Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)
stellte sie in das Regal im Keller.
Im Morgengrauen verließ sie das Haus und ging zum Bahnhof.
Sie war unglücklich und traurig, denn so sehr sie sich auf den Ulk gefreut hatte, so leid tat es ihr jetzt. Falken war ein Mann, dem man nicht alle Tage begegnete. Unverdorben und von fast kindlicher Naivität, hinterließ er den Eindruck, als sei er noch nie angelogen oder enttäuscht worden. Und ausgerechnet sie musste die Enttäuschung sein.
*
Falken stürzte sich wieder in die Arbeit und inszenierte weiter sein Tourneestück.
Carla rief an und versuchte, das Geschehene zur Sprache zu bringen.
"Ich bin dir eine Erklärung schuldig", begann sie vorsichtig.
"Ja? Welche denn."
"Na ja, das mit Maren. Du weißt schon.
"Mit weeem?"
"Mit Maren Lars."
"Wer zum Kuckuck ist Maren Lars. Ich verstehe gar nichts."
Nun wusste Carla, dass Falken alles wusste.
"Ach nichts", sagte sie. "Vergiss es. Ich komme am Wochenende."
"Nachdem wir uns den Jux ausgedacht hatten", sagte sie, als sie auf der Veranda ihren Wein tranken, "fragten wir Werner, ob er mitmachen würde. Und natürlich wollte er. Die Fotomontage war dann nur noch Routine."
"Und was war mit den Opiaten in meinem Blut?"
"Die Eier", sagte Carla. "Nein. Vergiss es. Werner hat dir die Droge ins Essen getan."
"Verdammt."
"Eine harmlose." Carla streichelte beruhigend Falkens Hand. "Eine, die das Bewusstsein erweitert. Uns in unsere Vergangenheit führt."
"Oder vielleicht doch die Eier. Oder beides?" Falken hatte Humor und beschloss, die ganze Sache als Scherz zu nehmen. "Lass es gut sein", sagte er. "Mir ist ja nichts passiert. Im Gegenteil. Ich habe eine Reise in die Vergangenheit gemacht. Und viel über mich erfahren."
Carla war erleichtert und sie fuhren in den Ort, um für das Wochenende einzukaufen.
"Wie ein Ehepaar", stellte Falken fest. "Ja. Ja."
"Habe ich auch schon oft gedacht. Warum haben wir uns überhaupt scheiden lassen?"
"Anders die Frage. Warum haben wir überhaupt geheiratet?"
"Deine Idee. Moralische Einstellung. Du musstest dir einen Stempel vom Amt holen, um mich mit reinem Gewissen lieben zu dürfen.“
„So ist es.“
„Mich stören solche Freiheitsberaubungen.“
„Und jetzt?“
„Jetzt leben wir in so genannter wilder Ehe.“
„Stimmt. Ich bin dein Liebhaber.“
„Und mir lieber als mein Ehemann„, lachte Carla und fügte schelmisch hinzu: „Und dich stört es doch wohl auch nicht?"
"Ja. Nein...“, stotterte Falken. „Wir schlafen miteinander. Verbringen den Urlaub gemeinsam. Sind an den Feiertagen zusammen. Was war denn so schlimm an unserer Ehe?"
"Der Stempel, mein Lieber. Der Stempel. Der uns erlauben sollte, glücklich zu sein. Ich bin lieber deine Konkubine, als durch die Gnade eines Paragraphen eine biedere Haus - und Ehefrau."
"Ja, aber die Leute…"
"Da haben wir es", sagte Carla aufgebracht. "Dir war immer wichtig, was die Leute sagen oder nicht sagen. Jetzt hör aber auf mit dem Quatsch. Nimm lieber den Einkaufskorb. Du brauchst nicht unbedingt die Hände zum Reden."
*
Maren hatte nicht gelogen, als sie Carla sagte, sie fühle sich nicht wohl. Es war die Unsicherheit, der Kampf der Gefühle. Sie hatte sich in Michael Falken verliebt, musste sie sich eingestehen. Wieder und wieder erlebte sie die Nacht im Landhaus. Falken hatte nicht ein einziges Mal den Versuch unternommen, die Situation auszunutzen. Nicht die kleinste Berührung. Nur zufällig, als er ihr die Stola um die Schulter legte, hatte er sie ganz leicht berührt. Sich aber sofort entschuldigt. Als hätte er Gott weiß welch Vergehen begangen. Sie musste ihn unbedingt anrufen. Wie oft hatte sie schon zum Telefon gegriffen, doch jedes Mal wieder aufgelegt.
„Jetzt musst du durch“, sprach sie sich selbst Mut zu. „Nur noch einmal.“
Das Freizeichen am anderen Ende ertönte. Marens Herz klopfte wie verrückt. Beinahe hätte sie wieder aufgegeben. Doch in dem Augenblick, in dem sie auflegen wollte, meldete sich Falken.
"Ja. Hier ist Maren Lars", sagte sie und versuchte, ihre Stimme so normal wie möglich klingen zu lassen.
"Maren…“
„Ja. Ich.“
Pause.
„Ich hoffe, du kommst bald wieder."
„Ja, ich…“
"Du bist jederzeit willkommen."
„Ich komme mit dem Frühzug.“
„Ich freue mich, Liebes.“
"Na, siehste", lobte sich Maren, "ging doch, alles kurz und schmerzlos."
Maren tanzte mit dem Hörer in der Hand im Zimmer herum.
„Und was hat er gesagt“, sang sie. „Ich freue mich, Liebes. Ich freue mich, Liebes.
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