Luzifers Hammer
Sachen. Er hatte sein Teil an Tiefkühlkost eingekauft, solange noch etwas zu haben war, aber Dan hatte weiter gedacht. Er hatte weit mehr zusammengetragen als Hähnchen, Fischstäbchen und Mischgemüse, er hatte auch Insektenspray und Mottenkugeln. Der Tisch war voll. Er setzte sich hin und begann auf dem Fußboden zu werkeln.
Bei der Arbeit pfiff er vor sich hin. Er besprühte ein Buch mit Insektenspray, steckte es in einen Beutel, legte ein paar Mottenkugeln hinein und verschloß den Beutel. Das Ganze noch mal in einen Beutel und verschlossen. Dann kam das nächste Buch an die Reihe. Die Päckchen häuften sich auf dem Fußboden, jedes Buch in vier Plastikbeutel verpackt. Dann stand er auf und zog Handschuhe an. Er holte einen Ventilator und stellte ihn hinter seinem Rücken auf. Das sollte das Insektenvertilgungsmittel von seinen Händen fernhalten und die Dämpfe wegblasen, damit er sie nicht einatmete.
Als der Stapel auf dem Fußboden zu groß wurde, rückte er weiter. Und als der zweite Stapel so hoch war wie der erste, stand er vorsichtig auf. Seine Gelenke waren steif, und die Füße schmerzten. Er bewegte die Beine, um die Durchblutung zu fördern. Dann setzte er in der Küche Kaffeewasser auf. Aus dem Radio kam nichts als Rauschen, und so räumte er den Küchentisch ab und stellte den Kassettenrecorder an. Jetzt hatte er Platz, und er nahm seine Arbeit wieder auf.
Er schichtete die beiden Haufen zu einem einzigen Haufen zusammen. Die Lichter gingen aus, die Stimmen der Beatles sanken herab, das Band lief langsamer und blieb dann stehen. Dan war plötzlich in Finsternis getaucht, und Geräusche drangen an sein Ohr, die er bislang überhört hatte: Donnergrollen, das Heulen des Windes und das Rauschen des Regens, der gegen das Haus klatschte. Aus einem Winkel der Zimmerdecke tropfte Wasser.
Er trank Kaffee in der Küche, dann ging er durch die Bibliothek und zündete Kerzen an. Die Stunden waren vergangen. Der Kaffee, den er vergessen hatte, hatte zu lange gekocht. Ein Großteil der Regale war immer noch voll, doch die wichtigsten Bücher waren verpackt.
Dan schritt die Bücherregale ab. Eine Art Müdigkeit überfiel ihn und vertiefte seine Melancholie. Er hatte zwölf Jahre in diesem Haus gewohnt, aber es war noch einmal so lange her, seit er Alice in Wonderland, The Water Babies und Gulliver’s Travels gelesen hatte. Diese Bücher würden in einem verlassenen Haus verkommen: Dune, Nova, The Corridors of Time, Cat’s Cradle, Half Past Human, Murder in Retrospect, Gideon’s Day, The Red Right Hand, The Trojan Horse, A Deadly Shade of Gold, Conjure Wife, Rosemary’s Baby, Silverlock, King Conan . Er hatte die Bücher nicht zur Unterhaltung eingepackt, sondern um die Zivilisation wieder aufzubauen. Selbst Doles Habitable Planets for Man …
Gottverdammich, nein! Dan warf die Habitable Planets for Man auf den Tisch. Eine dicke Chance, daß die nächste Inkarnation der NASA das Buch brauchen könnte, bevor es zu Staub zerfiel, doch was sonst? Er legte weitere Bücher dazu. Future Shock, Cults of Unreason, Dantes Inferno, Tau Zero … aus!
Eine Viertelstunde später war er fertig. Er hatte keine Tüten mehr.
Er trank den lauwarmen Kaffee und zwang sich zur Ruhe, bevor er an die schwere Arbeit ging. Seine Uhr sagte ihm, daß es zehn Uhr abends war, aber er hatte jedes Zeitgefühl verloren.
Er holte einen Schubkarren aus der Garage. Das Ding war nagelneu, die Etiketten waren noch dran. Er widerstand der Versuchung, die Schubkarre zu überladen. Er legte Regenmantel, Stiefel und Hut an. Dann fuhr er die Bücher aus der Garage. Das moderne Abwassersystem von Tujunga war ziemlich neu. Das Gelände war mit Abwasserbehältern übersät, und einer davon lag hinter Dan Forresters Haus. Er ging bergauf. Man kann eben nicht alles haben.
Der Wind heulte. Der Regen schmeckte salzig und war voller Dreck. Zwar leuchteten ihm die Blitze, aber es war doch nicht hell genug. Dan wuchtete den Schubkarren bergauf und suchte nach dem Behälter. Schließlich fand er ihn, aber er war voll Wasser, da er am Abend zuvor den Deckel geöffnet hatte.
Er legte die Bücher portionsweise hinein und half mit einem Klempnerhaken nach. Bevor er ging, nahm er eine Notleuchte und stellte sie auf den Deckel.
Beim zweitenmal kam er in der Badehose heraus. Der warme, leise Regen war weniger unangenehm als die feuchte, klamme Kleidung. Beim dritten Mal hatte er den Hut auf. Er war müde, die Arbeit fiel ihm plötzlich schwer. Das wird
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