Luzifers Hammer
nicht gehen. Ich sollte besser eine Pause einlegen. Er legte die nassen Sachen ab, streckte sich auf der Couch aus, zog sich eine Decke über die Ohren … und schlief ganz tief ein. Dan erwachte in einer Hölle von Blitzen, Sturm und Regen.
Er war ganz steif. Er richtete sich ganz langsam auf, ging in die Küche, wobei er sich selbst Mut zusprach. Erst das Frühstück, dann an die Arbeit. Seine Uhr war stehen geblieben, er wußte nicht, ob es Tag war oder Nacht.
Es galt, den Schubkarren halb voll zu füllen und durch glitschigen Schlamm bergauf zu schieben. Nächste Runde, und das Signallicht nicht vergessen. Die Bücher armweise aus dem Schubkarren geholt und im alten Behälter versenkt. Es war unwahrscheinlich, daß irgendeiner, Tölpel oder Schlaumeier, hier nach einem solchen Schatz suchen würde, selbst wenn er wußte, daß es hier in der Gegend so etwas gab. Der Geruch störte ihn gewaltig. Aber dieser Hurrican würde nicht ewig dauern, und dann würde der Behälter doppelt sicher sein. Jetzt zurück und eine neue Ladung geholt …
Einmal glitt er aus und schlitterte ein Stück bergab durch den Schlamm, wobei ihn der leere Schubkarren mitschleifte. Er rutschte über manch scharfen Stein, was ihn schließlich davon abhielt, es noch einmal zu versuchen. Dann kam die letzte Ladung dran: fertig. Er werkelte am Deckel herum, machte eine Pause und versuchte es wieder. Es dauerte eine ganze Weile, bis er den Deckel abgehoben und wieder aufgesetzt hatte. Dann ging es bergab mit dem leeren Schubkarren. In einem Tag würden seine Spuren verwischt sein. Er dachte zunächst daran, auch die letzten Spuren – nämlich den Schubkarren – zu beseitigen, ihn irgendwo einzugraben, ließ es aber, weil ihn allein schon der Gedanken an all die Mühe schreckte.
Er trocknete sich mit den Handtüchern im Bad ab. Warum auch nicht? Die gleichen Handtücher benutzte er auch, um sein Regenzeug abzutrocknen. Er holte weitere Handtücher aus dem Wäscheschrank und stopfte sie in seine Stiefel, bevor er sie in den Wagen legte nebst Regenmantel, Hut und trockenen Handtüchern. Das alte Haus wurde allmählich leck und er fragte sich, ob der alte Wagen nicht auch lecklaufen würde. Schließlich machte es nichts mehr aus. Irgendwann einmal mußte er den Wagen doch stehen lassen und zu Fuß weitergehen, durch den Regen stapfen und zum ersten Mal in seinem Leben einen Rucksack tragen. Er würde entweder in Sicherheit oder tot sein, lange bevor es aufhören würde zu regnen.
Er stellte den neuen Rucksack in den Wagen, den er bereits vor zwei Tagen gepackt hatte, nebst einer Spritze und ein paar Ampullen Insulin. Im Auto lagen noch zwei weitere Spritzen und Insulinpackungen, weil es durchaus sein konnte, daß jemand den ganzen Rucksack mitgehen ließ. Oder jemand würde die Spritzen stehlen … doch sicher würde ihm mindestens eine übrigbleiben.
Es war eine alte Karre und enthielt nichts, was Diebe anlocken konnte. Er hatte ein paar Sachen dabei, mit denen er sich vielleicht, wenn überhaupt, sein Leben erkaufen konnte. Er hatte ein einziges, wirklich wertvolles Stück dabei, das jeder mittelmäßige Dieb für wertlos halten würde, aber vielleicht konnte es ihm zur Sicherheit verhelfen.
Dr. Daniel Forrester war ein Mann in mittleren Jahren, mit einem nutzlos gewordenen Beruf. Sein Doktor würde in Zukunft keine Tasse Kaffee mehr wert sein. Seine Hände waren weich, er war zu korpulent, und er war Diabetiker. Seine Freunde hatten ihm gesagt, er hätte sich zu oft selbst unterschätzt. Nun, auch das war schlimm, weil dieser Umstand seine Geschäftstüchtigkeit beeinträchtigte. Er wußte, wie man Insulin herstellte.
Er mußte nur ein Labor zur Verfügung haben und jeden Monat ein Schaf schlachten. Am Tag zuvor hatte sich Dan Forrester einen unglaublichen Luxus geleistet. Was in seinem Rucksack steckte, war wieder etwas anderes.
Es war ein Buch, eingepackt wie alle anderen: Band zwei von Wie funktioniert das? Band eins steckte im Abwassertank.
Harvey Randall sah den weißen Cadillac auf sich zukommen. Es dauerte einen Moment, bis er sich dessen bewußt wurde, und stieg dann so hart auf die Bremse, daß Joanna in ihrem Sicherheitsgurt nach vorn geschleudert wurde. Die Flinte knallte hart gegen das Armaturenbrett. »Sind Sie verrückt geworden?« schrie sie, doch Harvey hatte bereits die Tür aufgerissen und war auf die Straße hinausgelaufen. Er ruderte verzweifelt mit den Armen. Gott! Sie mußte ihn doch gesehen haben! »Marie!«
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