Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)
auf.
So wie man eine Handschrift am Schriftzug erkennen kann, erkannte er am Stil der Berichte eindeutig Carla.
Mit der Lupe betrachtete er die beiden nebeneinander liegenden Berichte und verglich die Bilder. Die Papierstrukturen zeigten zwei unterschiedliche Erzeugnisse.
Ja, es war eine sehr gute Fotomontage. Echt Carla.
Als er vor einigen Monaten den Text gelesen hatte, war ihm dieser Text überhaupt nicht aufgefallen, da er ja den Stil, den Carla in Englisch schrieb, nicht kannte. Nun fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. ‚Vermutlich‘ , spekulierte er, ‚wollte Carla mir einen Impuls geben, als ich in der Leerlaufphase steckte.“
Es konnte natürlich auch ein alberner Streich sein. Na, wie auch immer. Für Carla war es kein Problem, im Verlag in der Druckerei so eine Fotomontage anzufertigen.
Verdammt. Verdammt. Ja, Carla hatte ihm diesen Streich gespielt. Ganz sicher. Und er, der dumme Schriftsteller Michael Falken, war darauf reingefallen. Zu köstlich. Er lachte wieder laut auf.
‚Aber wie hat sie es angestellt‘, grübelte er.
6. Kapitel
C arla plagte das schlechte Gewissen, als sie erfuhr, dass Falken ernsthaft Probleme mit der Droge hatte. Das hatte sie natürlich nicht beabsichtigt. Sie wollte ihn nur etwas inspirieren, weil er doch in seinem Schreibloch steckte.
Und nun noch diese Geschichte mit Maren Lars. Die ja nun völlig aus dem Ruder gelaufen zu sein schien.
Sie hatte die junge Germanistin auf der Buchmesse in Frankfurt kennen gelernt. In der Kantine saßen sie bei einem Kaffee am selben Tisch, sahen sich nach kurzer Zeit in ein intensives Fachgespräch verwickelt und stellten schnell einige Gemeinsamkeiten fest. Sie erzählte vom Verlag und erwähnte auch kurz ihre Scheidung von Falken.
Maren plauderte auch aus der Schule. Sie hatte Germanistik studiert, mit dem Ziel, Journalistin zu werden, und hatte den Wunsch, sich zu verändern, da sie auch gerade eine Trennung hinter sich habe.
„Der Kerl war mein Chef“, sagte sie. „Verheiratet. Zwei süße Kinder.“
„Das wusstest du doch bestimmt vorher.“ Carla schüttelte verständnislos ihre blonde Engelsmähne. „Und hast es in Kauf genommen.“
„Ich war jung und unerfahren“. erwiderte Maren zerknirscht. „Ich dachte, er lässt sich scheiden.“
„Immer das selbe Lied“, sagte Carla und streckte ihren rechten Zeigefinger in die Luft, „die lassen sich nur in den seltensten Fällen scheiden. Die lieben ihre Bequemlichkeit. Besonders die Älteren.“
„Ja“, stimmte Maren zu, „das ist wohl so. Und eine junge Geliebte zu haben, mit der man es im Büro und auf Dienstreisen treiben kann, ist doch auch sehr erfrischend.“
„Du sagst es.“
„Vier Jahre ging das.“ Maren nickte nachdenklich mit dem Kopf. „Vier Jahre.“
Carla bot Maren spontan das Lektorat an.
„Und du kannst das Apartment, das Falken benutzte, bevor er ins Landhaus zog, haben“, schlug sie vor und lud sie ein, für ein Wochenende zu ihr zu kommen. „Dann können wir in Ruhe alles Weitere für deine zukünftige Arbeit besprechen“, fügte sie zufrieden hinzu.
So zog Maren nach München. Und sie fühlte sich, wie man so sagt, bald pudelwohl.
Auf die Idee, Falken eine Komödie vorzuspielen, kam Carla. Die Idee in die Tat umzusetzen, war ein Kinderspiel. Im wahrsten Wortsinn. Sie brauchten nur die Geschichte in seinem Manuskript weiter zu spielen. In den Abfallkörben, die sie regelmäßig bei ihren Besuchen bei Falken leerte, fand sie Fragmente, die sie zwar für gut hielt, im Manuskript aber nicht fand und nun einfügte.
Maren war sofort begeistert und spielte mit, ohne Falken zu kennen. Sie wusste nur, er war Schriftsteller des Hauses und trotz seiner jungen Jahre etwas schrullig.
Mit Begeisterung las sie das Manuskript, lernte die Fragmente aus dem Papierkorb auswendig und freute sich kindlich, nach langer Zeit endlich wieder ausgelassen und fröhlich sein zu können. Dann traf sie Falken persönlich auf der Fete und sie fuhren in sein Landhaus…
Nachdem Maren sich von Falken verabschiedet hatte, um angeblich schlafen zu gehen, wartete sie noch eine Weile in ihrem Schlafzimmer, schlich dann wieder ins Wohnzimmer und verwischte alle Spuren. Ganz leise trat sie dann auf die Veranda. Falken saß ruhig und entspannt im Lehnstuhl und schlief, während ein süßer Duft von Flieder über ihn hinwegwehte. Ihr Parfüm.
Von dem Wein, den sie vorher im Haus versteckt hatte, nahm sie die zwei fehlenden Flaschen und
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