiederholte seine Frage noch einmal. Diesmal drängender. Clenda sagte nichts mehr. Ihr Zustand hatte sich ebenfalls verändert. Sie befand sich nicht mehr in dieser ruhigen Lage. Etwas wühlte sie innerlich auf.
Das blieb auch Suko und Jane nicht verborgen. Beide gingen auf Mandra zu. »Was hat sie?« fragte Jane.
Mandra gab die Antwort mit flüsternder Stimme. »Das ist eine Sperre, die sie nicht überwinden kann.«
»Auch du nicht?«
»Ich weiß es nicht. Wenn ich es versuche, könnte es sein, daß Schäden zurückbleiben.«
»Das ist das Risiko nicht wert.«
»Eben.«
»Dann müßte die Stimme, von der Glenda gesprochen hat, ihr diese Sperre eingepflanzt haben. Oder sehe ich das falsch?«
»Nein, Suko, du hast schon recht. Es ist die andere Macht, die hier eine Kontrolle übernommen hat.«
»Kannst du dich nicht vorsichtig hintasten?« fragte Jane. »Ich bin davon überzeugt, daß Glenda indirekt einen Teil Schuld an Johns Verschwinden trägt.«
»Das ist mir auch klar. Aber ich denke ebenfalls an das gewaltige Risiko.«
»Bitte.«
Mandra hob die Schultern und wandte sich wieder an seine ›Patientin‹. Glendas innere Unruhe war geblieben. Die Schweißausbrüche hatten ebenfalls nicht aufgehört. Sie waren stärker und schlimmer geworden. Die Stirn wirkte wie eine glatte Fläche, so dicht drängte sich der Schweiß dort zusammen.
Der Inder nickte, als er sich zu Glenda hin vorbeugte. »Bitte«, sagte er leise. »Bitte, achte nur auf meine Stimme. Hörst du mich wieder, Glenda? Kannst du mich verstehen?«
»Ich höre dich, Mandra.«
»Weißt du noch, was du mir hattest erzählen wollen? Kannst du dich daran erinnern?«
»Nein.«
»Du hast die Stimme gehört. Die Frauenstimme vielleicht. Sie hat dir etwas befohlen.«
»Ich weiß nicht…«
»Doch, Glenda!« sprach Mandra sehr eindringlich. »Du weißt es sicher. Du mußt nur deine Gedanken ordnen. Ich bin davon überzeugt, daß du es weißt, Kind!«
»Aber wie soll ich…« Sie sprach nicht mehr weiter, holte saugend Luft und öffnete dabei den Mund.
Jane, Mandra und Suko erschraken über den Ausdruck auf ihrem Gesicht. Vor ihnen saß zwar noch Glenda Perkins, nur war es nicht mehr die gleiche wie vor Minuten.
Das Gesicht hatte sich zu einer Grimasse verzogen. Aus dem Mund strömte schaumiger Speichel über die Lippen, als wäre sie dabei, einen Plasmawolke auszuwürgen.
»Zuviel«, sagte Mandra. »Ich habe sie zuviel gefragt. Ich habe die andere Kraft unterschätzt.«
»Da!« rief Jane, »ihre Augen. Du mußt dir die Augen ansehen.« Hart faßte sie den neben ihr stehenden Suko an.
Sie sahen es alle.
Glendas Augen hatten sich auf furchtbare Art und Weise verändert.
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